Nachdem wir Ihnen gestern hier bereits aufgezeigt hatten, wie sich der Goldpreis im vergangenen Jahr entwickelte und dass es einen simplen Zusammenhang zwischen Angebot und Nachfrage und dem Kursverlauf des Goldpreises gibt, wollen wir heute einen Blick in die Zukunft werfen. Denn wir wissen nun, warum sich der Goldpreis in 2014 möglicherweise so bewegt hat, wie es im Chart zu sehen ist, doch es stellt sich natürlich vielmehr die Frage, wie es in 2015 weitergehen könnte.
Grafik 1: Entwicklung des Goldpreises 2014 bis heute
Bislang zeigte Gold auch in diesem Jahr deutliche Schwäche. Vom Jahresendstand 2014 bei 1.183 USD ging es zunächst bis auf über 1.307 USD um mehr als 10 % aufwärts, nur um dann (genau wie in 2014) wieder einzubrechen auf aktuell unter 1.600 USD. Damit liegt der Goldpreis in 2015 schon wieder deutlich im Minus.
World Gold Council erwartet Angebotshoch in 2015
Der World Gold Council erwartet jedenfalls, dass das Angebotswachstum (seit 2008 durchschnittlich 4,7 %) voraussichtlich im Jahr 2015 sein Hoch erreichen wird. Denn aus Sicht der Organisation leiden einige Goldproduzenten aufgrund des gesunkenen Goldpreises unter Kostendruck und könnten daher weniger in die Entwicklung neuer Projekte zu investieren. Dieser Mangel an neuen Projekten könnte die Minenproduktion in den nächsten paar Jahren belasten, so der World Gold Council.
Der World Gold Council ist eine Lobbyorganisation
Diese Überlegung zum Gold-Angebot ist durchaus plausibel. Doch man sollte beachten, dass es das Ziel des World Gold Council ist, die Nachfrage nach Gold zu stimulieren und zu erhalten. Entsprechend muss man davon ausgehen, dass die Aussagen der Organisation tendenziell immer etwas zu optimistisch in Bezug auf den Goldpreis sind.
Recycling-Angebot dürfte mit steigenden Goldpreisen zunehmen
Fraglich ist nämlich auch, wie sich das Angebot durch Gold-Recycling entwickeln wird. Zuletzt ist dieses Angebot wohl auch als Folge der gesunkenen Preise zurückgegangen. Steigt der Goldpreis aber wieder, könnte eine höhere Abgabebereitschaft entstehen, wodurch das Recyclingangebot steigen dürfte.
Entwicklung der Nachfrage offen
Fraglich ist auch, wie sich die Nachfrage weiter entwickelt. Bekannt ist, dass besonders in China und Indien die Nachfrage in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist. In den letzten 10 Jahren stieg sie dort um 71 % und damit sehr stark. Doch in 2014 ging die Nachfrage im Vergleich zu 2013 in beiden Regionen sehr deutlich zurück (siehe Grafik 2).
Grafik 2: Entwicklung der Goldnachfrage in Indien und China (Quelle: World Gold Council)
Auch die weltweite Nachfrage nach Barren und Münzen (siehe folgende Grafik 3) ist in 2014 gegenüber dem Vorjahr deutlich zurückgegangen (-40 %) und befand sich damit sogar auf einem 4-Jahres-Tief.
Grafik 3: Nachfrage nach Barren und Münzen (Quelle: World Gold Council)
Zwar ließen die Abflüsse aus Gold-ETF (siehe folgende Grafik 4) inzwischen deutlich nach, dennoch ist auch hier nach wie vor ein klarer Abwärtstrend erkennbar. Und gerade in diesem Bereich dürfte sich die Entwicklung fortsetzen, wenn die Zinsen ab diesem Jahr wieder steigen – die US-Notenbank Fed wird die Zinswende in diesem Jahr einleiten.
Grafik 4: Entwicklung der Goldbestände in ETF (Quelle: World Gold Council)
Da verwundert es kaum, dass von den 159 t, die im Laufe des Jahres 2014 aus Gold-ETF abgezogen wurden, satte 100 t aus Nordamerikanischen ETF geflossen sind.
Fazit zum Ausblick
Nicht ohne Grund haben wir mehrfach im Geldanlage-Brief geschrieben, dass wir langfristig bei Gold (und Silber) lediglich eine längere (mehrjährige) Seitwärtsbewegung unter abnehmender Volatilität erwarten und dass dies dazu führen sollte, dass Gold und Silber als Investments weiter an Attraktivität verlieren. Und daher wiederholen wir auch gerne unser Fazit.
Fakt ist, dass wir es zuletzt auf Jahressicht mit einer abnehmenden Nachfragemenge nach Gold bei gleichzeitig steigendem Angebot zu tun hatten. In 2014 führte diese Entwicklung zu einem Überangebot in Höhe von über 9 %. Und dies, obwohl wir es mit diversen geopolitischen Krisen (Griechenland, Ukraine, Terrorismus) und einer extrem expansiven Geldpolitik der weltweiten Notenbanken zu tun hatten. Wenn Gold schon in diesem Umfeld nicht deutlich nachgefragt wird, dann wohl erst recht nicht, wenn sich die Krisen entspannen und die Zinsen ab 2015 zumindest in den USA wieder steigen.
2015 wird Gold voraussichtlich nicht glänzen können
Das einzige, was Gold noch auf die Beine helfen kann, wäre ein deutliches Anziehen der Inflation oder eine Verschärfung der Krisen, insbesondere der Problematik der extrem hohen Staatsverschuldungen. Ein solches Szenario sehen wir aber auf absehbare Zeit (bis weit in das Jahr 2016 hinein) nicht.
Hören Sie nicht auf Dauer-Goldbullen, betrachten Sie die Fakten!
Und lassen Sie sich bitte nicht erzählen, dass der Goldpreis wieder auf 2.000 US-Dollar durchstartet, weil die aktuelle Nachfrageschwäche bald vorüber sein und dann die Nachfrage wieder den Preis treiben wird! Denn nicht ganz unwichtig sind auch die Entwicklungen auf der Angebotsseite.
Im Vergleich zu den Vorjahren stieg das Angebot zuletzt jeweils um durchschnittlich 4,7 %. Es wurde über viele Quartale hinweg stets mehr Gold angeboten als gekauft, was vor allem daran lag, dass die Goldförderer die Produktion ausgeweitet haben. Die Angebotsmenge dürfte auch in Zukunft hoch sein, auch wenn das Angebotswachstum nachlässt.
Neben der Nachfrage ist auch das Angebot entscheidend
Selbst wenn die Nachfrage wieder steigt, wird auf längere Sicht stets ein ausreichendes Goldangebot vorhanden sein. Das World Gold Council erwartete bereits für das Jahr 2014, dass die Produktion ihren Höhepunkt erreichen wird und sich über die kommenden zwölf bis 18 Monate auf diesem Niveau halten wird. Nun soll es halt das Jahr 2015 sein. Vielleicht hören wir Anfang 2016 mit dem Bericht zum Jahr 2015, dass der Peak in 2016 erreicht sein wird…
Es zeigt sich, dass wir mit unserer Erwartung an eine langweilige Seitwärtsbewegung im Goldpreis schon seit Monaten richtig liegen und wohl auch in einigen Wochen und Monaten wohl noch richtig liegen werden.
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 11.03.2015)