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Überwiegend Risikobereitschaft – Fed-Protokoll: Zinssenkung "ante portas"

Veröffentlicht am 22.08.2024, 09:58
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Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,1144 (05:37 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1100 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 145,26. In der Folge notiert EUR-JPY bei 161,88. EUR-CHF oszilliert bei 0,9487.

Märkte: Überwiegend Risikobereitschaft

An den Finanzmärkten ist weiter überwiegend Risikobereitschaft gegeben. Dieser Bereitschaft ist derzeit stark von Zinssenkungserwartungen des Marktes geprägt.

Von dieser Seite erhielt der Markt "Futter". Der italienische Notenbankpräsident Panetta (siehe unten) als auch das Protokoll der letzten Offenmarktausschusssitzung der Federal Reserve (siehe unten) lieferten Steilvorlagen, die eine koordinierte Zinssenkungsaktion der EZB und der Fed per September erwarten lassen.

Eine massive negative Revision der US-Arbeitsmarktdaten (siehe unten) konnte die Märkte gleichfalls nicht erschüttern, denn damit nimmt die Chance auf eine nachhaltigere Zinswende der Fed zu (Ausdruck der aktuellen Zinssensitivität). Der MBA-Hypothekenmarktindex sank in der letzten Berichtswoche deutlich. Der Teilindex, der Hypotheken für Immobilienverkäufe abbildet, ist und bleibt schwach.

Aus Deutschland erreichten uns weiter ernüchternde Daten und Nachrichten. Die Steuereinnahmen brachen im Juli 2024 laut Finanzministerium im Jahresvergleich um 7,9% auf 63,81 Mrd. EUR ein. In den ersten sieben Monaten kam es zu einem Plus um 1,9%. Der Knickpunkt bei den Steuereinnahmen könnte jetzt per Juli 2024 erreicht sein. Das Interesse an der Gründung von Unternehmen sank laut einer DIHK-Umfrage auf den tiefsten Stand seit mindestens 2010(Beginn der Erhebung). Deutschland "pflegt und hegt" den Status als Halter der "Roten Laterne der Ökonomie" der westlichen Welt durch eigene diskretionäre Politik einerseits und den Verzicht auf überfällige Strukturreformen andererseits durch die amtierende Regierung.

Aktienmärkte: Late DAX +0,67%, EuroStoxx50 +0,80%, S&P 500 +0,41%, Dow Jones +0,17%, US Tech 100 +0,55%. In Fernost ergibt sich Stand 07:35 Uhr folgendes Bild: Nikkei (Japan) +0,44%, CSI 300 (China) -0,06%, Hangseng (Hongkong) +0,58%, Sensex (Indien) +0,19% und Kospi (Südkorea) -0,03%.

Rentenmärkte 10-jährige Bundesanleihe 2,20% (2,22%), 10 jährige US-Treasury 3,80% (3,81%). Der EUR konnte gegenüber dem USD weiter profitieren. Gold verlor Boden, Silber war stabil.

Fed-Protokoll: Zinssenkung "ante portas"

Aus den gestern veröffentlichten Protokollen des Offenmarktausschusses geht hervor, dass die Mehrheit der Währungshüter per September Bereitschaft erkennen ließen, den Zinssenkungszyklus mit einem ersten Schritt um 0,25% zu starten. Dafür müssten die eingehenden Konjunkturdaten laut Protokoll weiterhin den Erwartungen entsprechen.

Kommentar: Insbesondere die jüngst enttäuschenden Arbeitsmarktdaten als auch leicht rückläufiger Inflationsdruck (CPI, PPI) stehen dieser Bereitschaft nicht entgegen. Noch stärker dürfte aktuell jedoch die massive Revision der US-Arbeitsmarktdaten Wirkung entfalten (sieheunten). Der positive Realzins (Geldmarkt) liegt bei extrem restriktiven rund +2,5% (Leitzins 5,375%, CPI bei 2,9%). Hier sind beachtliche Spielräume gegeben.

Benchmark-Revision US-Arbeitsmarktdaten

Die Revision der US-Arbeitsmarktdaten für den Zeitraum April 2023 – März 2024 stellte sich auf -818.000 Jobs (Vorjahr -187.000) oder mehr als 68.000 pro Monat (hochbezahlte Beschäftigung, Aspekt Lohnsumme!). Bemerkenswert war, dass die Daten circa 35 Minuten nach dem eigentlichen Veröffentlichungsdatum den Markt erreichten (unprofessionell).

Kommentar: Das ist markant, das ist massiv, wenn man bedenkt, wie Reaktionsmuster auf US-Arbeitsmarktdaten bei bereits geringeren Verfehlungen der Prognosen ausfallen. Mehr noch wirft die Revision grundsätzliche Fragen über Datenqualität der USA auf! Es bedient ein Thema, dass ich bereits in meinem Buch "Endlich Klartext" (ab Seite 145 zum US-Arbeitsmarkt) im Jahr 2008 einer kritischen Würdigung unterzog.

Nur im Folgejahr der Lehman-Pleite gab es eine größere negative Revision. Sie stellte sich seinerzeit auf 824.000

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Kommentar: Diese Zahlen sind prekär. Sie belegen, dass die Wirtschaftslage der USA in den vergangenen 18 Monaten bezüglich der Entwicklungen an den US-Arbeitsmärkten nicht realistisch diskontiert wurde. Die Marktreaktionen sind als überschaubar zu klassifizieren.Die US-Handelsministerin Gina Raimondo der aktuellen Regierung unter Präsident Biden wurde auf dem Kongress der Demokraten zu den Revisionen am US-Arbeitsmarkt befragt.

