- ED ging am 27. Mai auf einem Allzeithoch aus dem Handel
- Die Aktie ist in den letzten 12 Monaten um insgesamt 31% gestiegen
- Der Konsens an der Wall Street ist neutral bis pessimistisch
- Die marktimplizierte Prognose bis Januar 2023 ist optimistisch
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Consolidated Edison (NYSE:ED) ist eines der größten Energieunternehmen der USA, das sich im Besitz von Investoren befindet. Der Kurs der Aktie beendete den Handel am 27. Mai mit einem Allzeithoch von 100,58 USD. Die historische 12-Monats-Gesamtrendite beträgt 31,1 %, im Vergleich zu 17,6 % für den Utilities Select Sector SPDR® Fund (NYSE:XLU). Trotz der jüngsten überproportionalen Gewinne der ED-Aktie liegt ihre historische annualisierte Dreijahresrendite von 6,2 % deutlich unter der annualisierten Rendite des XLU von 10,8 %.
Quelle: Investing.com
Die Performance der ED-Aktie ist umso bemerkenswerter, als die Erträge des Unternehmens seit Jahren im Wesentlichen stagnieren. Der Konsens für das EPS-Wachstum in den nächsten drei bis fünf Jahren liegt bei 3 % pro Jahr. Die am 17. Februar gemeldeten Gewinnzahlen für das 4. Quartal 2021 lagen 17,4 % über den Erwartungen der Analysten. Diese Ergebnisse haben sicherlich dazu beigetragen, die Aufwärtsdynamik der Aktie noch zu verstärken. Die Zahlen zum 1. Quartal 2022, die am 5. Mai bekannt gegeben wurden, blieben dagegen leicht hinter den Erwartungen des Marktes zurück.
Quelle: E-Trade
Grüne (rote) Werte sind der Betrag, um den das EPS den erwarteten Konsenswert übertrifft (verfehlt).
Mit dem erheblichen Anstieg des Aktienkurses ohne Gewinnzuwächse ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis erheblich gestiegen. Das aktuelle KGV von 22,7 ist im Vergleich zu historischen Werten sehr hoch. Im September 2018 lag das KGV noch bei 13,25. Die Bewertungen für große Versorgungsunternehmen sind derzeit hoch, so dass ED sicherlich kein Einzelfall ist.
Dividendenerträge sind oft einer der Hauptgründe für die Attraktivität von Versorgeraktien, aber der Kursanstieg von ED bedeutet, dass die aktuelle Rendite von 3,22 % im historischen Vergleich recht niedrig ist. Da die Verzinsung 10-jähriger Staatsanleihen inzwischen bei über 3 % liegt, werden risikoscheue Anleger wahrscheinlich zunehmend Anleihen als Einkommensquelle bevorzugen.
Die jüngsten Kursgewinne von Con Ed sind zum Teil auf die zunehmende Konzentration des Unternehmens auf saubere Energie zurückzuführen. DInvestoren haben unverhältnismäßig viele Aktien von Versorgern gekauft, die sich auf saubere Energie konzentrieren. Ein Extremfall ist NextEra Energy (NYSE:NEE) mit einem KGV der letzten 12 Monate von mehr als 100. Auf der Jahreshauptversammlung im Mai betonte der CEO von Con Ed, Timothy Cawley, das Engagement des Unternehmens in diesem Bereich. Con Ed beschreibt seine Bemühungen umfassend und detailliert in dem Bericht "Our Clean Energy (NASDAQ:ICLN) Commitment". Auch die Präsentation im Rahmen der Gewinnzahlen zum 1. Quartal legte den Schwerpunkt auf saubere Energie. Auch die steigenden Preise für Öl und Erdgas haben den Aktien von ED und anderen Versorgern Auftrieb gegeben; schließlich setzen die Verbraucher zunehmend auf Strom.
