Die Übernahme von Monsanto (NYSE:MON) im Jahr 2018 hat dem Chemieriesen Bayer (ETR:BAYGN) weiterhin anhaltende Probleme beschert. Jetzt wird die Dividende gekürzt, unter anderem, um genug Geld für teure Glyphosat-Klagen zur Verfügung zu haben.
Auch unter dem finanziellen Druck von milliardenschweren US-Rechtsstreitigkeiten kürzt Bayer die Dividende. Das Unternehmen teilte kurz vor Börsenschluss am Montag mit, dass für die nächsten drei Jahre nur das gesetzlich geforderte Minimum ausgeschüttet werden soll. Für das Jahr 2023 bedeutet dies eine Dividende von 0,11 Euro pro Aktie. Wir erwarten, dass dies auf der Hauptversammlung im April beschlossen wird.
Die Einschnitte stehen im Zusammenhang mit dem Schuldenstand, den hohen Zinsen und einer angespannten Situation beim freien Finanzmittelfluss (Free Cashflow). Dieser Schritt kommt nicht überraschend.
"Die Senkung unserer Schulden und die Steigerung unserer Flexibilität stehen ganz oben auf unserer Prioritätenliste", sagte der Vorstandsvorsitzende von Bayer, Bill Anderson, laut Mitteilung. Die neue Ausschüttungspolitik, in die auch Investoren Meinungen eingeflossen sind, soll helfen, den Schuldenstand stark zu drücken.
Auf der folgenden Grafik sehen wir, dass Bayer in der Regel sehr hohe Dividenden auszahlt. Allerdings sehen wir seit 2021 eine Delle nach unten. Dieser Trend setzt sich leider fort.
Quelle: InvestingPro
Bayer befindet sich derzeit in einer schwierigen Lage. Die Klagewelle in den USA wegen angeblicher Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter beschäftigt das Unternehmen seit Jahren und hat schon Milliarden verschlungen. Analysten sehen zudem große finanzielle Risiken durch PCB-Klagen in den USA, ein seit Jahrzehnten verbotenes Umweltgift.
Beides sind Folgen der Übernahme des US-Agrarchemiekonzerns Monsanto im Jahr 2018, die gegen den Widerstand einiger Investoren durchgeführt wurde. Der Wert des Konzerns an der Börse ist nach dem langanhaltenden Kursverfall derzeit nur noch 28,4 Milliarden Euro wert.
Hinzu kommt, dass die bisherigen Medikamenten-Kassenschlager von Bayer aufgrund auslaufender Patente immer weniger Gewinn einbringen, ohne dass ähnlich lukrative Nachfolgepräparate in Sicht sind. Ende 2023 scheiterte eine wichtige Studie zu einem Mittel, das helfen sollte, die entstehende Lücke zu schließen.
Aufgrund all dieser Probleme wird die Kürzung der Dividende von Experten als eine kleine positive Nachricht angesehen. Es sind aber weitere umfangreiche strategische Maßnahmen erforderlich, um die Bilanz zu reparieren. Eine mögliche Maßnahme, die auch intern diskutiert wird, könnte der Verkauf eines Unternehmensbereichs sein, ganz oder teilweise. Laut Experten kommt dafür jedoch wahrscheinlich nur der Bereich Consumer Health in Frage, der rezeptfreie Medikamente umfasst.
Analysten und Aktionäre sind daher gespannt auf Anfang März. Dann will der Vorstandsvorsitzende von Bayer, Bill Anderson, der das Ruder erst im Juni 2023 übernommen hat, seine Pläne für die Zukunft des Unternehmens vorstellen.
Nach der Ankündigung der Mini-Dividende schwankte der Aktienkurs von Bayer zunächst stark, ging dann aber mit einem Plus von gut einem Prozent aus dem Handel – und damit sogar ein wenig über der Notierung vor der Mitteilung.
Unsere Meinung zur Kursentwicklung steht schon lang fest. Auch wenn Bayer womöglich zu einer Gegenbewegung nach oben ansetzt, sehen wir den übergeordneten Trend noch nicht gebrochen: Nämlich abwärts.
Bayer schneidet nicht nur im Vergleich zum S&P 500 schlecht ab, sondern auch im Benchmarking-Vergleich der so genannten Peer-Group:
Quelle: InvestingPro