Boeing (NYSE:BA), der größte Flugzeughersteller der Welt, durchlebt gerade eine seiner schlimmsten Krisen aller Zeiten, die von zwei tödlichen Abstürzen seines vielversprechendsten Flugzeugtyps, der 737 Max. Dieses Standardrumpfflugzeug war die sicherste Wette des Luftfahrtgiganten, im harten Wettbewerb mit seinen Konkurrenten wachsen zu können.
Aber nach zwei Abstürzen in den vergangenen fünf Monaten, die zu einer globalen Stilllegung des Flugzeugtyps und der Einleitung vieler Untersuchungen gegen Boeings Sicherheitsvorkehrungen, ist das Wachstum zu einem plötzlichen Ende gekommen. Boeings Langzeitinvestoren versuchen herauszufinden, wie hoch der Schaden für die Reputation des Unternehmens und seinen finanziellen Ausblick ist.
Der Einsatz ist hoch für Boeing und die gesamte US-Wirtschaft. Die 737, die Ende der 1960er den Flugbetrieb aufnahm ist das bestverkaufte Modell der Branche und Boeings größte Einnahmequelle. Die überarbeitete Max-Version war so erfolgreich, dass sie mehr als 5.000 Aufträge im Wert von mehr als 600 Mrd USD hereinbrachte, eingerechnet der schon ausgelieferten Flugzeuge, zeigen Daten vom Bloomberg.
Anzahlungen von Aufträgen für die 737 MAX brachten Boeings Umsatz im letzten Jahr zum ersten Mal über 100 Mrd USD. Das erhöhte den Marktwert des Unternehmens mit Hauptsitz in Chicago auf über 250 Mrd USD, bevor es am 10. März zum Absturz einer Maschine der Ethiopian Airlines kam, der zweite, nachdem es schon im Oktober zu einem tödlichen Unglück einer 737 Max gekommen war, die von der indonesischen Lion Air betrieben wurde.
Die 737 Max ist Boeings Einzelprodukt mit dem höchsten Umsatz und Gewinn vor Zinsen und Steuern (earnings before interest and taxes, EBIT), schätzt Goldman Sachs und könnte in den nächsten fünf Jahren 45% von Boeings EBIT hereinbringen.
Boeings China-Risiko
China, in das bis einschließlich Januar rund 20% der Auslieferungen des Flugzeugtyps gingen, erwägt die Max von einer Liste mit amerikanischen Exportgütern zu streichen, die es als Teil eines Handelsabkommen mit den USA kaufen würde, berichtete Bloomberg. Sollte es dazu kommen und andere Länder und Fluggesellschaften sich dem anschließen, dann könnte das Boeings Cashflow schaden und seine Wachstumspläne um Jahre zurückwerfen.
Auch wenn sich Analysten über die kurz- und langfristigen Konsequenzen uneins sind, die Boeing durch die Krise wird tragen müssen, ist nicht schwer zu erkennen, dass 2019 zu einem harten Jahr für Boeing werden dürfte und der Konzern die meiste Zeit mit Schadensbegrenzung beschäftigt sein dürfte. Credit Suisse meint, ein Zusammenfallen verschiedener Negativentwicklungen könnte Boeing Cashflow in diesem Jahr um 3,7 Mrd USD verringern oder rund ein Viertel dessen, was die Bank vorhergesagt hat.
Analysten von Edward Jones schrieben in ihrer Begründung als sie die Boeing-Aktie herabstuften, dass die zwei Unfälle zu weiteren Kosten und einige Verzögerungen bei den Max-Aufträgen führen könnten, was sich auf Boeings Gewinn niederschlagen würde.
“Längerfristig denken wir, dass der Ausblick von den Auftragsbeständen an anderen Flugzeugtypen (wie der 787), jüngsten Rüstungsaufträgen und dem Ausbau des Dienstleistungsgeschäfts ausgeglichen wird ... Insgesamt glauben wir, dass die Aktie für Langzeitinvestoren angemessen bewertet ist,” sagte Edward Jones Analyst Jeff Windau in einer Mitteilung für Investoren.
Boeing-Anteile, die in 2019 vor dem Absturz am 10. März um 33% gestiegen waren, haben seither rund 11% an Wert verloren, was die Nervosität der Investoren und die Unsicherheit über die möglichen Umsatzeinbußen durch die beiden Vorfälle widerspiegelt. Die Anteile sind in den beiden vergangenen Handelssitzungen um 1% gestiegen und waren gestern zuletzt 376,16 USD wert.
Aus unserer Sicht gibt es keinen Weg, auf dem Boeing dem kurzfristigen Schaden für sein Geschäft in Form stornierter Aufträge, Produktionsunterbrechungen und Kosten mit der Behebung von Softwareproblemen entgehen könnte. Die menschliche Tragödie traf Boeing zu einer Zeit, als die Aktie keineswegs billig war. Das Unternehmen sah seinen Marktwert von unter 100 Mrd USD in 2016 auf heute 211 Mrd USD hochschießen. Die Anteile werden auch nach dem jüngsten Kursrückschlag zum 21 fachen des Gewinns gehandelt. Diese Bewertung ist auf Höhe seines KGVs der letzten fünf Jahre.
Wir erwarten, dass Boeings Anteile auch in Zukunft unter Druck bleiben werden, als mehr Information über das Ausmaß der finanziellen Belastungen für das Unternehmen bekannt werden, wie auch die möglichen negativen Resultate der vielen Untersuchungen von Regulierern, die jetzt durchgeführt werden.
Fazit
Es gibt keinen Zweifel, dass die Boeing-Aktie sich von dieser Krise auf lange Sicht wieder erholen wird. Die Luftgesellschaften haben keine andere Wahl, als bei Boeing oder Airbus (PA:AIR) zu kaufen. Dieses Duopol ist der Grund, aus dem Boeing-Anteile für das Jahr nach wie vor mehr als 18% im Plus stehen, was das starke Vertrauen der Wall Street in den langfristigen Wettbewerbsvorteil des Unternehmens zeigt. Diese bärische Phase dürfte aber nicht allzu schnell vorbei sein. Der richtige Zeitpunkt von einer Schwäche des Boeing-Kurses zu profitieren, ist noch nicht gekommen.
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