Im Vorfeld der US-Berichtssaison für das vierte Quartal bleibt die Stimmung gegenüber Aktien und anderen Risiko-Assets insgesamt positiv und das, obwohl die Neuinfektionszahlen weiter zunehmen und sich immer mehr Länder im Lockdown wiederfinden. Die Investoren setzen darauf, dass wir uns mit der Verteilung der Impfstoffe auf normalere Zeiten zubewegen und ignorieren somit weitgehend die kurzfristigen Risiken der Pandemie. Vielmehr sind es die anhaltende Unterstützung und die riesigen Konjunkturprogramme der großen Zentralbanken und Regierungen, die dazu beitragen, dass die Märkte auf diesen extremen Niveaus relativ stabil notieren.
So hat der US-Notenbankchef Jerome Powell den Anlegern gestern erneut versichert, dass die Zentralbank nicht damit beginnen wird, ihre Wertpapierkäufe noch in diesem Jahr zurückzufahren, und dass sie weit davon entfernt ist, einen Ausstieg aus ihrer ultralockeren Geldpolitik zu erwägen. Wir haben in dieser Woche ähnliche Kommentare von einigen anderen Fed-Vertretern gehört, was auch von anderen globalen Zentralbanken befürwortet wurde. Fürs Erste ist der Ausverkauf bei US-amerikanischen 10-jährigen Anleihen gestoppt worden, und wenn die Anleiherenditen von hier aus weiter nach unten gehen, könnte dies den Aktienbullen grünes Licht für einen weiteren Aufwärtsschub geben.
Da die Anleger wohl auf neue Impulse seitens der Unternehmensgewinne warten, und angesichts einiger Bedenken hinsichtlich des jüngsten Anstiegs der Anleiherenditen, befand sich der Aktienmarkt in dieser Woche im Konsolidierungsmodus. Da die Berichtssaison für das abgelaufene Quartal aber bald in die Gänge kommt, könnte es in den nächsten Wochen zu einer höheren Volatilität kommen. Dennoch wird die Geldpolitik noch eine Weile ultralocker bleiben, so dass kurzfristige Korrekturen an den Aktienmärkten nur von kurzer Dauer sein dürften, bis die Fed die Tapering-Gespräche aufnimmt.
Gegen 14.15 Uhr am Freitag testeten die S&P 500-Futures eine potenzielle Unterstützung bei rund 3773 - ein Bereich, der zuvor als Widerstand fungierte:
Möglicherweise sehen wir kurzfristig ein Unterschreiten dieses Niveaus, aber ich würde trotzdem auf einen Abprall von der Unterstützung des steigenden Kanals achten.
Sollte der Index jedoch aus dem Kanal nach unten ausbrechen, wäre dies das erste bärische Zeichen, was dann eine größere Korrektur zur Folge haben könnte. Allerdings wäre die bullische Tendenz auf kurze Sicht erst dann komplett hinfällig, wenn der Index die längerfristige Aufwärtstrendlinie und das letzte Tief vor der jüngsten Rallye bei 3596 durchbrechen würde.
Mit anderen Worten: Es gibt noch etwas Spielraum nach unten, bevor die technischen Aussichten abwärts zeigen.
Aber der übergeordnete Trend ist eindeutig bullisch, schließlich bildet der Markt höhere Hochs und höhere Tiefs aus. Solange uns die Charts also nichts anderes sagen, werde ich weiterhin lieber nach Dips Ausschau halten, die gekauft werden können, als nach Rallyes, in die verkauft werden kann.