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Aurubis – Nichts überstürzen

Veröffentlicht am 16.02.2024, 16:05
NAFG
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Aurubis

Die Metallverarbeiter aus Hamburg haben ein bewegtes Jahr hinter sich. Wie bekannt wurde, war das Unternehmen über Jahre zum Opfer von massiven Diebstählen geworden. Die Folge: Eine Sonderinventur mit Abschreibungen im dreistelligen Millionenbereich. Ohne die finanziellen Auswirkungen dieser Straftaten läge das operative Ergebnis (EBT) für 2023 jedoch auf dem hohen Niveau der beiden Vorjahre. Für 2024 rechnet der Konzern zwar weiterhin mit guten Geschäften, aber die Ertragsprognose stimmt uns vorsichtig.

Das Kerngeschäft der im MDAX gelisteten Aurubis AG (ETR:NAFG) (ISIN: DE0006766504) besteht in der Kupferraffination und der Rückgewinnung von hochwertigen Metallen aus Recyclingstoffen sowie der Produktion von hochwertigen Metallprodukten wie Kabel, Drähte und Walzprodukte für die in Deutschland und im europäischen Ausland ansässige Industrie. Trotz hoher Abhängigkeit gerade von der deutschen Industrie, die aktuell mit zahlreichen Unwägbarkeiten zu kämpfen hat, liefen die Geschäfte des Konzerns 2023 gut. Allerdings wurde das gute Geschäft überschattet von kriminellen Machenschaften im Hamburger Werk, die dazu führten, dass Sonderabschreibungen auf Materialbestände von rund 183 Mio. EUR das Ergebnis für 2023 stark belasteten und schlussendlich sogar mehrere Vorstandsmitglieder ihren Hut nehmen mussten. Über Jahre hinweg hatten Mitarbeiter tonnenweise edelmetallhaltige Zwischen- und Nebenprodukte sowie Kupfer vom Hof geschafft. Der Fehlbestand bei Edelmetallen beläuft sich auf eine Summe im niedrigen dreistelligen Millionenbereich.

Darüber hinaus wird von Betrugsfällen mit manipulierten Proben berichtet, deren Edelmetallgehalt höher war als in den daraufhin erhaltenen Lieferungen. Von einem Schaden im hohen zweistelligen Millionenbereich ist die Rede, von dem immerhin 30 Mio. EUR durch die Versicherung gedeckt sind. Lässt man diese Sondereinflüsse außen vor, läge das Ergebnis jedoch auf dem hohen Niveau der beiden Vorjahre. Zur Beurteilung der Profitabilität wird vom Konzern das operative Ergebnis vor Steuern (EBT) herangezogen, dass um Bewertungseffekte der Materialbestände, energiebezogene Absicherungseffekte und Effekte aus Kaufpreisallokationen bereinigt wird. Dieses betrug für das Geschäftsjahr 2022/23 rund 349 Mio. EUR (Vj: 532 Mio.) und soll für 2023/24 zwischen 380 und 480 Mio. EUR betragen. Mit der Prognose knüpfen die Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr an das hohe durchschnittliche EBT der letzten 3 Jahre an, heißt es von Seiten des Konzerns. Dabei rechnen die Hamburger mit einem weiterhin stabilen Marktumfeld und steigender Nachfrage nach Kupfer und Metallen. Uns erscheint die Konzerneigene Prognose jedoch von Unsicherheit geprägt, liegt diese doch in einer sehr breiten Spanne und außerdem deutlich unter dem Wert des EBT des Geschäftsjahres 2021/22.

Bewertung auf Basis der Dividende

Bewertung auf Basis der Dividende

Relativ zuverlässig erscheint uns bei Aurubis für die Bewertung der Aktie die Dividende zu sein. Und gerade dieser steht aktuell eine deutliche Kürzung bevor. Betrug diese im Vorjahr noch 1,80 EUR je Aktie, so wurde für die kommende Hauptversammlung eine Dividende von 1,40 EUR für das abgelaufene Geschäftsjahr vorgeschlagen. Die Mehrzahl der Analysten prognostizieren auch für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 nur eine moderate Steigerung der Dividende. Der Analystenkonsens liegt bei 1,43 EUR je Aktie. Der jährliche Höchstkurs notierte über die letzten 10 Jahre im Durchschnitt bei einer Dividendenrendite von 1,86 % und der jährliche Tiefstkurs bei 3,25 %. Auf Basis der Dividendenprognose von 1,43 EUR je Aktie ergibt sich aus diesen Diskontsätzen eine Handelsspanne mit einem Kursziel von 77 EUR und einem Einstiegskurs von 44 EUR.

Charttechnik

Langfristig gesehen befindet sich die Notierung von Aurubis in einem intakten Aufwärtstrend. Seit dem Allzeithoch bei 119 EUR im April 2022 hat die Notierung jedoch stark nachgegeben bis auf knapp über 50 EUR (-58 %) im September 2022. Aus der langfristigen Trendlinie, die sich auf der Unterseite aus den Tiefstkursen im März 2020 und September 2022 ergibt und den abfallenden Hochs auf der Oberseite seit April 2022 hat sich damit einhergehend eine Dreiecksformation ausgebildet. Deren untere Begrenzung wurde letzte Woche auf Schlusskursbasis deutlich nach unten durchbrochen. So lange das Unterstützungsniveau zwischen 60 und 62 EUR hält, besteht jedoch die Möglichkeit, dass es sich dabei um einen Fehlausbruch handelt. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Marke von 60 EUR würde jedoch auf weiteres Abwärtspotential schließen lassen. Die nächsten Unterstützungen lägen dann im Bereich von 50 EUR und bei 44 EUR, wo die untere Begrenzung des langfristigen Aufwärtstrends liegt. Bei einem erneuten Kursanstieg läge der nächste markante Widerstand im Bereich von 70 bis 71 EUR. Die relative Stärke auf Basis von 14 Wochen notiert bereits im stark überverkauften Bereich und könnte als Indiz für eine anstehende Erholung gewertet werden.

Wochenkurse Aurubis

Fazit

Insgesamt scheint das Geschäft von Aurubis stabil zu sein und mit den ergriffenen Maßnahmen dürfte weiteren kriminellen Machenschaften der Riegel vorgeschoben sein. Dies sollte sich positiv auf künftige Ergebnisse auswirken. Ein Unsicherheitsfaktor besteht aus unserer Sicht jedoch in der starken Abhängigkeit von der deutschen Industrie, die aktuell erheblichen Risikofaktoren ausgesetzt ist. Auch die schwammige Ertragsprognose, einhergehend mit einer stark gekürzten Dividende mahnen zur Vorsicht. Der aktuelle Aktienkurs entspricht auf Basis der Dividendenschätzung von 1,43 EUR je Aktie und den von uns genannten Diskontsätzen ziemlich exakt dem fairen Wert. Nach oben und unten sehen wir Kurspotenzial von ca. 27 %. Wir beobachten die Aktie. Wer auf Nummer sicher gehen will, der wartet auf tiefere Kurse.

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