Das letzte Mal hatte ich am 30. November 2021 über ED geschrieben und die Aktie damals mit der Einschätzung "Hold/Neutral" eingestuft. Zu diesem Zeitpunkt war die Konsensbewertung an der Wall Street pessimistisch und das Konsenskursziel für die nächsten 12 Monate lag etwa 10 % unter dem damaligen Aktienkurs. Neben den Fundamentaldaten und dem Analystenkonsens stütze ich mich auch auf das Konzept der marktimplizierten Prognose, das die in den Optionspreisen implizierte Konsensmeinung widerspiegelt.. Ende November war die marktimplizierte Prognose bis Mitte Januar 2022 optimistisch und die Aussichten bis Januar 2023 neutral bis leicht optimistisch. Angesichts der Diskrepanz zwischen den pessimistischen Konsensprognosen der Wall Street und den eher optimistischen Marktprognosen habe ich mich für eine neutrale Gesamtbewertung entschieden. Seit dem Schlusskurs vom 30. November hat die Aktie insgesamt 27,9 % zugelegt.
Für Leser, die mit dem Konzept der vom Markt implizierten Prognose nicht vertraut sind, ist eine kurze Erklärung erforderlich. Der Preis einer Option auf eine Aktie wird weitgehend durch die übereinstimmende Einschätzung des Marktes über die Wahrscheinlichkeit bestimmt, dass der Aktienkurs zwischen jetzt und dem Ablauf der Option über (Call-Option) oder unter (Put-Option) ein bestimmtes Niveau (den Ausübungspreis der Option) steigt. Durch die Analyse der Preise von Kauf- und Verkaufsoptionen bei einer Reihe von Ausübungspreisen (alle mit demselben Verfallsdatum) ist es möglich, eine wahrscheinliche Preisprognose zu berechnen, die die Optionspreise korrekt aggregiert. Dieses Konzept wird als die marktimplizite Prognose bezeichnet. Lesern, die sich für diese Materie interessieren und ihr Wissen dazu vertiefen wollen, empfehle ich diese Monographie des CFA Institute (in englischer Sprache).
Ich habe die marktimplizite Prognose für ED bis Anfang 2023 berechnet und sie mit den aktuellen Konsensaussichten der Wall Street verglichen, um mein Rating zu überprüfen.
Konsenserwartungen der Wall Street für ED
E-Trade ermittelt den Konsensausblick der Wall Street aus den Ansichten der 10 renommiertesten Analysten, die in den letzten drei Monaten Ratings und Kursziele für ED veröffentlicht haben. Der Konsens ist wie im gesamten letzten Jahr pessimistisch. Das 12-Monats-Konsensziel liegt 9,7 % unter dem aktuellen Aktienkurs. Von den 10 Analysten stufen sechs die Aktie mit "Sell" ein, drei mit "Hold" und einer mit "Buy".
Quelle: E-Trade
Investing.com berechnet den Wall Street-Konsensausblick für ED mithilfe der Bewertungen und Kursziele von 16 Analysten. Das Konsensrating ist neutral, während das 12-Monats-Konsensziel 9,7 % unter dem aktuellen Aktienkurs liegt.
Quelle: Investing.com
Das Konsensziel der Wall Street von Ende November deutete darauf hin, dass die Aktien um etwa 10 % überbewertet waren, was den aktuellen Ergebnissen sehr ähnlich ist. Die Gesamtrendite von 27,9 % für ED seit dem 30. November steht in krassem Gegensatz zum damaligen Konsensziel. Was die Analysten meiner Meinung nach nicht erwartet hatten, war der Preisaufschlag, den der Markt unterstützen würde, nachdem das Unternehmen sein wachsendes Engagement für saubere Energie bekanntgegeben hat.
