In China sind erste (!) Signale für eine Stabilisierung der Wirtschaft zu erkennen. Die Industrie produzierte im November mehr als erwartet und die Einzelhändler hatten mehr in den Kassen. Wie das nationale Statistikamt mitteilte, legte die Industrieproduktion verglichen mit dem Vorjahr um 6,2% zu, was das stärkste Plus seit fünf Monaten ist. Analysten hatten lediglich mit einem Anstieg um 5,6% gerechnet. Und beim Einzelhandel lag das Plus sogar bei 11,2% und damit so hoch wie seit Jahresbeginn nicht. Zwar lassen die niedrigen Vergleichswerte aus dem Vorjahr das Wachstum stark ausfallen, dennoch könnten diese Daten eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau erkennen lassen. Hier gilt es noch, die kommenden Daten zu beobachten.
Glaubwürdigkeit der Daten – Neue Gründe für Skepsis
Zumal es neue Gründe zur Skepsis bezüglich der Glaubwürdigkeit dieser Daten gibt. Der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge gaben mehrere Funktionäre aus dem Nordwesten Chinas zu, in den vergangenen Jahren gefälschte Daten veröffentlicht zu haben. Beispielsweise seien Steuereinnahmen, Haushaltseinkommen und Bruttoinlandsprodukt viel zu hoch angegeben worden. „Wenn die Daten in der Vergangenheit nicht so aufgebläht worden wären, würden die jetzigen Zahlen nicht so steil zurückgehen“, zitiert Xinhu einen lokalen Funktionär. Dieser wollte damit eigentlich erklären, warum die Wachstumszahlen im Nordwesten der Volksrepublik plötzlich zu den schwächsten des Landes gehören. Doch mit dieser Aussage hat er noch etwas ganz anderes eingestanden, was viele längst vermutet hatten (auch wir berichteten bereits über Zweifel an den offiziellen Daten aus China).
Fazit
Als Fazit verweise ich auf die Geldanlage-Brief-Ausgabe vom 18. Oktober 2015 (siehe „Schwellenländer – Neues Hauptproblem der Märkte?“): Der Ausblick für die Industrieländer, insbesondere die USA und Europa, ist grundsätzlich verhalten positiv, da die konjunkturellen Indikatoren aktuell mehrheitlich Unterstützung bieten. Die Risiken gehen daher in 2016 von den Schwellenländern aus, die unter den niedrigen Rohstoffpreisen und der geringeren Nachfrage Chinas leiden.
Schon Ende 2014 war die Situation ähnlich wie heute
Übrigens: Blicken Sie einmal in das Newsletter-Archiv des Geldanlage-Briefs und die Ausgaben von Ende 2014 (siehe zum Beispiel „Aktienmarkt und Ölpreis – Wer läuft hier wem davon?“). Auch damals wiesen wir bereits auf den Verfall der Rohstoffpreise hin und sahen darin „ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich die Weltwirtschaft abschwächt“. Aus heutiger Sicht wissen wir, dass sich das Wachstum der Weltwirtschaft tatsächlich deutlich abgeschwächt hat. Und der DAX befindet sich seit April 2015 (!) in einer Korrektur, während die US-Indizes seit mehr als einem Jahr an einer Top-Formation zu arbeiten scheinen (siehe „Elliott-Wellen im DAX vs. „rounding Top“ in US-Indizes“). Es könnte also Sinn machen, unseren Analysen – und vielleicht sogar unserer Investmentstrategie im „Geldanlage Premium Depot“ – auch im Jahr 2016 zu folgen.
Ich wünsche Ihnen einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Sven Weisenhaus