BCB: Bereit zum Eingriff (von Arnaud Masset)
Der Chef der brasilianischen Zentralbank, Alexandre Tombini, gab gestern im Rahmen einer überraschenden Pressekonferenz bekannt, dass er bereit sei, "alle Instrumente" einzusetzen, die ihm zur Verfügung stehen, um das effiziente Funktionieren der Devisenmärkte sicherzustellen. Er bestätigte jedoch erneut, dass die Zinsen für einen längeren Zeitraum auf dem aktuellen Niveau bleiben werden - nachdem der brasilianische Real in den letzten 12 Monaten fast die Hälfte seines Wertes gegenüber dem US-Dollar verloren hat. Zudem schlug der BCB-Chef vor, dass die Devisenreserven dazu verwendet werden könnten, die fallende Währung abzufangen. Dies fand auch den Beifall von Finanzminister Joachim Levy. Der USD/BRL ist gestern in São Paulo um 5,76% in die Tiefe gerauscht und erreichte 3,9507. Unglücklicherweise für Tombini erfordert eine politische Krise eine politische Lösung; der gute Glaube der BCB kann dem BRL nur eine temporäre Verschnaufpause bieten.
Der einzige Weg, dem BRL eine Pause zu gönnen und letztendlich wieder einen stärkeren BRL zu sehen, ist die Wiederherstellung des Vertrauens der Anleger in die Fähigkeit der Regierung bei der Implementierung der Sparmaßnahmen. Seit Monaten sieht sich die Regierung von Dilma Rousseff im Kongress einer starken Opposition gegenüber, die gegen die Sparmaßnahmen ist, welche die Ausgaben senken könnten und zu Steuererhöhungen führen könnten. Die Parlamentarier der Opposition sagen, dass das Steuerpaket von Dilma Rousseff der brasilianischen Mittelklasse stark schaden wird, doch haben sie auch die Tatsache berücksichtigt, dass das unsichere Umfeld des Status quo dem brasilianischen Volk schaden könnte? Die Arbeitslosenquote hat im August 7,6% erreicht (im Vormonat war sie bei 7,5% gelegen), und nach dem vierteljährlichen Inflationsbericht von gestern hat die Zentralbank ihre Inflationsprognosen für 2016 von 4,8% im Juni auf 5,3% angehoben. Auch wenn die BCB zögert, die Selic Rate weiter anzuheben, glauben wir dennoch, dass der Markt sie zum Handeln zwingen wird, da die BCB die Inflationserwartungen bisher nicht glaubwürdig festschreiben konnte.
Kurzfristig könnten wir einen stärkeren BRL sehen, aber wir bleiben bei unserer Meinung, dass der BRL weiter unter dem stark unsicheren politischen Umfeld leiden wird.
Japan fällt in die Deflation zurück (von Yann Quelenn)
Bei einer Konferenz in Tokio gab Shinzo Abe seine revidierten Pläne zur Ankurbelung der japanischen Wirtschaft und zum Erreichen des BIP-Ziels von 600 Bio. Yen anstatt der aktuellen 490 Bio. Yen bekannt. Er erörterte auch die nun bevorstehende zweite Phase der "Abenomics", die aus Strukturreformen besteht. So sollen zum Beispiel besondere Zonen eingerichtet werden, wo neue Unternehmen deutlich weniger regulierte Bedingungen vorfinden werden. Der dritte Pfeiler geht damit Hand in Hand mit den ersten beiden "Pfeilern" der Steuer- und Geldpolitik. Der Erfolg der ersten Phase ist jedoch weiter fraglich. In der Tat verharrt die Inflation weiterhin in der Nähe von Null, und die Ausgaben der privaten Verbraucher sind schwach.
