Gestern schnellte der Dow um 11,37 Prozent in die Höhe und verzeichnete damit seinen größten prozentualen Tagesgewinn seit 1933. Die Erwartung eines billionenschweres Hilfspaket in den USA, das den Coronavirus-bedingten wirtschaftlichen Tsunami begrenzen soll, gab dem US-Leitindex einen kräftigen Schub.
Nach dem Einbruch des Dows um 37% seit seinem Hoch vom 12. Februar sieht der Index plötzlich so aus, wie es sich jeder zu Weihnachten gewünscht hatte. Ist die Baisse also vorbei?
Viele haben den aktuellen Börsencrash mit dem Absturz von 1987 verglichen. Könnten wir also von jetzt an weitere heftige Rallyes sehen, ähnlich wie damals?
Wir glauben nicht. Die heutige Situation ist ganz anders. Es gibt immer noch keinen Impfstoff oder ein Heilmittel für das Coronavirus, trotz der konzertierten weltweiten Bemühungen, einen solchen zu finden - und es wird wahrscheinlich noch eine Weile dauern, bis ein solcher entwickelt wird.
Und in der Tat veranschaulicht der nachstehende Chart deutlich, dass sich die Chartlage trotz des gestrigen Anstiegs nicht wesentlich verändert hat.
Der Dow Jones hat einen Abwärtstrend, nachdem er eine Reihe von tieferen Hochs und Tiefs verzeichnet hatte, als er unter das Tief vom 28. Februar bei 24.681,01 fiel.
Wie wir bereits mehrfach festgestellt haben, bewegen sich frei handelbare Vermögenswerte nicht in geraden Linien. Sie schwanken zwischen relativ kleinen Gewinnen und Verlusten je nach den verschiedenen Stufen des Portfoliomanagements innerhalb des größeren Trends. Die gestrige historische Rallye wird als Korrekturbewegung innerhalb eines Abwärtstrends angesehen.
Wenngleich die fundamentale Story der erwartete politische Durchbruch für das größte Konjunkturprogramm aller Zeiten war, so unterstützte die Technik die Dow-Erholung, schließlich notierte der US-Leitindex auf der Schlüsselunterstützung der Jahreshochs 2016.
Auf die erste Abwärtsbewegung vom Hoch am 12. Februar zum Tief am 28. Februar - einem Kurseinbruch von 16,5% (Intraday) - folgte eine Korrekturrallye von 9,8%. Das bedeutet, dass auf die längere und größere Bewegung, den Rückgang um 32,8% vom Hoch vom 4. März bis zum Tief vom 23. März, ebenfalls eine Korrekturrallye folgen sollte.
Wo stehen wir jetzt? Nach den Prinzipien der technischen Analyse, die auf der Grundlage der Faktenlage funktioniert, bleiben wir im Baisse-Modus, solange der Dow den Abwärtstrend nicht bezwingen kann. Er ist erst dann vorüber, wenn der Index den Schalter umgelegt und höhere Hochs sowie höhere Tiefs produziert.
Für Kurzzeit-Trader entwickelt sich im Stundenchart eine inverse Schulter-Kopf-Schulter-Formation, wie Sie im nachfolgenden Chartbild sehen können.
Handelsstrategien
Konservative Händler warten, bis der korrektive Anstieg zu Ende geht, gefolgt von einem bärischen Muster.
Moderate Händler könnten eine Short-Position riskieren, wenn der Dow seine Abwärtstrendlinie testet.
Aggressive Händler könnten auf den korrektiven Trend aufspringen, sobald der Stundenchart seinen eigenen, kurzfristigen Aufwärtstrend etabliert hat und zwei steigende Hochs- und Tiefs ausweist, die sich in Form SKS-Bodenbildung zeigen könnten. Bislang hat der Index erst ein höheres Hoch und ein höheres Tief registriert.
Handelsbeispiel
- Einstieg: 20.500 (siehe Anmerkung unten)
- Stopp-Loss: 20.000
- Risiko: 500 Punkte
- Ziel: 22.500
- Reward: 2.000 Punkte
- Risk:Reward Ratio: 1:4
Anmerkung: Einstieg bei 20.500 - der Dow sollte sich im Idealfall noch einmal zurückziehen und eine zweite Schulter ausprägen. Der Long-Einstieg würde dann mit einem Spurt über die Nackenlinie bei 20.500 erfolgen.