Optimismus herrscht vor. Das Sterling ist der grosse Gewinner unter den G10-Währungen, da die Händler überzeugt scheinen, dass es bei den Brexit-Gesprächen Fortschritte geben wird. Der EURGBP handelt in Bereichen, die wir seit Mai 2017 nicht gesehen haben und das Cable hat seit Wochenbeginn um 1,60% angezogen. Aber PM May wird sich heute bei einem Auftritt vor dem House of Commons einer grossen Herausforderung ausgesetzt sehen, nachdem sie am 15. Januar 2019 bei der Abstimmung zum Ausstiegsvertrag eine erste Niederlage erlitten hatte. Damals hatten die britischen MPs den Deal mit 230 Stimmen abgelehnt, die grösste Niederlage in der modernen Geschichte der britischen Regierung.
In der Tat zeigen sich 17 Tage vor dem offiziellen Scheidungstag und fast einen Monat nach der ersten Abstimmung der MPs noch keine wesentlichen Änderungen des Brexit-Deals, obwohl May am Montag in Strassburg versucht hat, weitere Zugeständnisse zum britischen Sicherheitsnetz auszuhandeln. Stattdessen wurden drei Dokumente vorgelegt, die angeblich eine «wichtige rechtliche Versicherung» auf EU-Seite und laut May «rechtlich bindend» sind, vorgelegt - das ist weit entfernt von der Anweisung der MPs, das Sicherheitsnetz durch alternative Vereinbarungen zu ersetzen, ein Argument, das die Labour-Partei anführen wird, wenn sie die Vereinbarung ablehnt. Der Spitzenanwalt der britischen Regierung Geoffrey Cox dürfteim House of Commons eine tiefgründige Analyse dieser zusätzlichen Dokumente vorlegen und beurteilen, ob der Inhalt umsetzbar ist (oder nicht) - eine Ankündigung, auf die die britischen MPs bei ihrer endgültigen Entscheidung setzen werden.
Dementsprechend denken wir, dass die bindende Dimension der aktuellen Dokumente wesentlich ist, um eine deutliche Kehrtwende zu erzielen, auch wenn es so scheint, als wäre eine Einigung in Sicht. Aktuell scheint es so, als würden wir am Mittwoch wohl eine zweite Abstimmung sehen, wo die britischen MPs (1) entscheiden werden, ob sie aus der EU ohne Deal ausscheiden (sehr wahrscheinlich abgelehnt) und (2) gemäss einer Ausweitung von Artikel 50 um einen Aufschub um einige Monate bitten werden.
Kurzfristig gehen wir davon aus, dass sich der EURGBP entlang 0,85555 erholen wird, auch wenn ein wichtiger Durchbruch das Paar deutlich entlang der wichtigen Unterstützung bei 0,84852 treiben würde (Tief vom 31.03.2017).