Dieser dritte Pfeiler bedeutet nicht, dass die jüngste Politik (Geld- und Steuerpolitik) aufgegeben wird. Diesbezüglich sagt Kuroda, dass er glaubt, dass die Inflation einen guten Trend aufweist und stabil bleibt. Doch die Inflationsdaten für September waren schwach, und das Land fällt in die Deflation zurück. Das Inflationsziel von 2% wird nicht so bald erreicht werden, und wir denken, dass der monetäre Anreiz im Oktober erhöht werden wird. Aktuell werden jeden Monat 12 Bio. der japanischen Staatsanleihen gekauft, und die japanische Wirtschaft hat bisher noch keine besonderen Anzeichen für eine Erholung gezeigt.
Es gibt zunehmende Unzufriedenheit in Bezug auf die Fähigkeit der BoJ zur Erfüllung ihres Auftrags. Die jüngste Politik ist bereits zu weit vorangeschritten, um abgebrochen zu werden, und es vergeht dennoch keine einzige Woche, ohne dass die japanischen Währungshüter ihren Optimismus für eine Konjunkturerholung kundtun. Wir bleiben zum JPY bärisch, doch mittelfristig sehen wir keine positive Entwicklung. Die Inflationsprognosen werden – so oder so - sicher nach unten revidiert werden.
EURUSD Der EUR/USD hat nun die Unterstützung bei 1,1087 zum Ziel (Tief vom 3. 9. 2015). Die technische Struktur bestätigt nun einen bestehenden Abwärtstrend seit dem letzten Hoch bei 1,1460. Starke Unterstützung zeigt sich bei 1,1017 (Tief vom 18. 8. 2015). Starker Widerstand findet sich bei 1,1714 (Hoch vom 24. 8. 2015). Langfristig deutet das symmetrische Dreieck von 2010 bis 2014 weitere Schwäche in Richtung Parität an. Infolgedessen sehen wir die jüngsten Seitwärtsbewegungen als eine Pause im eigentlichen Abwärtstrend. Schlüsselunterstützungen finden sich bei 1,0504 (Tief vom 21. 3. 2003) und bei 1,0000 (psychologische Unterstützung). Der Widerstand bei 1,1534 (Reaktionshoch vom 3. 2. 2015) wurde gebrochen. Wir stehen vor dem Beginn eines Aufwärtsmomentums.
GBPUSD Der GBP/USD ist jetzt in ein Konsolidierungsmuster übergegangen. Eine Stundenunterstützung findet sich bei 1,5165 (Tief vom 4. 9. 2015). Ein Stundenwiderstand liegt bei 1,5659 (Hoch vom 27. 8. 2015). Langfristig sieht die technische Struktur nach einem Erholungsboden aus, dessen maximales Aufwärtspotenzial bei dem starken Widerstand von 1,6189 (Fibo 61% Eintritt) zu finden ist.
USDJPY Der USD/JPY bewegt sich um den 200-Tage-Durchschnitt. Eine Stundenunterstützung findet sich bei 118,61 (Tief vom 4. 9. 2015). Eine stärkere Unterstützung findet sich bei 116,18 (Tief vom 24. 8. 2015). Ein Stundenwiderstand liegt bei 121,75 (Hoch vom 28. 8. 2015). Eine langfristig bullische Tendenz wird favorisiert, so lange die starke Unterstützung bei 115,57 (Tief vom 16. 12. 2014) hält. Ein allmählicher Anstieg in Richtung des Hauptwiderstands bei 135,15 (Hoch vom 1. 2. 2002) wird daher favorisiert. Eine Schlüsselunterstützung befindet sich bei 118,18 (Tief vom 16. 2. 2015).
USDCHF Der USD/CHF ist am Stundenwiderstand bei 0,9824 (Hoch vom 9. 9. 2015) wieder abgeprallt. Sehr kurzfristig sehen wir in der technischen Struktur niedrigere Hochs. Doch wir bleiben mittelfristig bullisch für das Paar. Langfristig hat das Paar den Widerstand bei 0,9448 gebrochen, was auf ein Ende des Abwärtstrends hindeutet. Dies bedeutet die Wiederaufnahme des Bullentrends. Eine Schlüsselunterstützung findet sich bei 0,8986 (Tief vom 30. 1. 2015).