Wir übernehmen den O-Ton und verlinken den Artikel von Zerohedge mit dem Video-Clip: "Asked about today's near record downward jobs revision, Biden's Commerce Secretary Gina Raimondo - who we repeat, is the Secretary of the Department of Commerce which is responsible among other things, for the Bureau of Economic Analysis - said she "doesn't believe" the revision because, somehow Trump was behind it. But when she was informed that the data comes from her own administration, namely the Labor Department's Bureau of Labor Statistics, Raimondo's response was simply legendary: "I am not familiar with that." Kommentar: Was für “Eliten” leistet sich der Westen?

EZB: Italiens Zentralbankchef sieht Bewegung in Richtung einer lockeren Geldpolitik

Hintergrund: Die EZB hatte im Juni erstmals seit 2019 die Zinsen wieder nach unten gesetzt. Auf ihrer darauffolgenden Zinssitzung im Juli pausierte die EZB. Notenbank-Chefin Lagarde ließ die Tür für eine Entscheidung im September offen. Volkswirte gehen aktuell mehrheitlich davon aus, dass die EZB auf ihrer Sitzung am 12. September die Leitzinsen erneut um 0,25% senken wird.

Die EZB steuert laut Italiens Notenbankchef Panetta bezüglich sinkender Inflation und einer schwächeren Wirtschaft auf eine lockere Geldpolitik zu. Er hofft auf eine Zinssenkung im September. Das Ende der Straffung habe bereits begonnen, sagte das EZB-Ratsmitglied aufeiner Veranstaltung in Rimini gestern. Panetta weiter: "Es ist vernünftig zu erwarten, dass wir von nun an in eine Phase der Lockerung der geldpolitischen Bedingungen eintreten werden, da die Inflation fällt und sich die Weltwirtschaft abschwächt."

Kommentar: Der Realzins, der Leitzins abzüglich der Inflationsrate, ergo 4,25% abzüglich 2,6%, liegt bei +1,65%. Das ist sehr restriktiv, insbesondere bezüglich der aktuellen und der absehbaren Konjunkturlage. Vertretbar ist ein Niveau um 1%, ergo stehen noch bis zu drei Zinssenkungen a‘ 0,25% in der Zukunft als Potential (Maßgabe keine inflationären Verwerfungen) im Raum. Schweden und die Schweiz haben bereits die zweite Zinssenkung verfügt. Die EZB wird jetzt im September folgen. Der Eindruck, dass die EZB und die Federal Reserve im September gemeinschaftlich und koordiniert handeln, drängt sich auf.

DIHK-Umfrage: Interesse an Firmengründungen auf historisch tiefem Stand (Kapitalstock!)

Das Interesse an der Gründung von Unternehmen sank laut einer DIHK-Umfrage auf den tiefsten Stand seit mindestens 2010 (Beginn der Erhebung). DIHK-Präsident Adrian sprach von ernüchternden Ergebnissen. Beratungsgespräche des Verbands zeigten, dass enormgestiegene Betriebskosten sowie das Dickicht bürokratischer Regelungen die Lust am Unternehmertum erstickten. Der Gründungsstandort wird schlechter bewertet. 75% derBefragten gaben an, schnellere und einfachere Regularien seien nötig. Zwei Drittel sprachen sich für ein einfacheres Steuerrecht aus. Weitere Forderungen waren laut DIHK ein besserer Zugang zu öffentlichen Fördermitteln sowie niedrigere Energiepreise.

Kommentar: Das Interesse an Unternehmensgründungen korreliert mit den Standortbedingungen im europäischen und globalen Vergleich. Wir haben hier diverse Male verdeutlicht, dass Deutschland diesbezüglich die Konkurrenzfähigkeit verloren hat. Ich bedanke mich, dass Herr Adrian einige Punkte aufführte. Als Erinnerung und als Mahnung an Berlin liefern wir hier noch einmal eine Übersicht für die amtierende Regierung. Die Auflistung ist nicht vollständig, aber sie thematisiert entscheidende Felder.

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Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

USA: MBA-Hypothekenmarktindex wieder schwächer

Der MBA-Hypothekenmarktindex stellte sich per 16. August 2024 auf 225,8 Zähler nach zuvor 251,3 Punkten. Der Hintergrund des Anstiegs der letzten Wochen von circa 200 Punkten ausgehend bis auf 251,3 Zähler in der Spitze liegt im Rückgang der Kapitalmarktzinsen, der zu deutlich erhöhten Refinanzierungen (Altbestand) führte. Dieser Prozess erscheint nun zunächst beendet. Nachfolgend ist die Indexentwicklung bei Immobilienverkäufen und bei Refinanzierungen aufgeführt. Der "Kaufindex" ist schwach! Das ist entscheidend für die Konjunkturaussage.

Index: Neu Hypotheken für Refinanzierungen

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Index: Neue Hypotheken für Hauskäufe

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Russland: Weiter sehr hohe Erzeugerpreise (J)

Die Erzeugerpreise verzeichneten per Berichtsmonat Juli einen Anstieg im Monatsvergleich um 1,1% (Vormonat -1,5%). Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 13,7% nach 14,0%.

Erstschätzungen Einkaufsmanagerindices per August 2024

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Composite Indices spiegeln die Gesamtwirtschaft.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.0600 – 30 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe

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