Im zweiten Teil unser kleinen Serie über die Chancen kanadischer Minenunternehmen, aus der Krise der Branche zu kommen, haben wir die politische Seite beleuchtet. Von Seiten der Landes- und nationalen Regierungen könnte die Branche einiges an Unterstützung bekommen, was die Wirtschaft des Landes stützen dürfte. Doch die Unternehmen müssen auch selbst ihre Hausaufgaben erledigen.
Dabei sind vor allem zwei Dinge zu nennen: Kostenkontrolle und Finanzierung. Gerade im Rahmen der zurzeit extrem schwierigen Finanzierungsbedingungen an den Märkten müssen sich die Manager flexibel zeigen und mitunter etablierte Wege verlassen. Einige Konzerne reagieren auf die Probleme, Geld vom Kapitalmarkt zu bekommen, mit Kürzungen von Investitionsbudgets. Neue Projekte werden mit kleineren Kapazitäten aufgebaut, ein Ausbau soll dann zu einem späteren Zeitpunkt bei besseren Bedingungen erfolgen.
Doch Kanada bietet hier noch mehr Möglichkeiten. "Flow-through" Aktien sind eine solche Variante. Die hierzulande kaum bekannte Finanzierungsart ist in Kanada nichts Neues, sie gibt es in der Gesetzgebung schon seit mehr als einer Generation. Bei den Anteilsscheinen handelt es sich um „normale“ Aktien, hinzu kommt eine Vereinbarung zwischen Unternehmen und Investor über den „flow-through“ der Kosten. Grob beschrieben, können Unternehmen damit Kosten zum Beispiel aus Explorationen an Investoren weiterleiten. Allerdings müssen die Gelder binnen 24 Monaten durch die Gesellschaften ausgegeben werden, was dem Einsatz solcher Vereinbarungen in der Praxis Grenzen setzt. Rund 2,5 Milliarden Dollar sollen über „flow-through“-Deals in den letzten fünf Jahren von Investoren an Unternehmen gegangen sein.
Dennoch ist das Instrument durchaus attraktiv für beide Seiten: Während Juniors solche Kosten steuerlich mangels Profitabilität kaum nutzen können, sieht dies bei den meisten Investoren anders aus: Diese können die Ausgaben zur Milderung ihrer Steuerlast nutzen. Mit einer solchen Konstruktion gibt es also neue Anreize für Investoren, Explorationsinvestitionen zu finanzieren und damit auch Risiken in Kauf zu nehmen. Der Staat verzichtet zwar zunächst auf Steuereinnahmen, kann aber andererseits von den Investitionseffekten unter anderem auf dem Arbeitsmarkt und damit indirekt auch wieder über Steuereinnahmen profitieren.
Jetzt, wo es vor allem den Juniors der Branche fast schon unmöglich ist, an Explorationsfinanzierungen zu kommen, könnten sie aber stark an Bedeutung gewinnen. Erkundungen der Bodenschätze sind längst nicht immer erfolgreich, was gerade in einer Zeit mit risikoaversen Geldgebern den Bergbausektor vor immense Probleme stellt: Derzeit will sich kaum jemand die hohen Risiken solcher Finanzierungen ans Bein binden. Die Aussichten auf Steuerminderungen bilden hier in einem solchen Umfeld nicht nur einen zusätzlichen Verdienstanreiz, wenn die Explorationen Erfolg haben, sondern im negativen Fall auch einen Puffer für die dann möglichen Verluste.
Neben alternativen Finanzierungswegen verlangt der Markt von Unternehmen aber auch eine striktere Kostenkontrolle. Wurde in der zurückliegenden Zeit, wo vor allem Wachstum zählte, beim Controlling noch im Zweifel ein Auge zugedrückt, so hat sich dies nun gründlich geändert. Investoren, die auf Optimierung von Cashflows und Dividenden durch die Unternehmen drängen, haben an einer effizienten Kostenkontrolle ein starkes Interesse. Dem müssen die Gesellschaften gerecht werden.
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