- NET ist seit dem Höchststand im November 2021 im Rahmen der Talfahrt im Wachstumssektor um 80 % gefallen
- Dabei haben sich bei Cloudfare weder die Performance noch die langfristigen Aussichten geändert
- Die Bewertung ist nicht ganz so überzeugend, dennoch ist NET jetzt eine attraktive Wachstumsaktie
Seit dem Allzeithoch im November 2021 ist Cloudflare (NYSE:NET) um fast 80 % eingebrochen. Wenn man Cloudflare an sich betrachtet, ist schwer zu begreifen, warum das so ist.
Die Performance des Unternehmens in den letzten 4 Quartalen war ja recht erfreulich. Seit Jahresbeginn ist der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 51 % gestiegen. Cloudflare hat in jedem der drei Quartale dieses Jahres den Konsens der Wall Street übertroffen - im vierten Quartal 2021 die Umsatzschätzungen.
Der Hauptgrund für die jüngste Kursschwäche ist wohl eher die marktweite Skepsis gegenüber dem Aktiensektor. Insbesondere sind dabei teuer bewertete, wachstumsstarke Aktien aller Art unter die Räder gekommen. NET, das in den besten Zeiten zum 70-fachen des voraussichtlichen Umsatzes gehandelt wurde, blieb davon natürlich nicht verschont.
In diesem Zusammenhang ist die Versuchung groß, NET nun als attraktive langfristige Chance zu sehen.
Dennoch lauern auch hier Risiken. Die Bewertung ist nach wie vor fragwürdig, und die jüngsten Ergebnisse lassen eine leichte Schwäche erkennen. Für aggressive Wachstumsinvestoren ist ein Einstieg mit langfristiger Perspektive nach wie vor möglich, der Rest von uns sollte sich in Geduld üben.
Die Geschichte ist immer noch die gleiche
Das vereinfachte Argument für einen Kauf oder das Halten von NET ist, dass sich langfristig überhaupt nichts geändert hat. Cybersicherheit ist nach wie vor extrem wichtig und ein Hauptschwerpunkt bei den IT-Ausgaben von Kunden. Unternehmen können es sich einfach nicht leisten, in diesem Bereich zu sparen.
Der stetige Erfolg von Cloudflare bei Kunden mit höheren Budgets hält an. Zu Beginn konzentrierte sich das Unternehmen vor allem auf kleinere Entwickler und Tüftler; inzwischen kommt mehr als die Hälfte des Umsatzes von Unternehmenskunden, die jährlich mindestens 100.000 USD für Cloudflare-Produkte ausgeben.
Und das Unternehmen scheint die Konkurrenz immer noch hinter sich zu lassen. Zscaler (NASDAQ:ZS) hält in Bezug auf den Umsatz Schritt, aber Cloudflare jagt aber auch gleichzeitig von Konkurrenten im Segment CDN (Content Delivery Network) wie Akamai Technologies (NASDAQ:AKAM) und Fastly (NYSE:FSLY) Marktanteile ab.
Diese Säulen des Wachstums waren es, die die Investoren im letzten Jahr wirklich begeisterten. Diese Faktoren sind derzeit offenbar immer noch völlig intakt, aber Cloudflare ist kaum ein Fünftel dessen wert, was es im November letzten Jahres war.
Das Bewertungsproblem
Der einzige Haken an diesem Argument ist, dass Cloudflare auch nach dem großen Rückgang nicht unbedingt günstig ist. Auf der Grundlage der Prognosen für 2022 wird das Unternehmen immer noch mit dem 16-fachen des Umsatzes bewertet. Das bereinigte Betriebsergebnis für das laufende Jahr ist leicht positiv, aber in dieser Zahl sind die beträchtlichen aktienbasierten Vergütungen nicht berücksichtigt, die sich immerhin auf 22 % des Umsatzes belaufen.
Dieses Problem gibt es nicht nur bei NET, aber es ist dennoch ein Problem. Immerhin hat Cloudflare selbst in der Nähe der Jahrestiefststände immer noch eine Marktkapitalisierung von 16 Mrd. USD. Das Unternehmen ist noch Jahre davon entfernt, einen konstanten Gewinn zu erwirtschaften, wenn man die Ausgabe von Aktien an die Mitarbeiter berücksichtigt. Ja, das Unternehmen wächst schnell, aber selbst auf diesem Niveau preist der Markt noch Jahrzehnte des Wachstums ein.
Die Erträge und die langfristige Perspektive
Der Bericht zum 3. Quartal Anfang November hat dieses Problem deutlich gemacht. Die Ergebnisse schlugen zwar die Erwartungen der Börse, und der Ausblick für das 4. Quartal entsprach den Erwartungen - dennoch fiel die NET-Aktie am nächsten Tag um 18 %.
Im weiteren Verlauf des Monats konnte die Aktie diese Verluste wieder wettmachen, als Wachstumswerte eine kurze, kräftige Erholung verzeichneten. Doch ein erneuter Pullback ließ den NET wieder fallen und kündigt weitere Verluste an.
Höhere Zinssätze oder ein schwächerer Markt sind nicht allein der Grund für diese Entwicklung. Beim 16-fachen des Umsatzes gibt es nur wenig Spielraum für Fehler oder auch nur für eine lineare Prognose in jedem Markt. NET ist sicherlich billiger - aber nicht wirklich billig. Die Anleger zahlen nach wie vor für das langfristige Potenzial dieser Aktie.
Disclaimer: Vince Martin ist derzeit in keinen der hier genannten Aktien investiert.