Marktimplizierte Prognose für ED
Ich habe die marktimplizite Prognose für ED für den 7,4-monatigen Zeitraum von heute bis zum 20. Januar 2023 berechnet, wobei ich die Preise von Call- und Put-Optionen verwendet habe, die an diesem Tag auslaufen. Ich habe dieses spezielle Verfallsdatum gewählt, um einen Ausblick über das Jahresende hinaus zu erhalten und weil die im Januar auslaufenden Optionen in der Regel am aktivsten gehandelt werden. Darüber hinaus hatte ich in meiner Analyse vom November die marktimplizite Prognose anhand der Optionen für Januar 2023 berechnet, um einen Vergleich zu ermöglichen.
Die Standarddarstellung der marktimplizierten Prognose ist eine Wahrscheinlichkeitsverteilung der Kursrendite, wobei die Wahrscheinlichkeit auf der vertikalen und die Rendite auf der horizontalen Achse abgebildet wird.
Quelle: Berechnungen des Autors unter Verwendung von Preisangaben von E-Trade
Die marktimplizierte Prognose liefert weitgehend symmetrische Ergebnisse, wobei das Maximum der Wahrscheinlichkeit in der Nähe der Nullrendite liegt (etwa +1 %). Die aus dieser Prognose errechnete erwartete Volatilität liegt bei 23 % (auf Jahresbasis), was für eine Large-Cap-Aktie recht niedrig ist und dem entspricht, was man bei einem Versorgungsunternehmen erwartet. Die Erwartungen sind etwas negativ verzerrt, was als bullish zu interpretieren ist.
Um den direkten Vergleich der Wahrscheinlichkeiten für positive und negative Renditen zu erleichtern, habe ich die negative Seite der Verteilung um die vertikale Achse gedreht (siehe Grafik unten).
Quelle: Berechnungen des Autors unter Verwendung von Preisangaben von E-Trade
Die negative negative Seite der Verteilung wurde um die vertikale Achse gedreht.
Diese Ansicht zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit positiver Renditen durchweg höher ist als die Wahrscheinlichkeit negativer Renditen in derselben Größenordnung, und zwar über einen weiten Bereich der wahrscheinlichsten Ergebnisse (die durchgezogene blaue Linie liegt über weite Teile der linken drei Viertel des obigen Diagramms deutlich über der gestrichelten roten Linie). Dies entspricht einer optimistischen Erwartung bis zum 20. Januar 2023.
Theoretisch ist davon auszugehen, dass die marktimplizite Prognose eine negative Tendenz aufweist, da risikoscheue Anleger dazu neigen, für einen Abwärtsschutz mehr als den fairen Wert zu zahlen, obwohl es keine Möglichkeit gibt zu messen, ob dieser Effekt hier vorhanden ist. Die Berücksichtigung dieser potenziellen Verzerrung legt eine noch optimistischere Interpretation nahe, als sie aus den einfachen Wahrscheinlichkeiten hervorgeht.
Ende November 2021 war die marktimplizite Prognose bis zum 20. Januar 2023 überwiegend neutral, mit einer leichten Tendenz nach oben, obwohl die Aussichten bis Januar 2022 recht optimistisch waren.
Fazit zu Con Ed
Die Aktien von Con Ed haben im vergangenen Jahr den breiteren Markt und die Versorgungsbranche deutlich geschlagen. Die Erträge waren solide, aber nicht besonders bemerkenswert, und die Bewertung ist recht hoch. Das Konsensrating der Wall Street für ED ist neutral bis pessimistisch, und das Konsensziel für die nächsten 12 Monate liegt etwa 10 % unter dem aktuellen Aktienkurs. Die marktimplizite Prognose bis Mitte Januar 2023 ist bei moderater Volatilität optimistisch. Meine Hypothese ist, dass der Markt einen Preisaufschlag für ED unterstützt, weil das Unternehmen zunehmend auf saubere Energie setzt, während die Analystenschätzungen auf dem erwarteten Gewinnwachstum für die nächsten Jahren beruhen. Angesichts der anhaltenden Diskrepanz zwischen dem pessimistischen Analystenkonsens und der bullischen marktimpliziten Prognose sowie der recht hohen Bewertung behalte ich meine Bewertung von “Hold“ für ED bei.
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