ROUNDUP/Aktien New York Schluss: Auf Rekordspur - Nvidia mit Rekord-Börsenwert
Die Trump-Administration hat angekündigt, eine Regelung aus der Biden-Ära aufzuheben, die den Export fortschrittlicher Halbleitertechnologie aus den USA eingeschränkt hat. Ziel war es damals, den Zugang solcher Technologien für sogenannte „Problemländer“ zu begrenzen. Die genauen Änderungen sollen in den nächsten Wochen vorgestellt werden.
Noch bevor die neuen Vorschriften in Kraft treten, hat Saudi-Arabien im Rahmen des Trump-Besuchs in der vergangenen Woche bereits Halbleiterchips im Milliardenwert bei Nvidia (NASDAQ:NVDA), AMD (NASDAQ:AMD) und anderen Herstellern bestellt. Weitere Aufträge werden erwartet, wenn Trump nach Doha und Abu Dhabi weiterreist.
AMD hat zudem am Mittwoch ein Aktienrückkaufprogramm im Umfang von 6 Milliarden US-Dollar angekündigt – ein deutliches Zeichen dafür, wie zuversichtlich das Unternehmen in die eigene Zukunft blickt.
Diese Entwicklungen haben eine deutliche Rallye in der Halbleiterbranche ausgelöst. Der S&P 500 Halbleiter-Index ist seit seinem Tief im April um 43,6 % gestiegen – angetrieben vom Optimismus rund um die Nachfrage und politischen Rückenwind.
Im Folgenden finden Sie weitere Informationen zu den Gründen für das Comeback der Chip-Hersteller:
(1) Aufhebung der KI-"Diffusion Rule": Die sogenannte "Diffusion Rule" war bei vielen großen US-Tech-Unternehmen, darunter Microsoft (NASDAQ:MSFT), Oracle (NYSE:ORCL) und Nvidia, stark umstritten. Sie kritisierten, dass die Regel ihre Möglichkeiten im Ausland einschränke, ohne das eigentliche Ziel – China auszubremsen – effektiv zu erreichen.
Die Aufhebung der Vorschrift ermöglicht es nun, fortschrittliche Halbleiter unter anderem nach Indien, die Schweiz, Saudi-Arabien, Israel und Singapur zu exportieren. Das dürfte vor allem Herstellern wie Nvidia, Intel (NASDAQ:INTC) und AMD zugutekommen.
(2) Anstieg bei den Chip-Bestellungen: Nvidia gab am Dienstag eine neue Partnerschaft bekannt, die Saudi-Arabien zu einem globalen Zentrum für KI, Cloud-Computing, digitale Zwillinge und Robotik machen soll. Partner ist das frisch gegründete Unternehmen Humain, eine Tochter des saudischen Public Investment Fund mit Fokus auf Künstliche Intelligenz.
In den nächsten fünf Jahren will Humain KI-Rechenzentren aufbauen – von Nvidia als "KI-Fabriken" bezeichnet –, die mit mehreren hunderttausend Hochleistungschips von Nvidia ausgestattet sein werden. Zudem wird Nvidia Tausende saudischer Entwickler schulen, um ihnen das nötige Know-how in den Bereichen Accelerated Computing und KI zu vermitteln. Auch Aramco Digital wird gemeinsam mit Nvidia eine KI-Infrastruktur aufbauen.
Darüber hinaus hat Humain während Trumps Besuch in Saudi-Arabien auch Partnerschaften mit AMD, Amazon Web Services (NASDAQ:AMZN) und Groq bekannt gegeben. Mit AMD sollen weitere Rechenzentren in Saudi-Arabien und den USA entstehen, ausgestattet mit AMD-Hardware. AWS wiederum kündigte Investitionen in Höhe von 5,3 Mrd. USD an, um gemeinsam mit Humain eine neue KI-Zone in Saudi-Arabien zu errichten. Diese ergänzt eine bereits geplante AWS-Infrastrukturregion, die im kommenden Jahr starten soll.
(3) Umfangreiche Aktienrückkäufe: Der AMD-Verwaltungsrat hat ein neues Rückkaufprogramm über 6 Mrd. USD genehmigt – zusätzlich zu den noch verfügbaren 4 Mrd. USD aus einem früheren Programm. „Unser erweitertes Aktienrückkaufprogramm spiegelt das Vertrauen des Verwaltungsrats in unsere strategische Ausrichtung, unsere Wachstumsperspektiven und unsere Fähigkeit wider, nachhaltig starken freien Cashflow zu erwirtschaften“, sagte AMD-CEO Lisa Su am Mittwoch in einer Mitteilung.
AMD ist mit diesem Schritt nicht allein: ON Semiconductor (NASDAQ:ON) kündigte im Februar ein 3-Mrd.-USD-Programm an. ASM International startete Ende April ein Rückkaufprogramm über 150 Mio. €, das ursprünglich im Februar angekündigt wurde. Auch KLA stockte sein Programm um 5 Mrd. USD auf, während Broadcom (NASDAQ:AVGO) Rückkäufe im Umfang von 10 Mrd. USD plant.
(4) Ein Blick auf die Zahlen: Dass viele Chip-Hersteller derzeit eigene Aktien zurückkaufen, überrascht nicht – schließlich hatte der S&P 500 Halbleiter-Index seit seinem Höchststand im Januar bis April rund 35,1 % verloren. Seitdem hat sich der Index jedoch deutlich erholt: Er legte um 43,6 % zu und liegt damit nur noch 6,8 % unter seinem bisherigen Höchststand.
Der S&P 500 Semiconductors Industry Index hat in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Rallye hingelegt. Von Anfang 2023 bis zu seinem Höchststand im Januar legte der Index um rund 300 % zu.
Dieser starke Anstieg ließ auch die Bewertung deutlich steigen – das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des Index erreichte in der Spitze fast 35.
Im Zuge des Abverkaufs fiel das KGV dann am 3. April auf ein Tief von 19,8. Inzwischen hat es sich wieder etwas erholt und liegt aktuell bei 26,0.
Ein weiterer möglicher Grund für den zwischenzeitlichen Druck auf Halbleiteraktien: Das außergewöhnlich starke Umsatz- und Gewinnwachstum der Branche hat zwar nicht aufgehört – aber es hat sich etwas abgeschwächt.
Der S&P Semiconductors Select Industry Index verzeichnete 2024 noch ein Umsatzplus von 30,9 %. Für dieses Jahr wird ein Wachstum von 26,0 % erwartet, 2026 dürften es dann noch 17,3 % sein.
Trotz der Abkühlung bleibt das Wachstum solide – aber eben nicht mehr ganz so spektakulär wie im Vorjahr.
Auch beim Gewinnwachstum zeigt sich ein ähnliches Bild: Nach einem kräftigen Anstieg von 49,1 % im Jahr 2024 wird für 2025 ein Zuwachs von 40,6 % erwartet. 2026 dürfte das Wachstum dann weiter auf 26,8 % zurückgehen.
In den vergangenen acht Monaten wurden die Gewinnschätzungen für die Halbleiterbranche überwiegend nach unten korrigiert.
Das könnte sich allerdings bald ändern – denn die neuen Großaufträge, die viele Unternehmen aus dem Nahen Osten erhalten haben, könnten die Erwartungen wieder nach oben treiben.