Am gestrigen Dienstag verdichteten sich zunehmend die Gerüchte, dass die Abu Dhabi National Oil Company, kurz ADNOC, großes Interesse an einer Übernahme des im deutschen Leitindex DAX40 gelisteten Kunststoffproduzenten Covestro (F:1COV) hegt. Nach Informationen der Nachrichtenplattformen Bloomberg und Reuters trafen die beiden Parteien bereits in der Covestro-Firmenzentrale in Leverkusen zusammen, um erste Verhandlungen zu tätigen. ADNOC ist ein staatlicher Ölkonzern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, der über 90 Prozent der Erdöl- und Erdgasreserven des Landes besitzt. Dies macht ADNOC zum weltweit zwölftgrößten Produzenten von Erdöl.
Übernahmeangebot in Höhe von rund 10.6€ Milliarden
Wie Insider berichten, hat ADNOC dem deutschen Unternehmen auch bereits ein informelles Angebot unterbreitet. Etwa 55€ je Anteilsschein möchte der staatliche Öl-Riese für die Übernahme auf den Tisch legen, was im Ergebnis einer rund 10.6€ Milliarden schweren Offerte entspräche. Diese liegt deutlich oberhalb der 8.9€ Milliarden, mit denen Covestro zuletzt bewertet wurde. Im Jahr 2015 wurde die Kunststofftochter vom Mutterkonzern Bayer (ETR:BAYGN) abgespalten und an die Börse gebracht. Die derzeit größten Anteilseigner des Unternehmens sind die Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS) und der weltweit größte Vermögensverwalter BlackRock (NYSE:BLK) (beide Teil unseres US-Titans-Aktienpakets) mit jeweils rund fünf Prozent. Covestro hatte zuletzt mit einer unsicheren wirtschaftlichen Lage zu kämpfen, konnte jedoch nach einem positiven ersten Quartal die Prognosen anheben und erwartet nun bestenfalls einen operativen Gewinn auf Vorjahresniveau. Beide Parteien äußerten sich bislang noch nicht zu den Spekulationen.
ADNOC plant Investitionen in Höhe von 150€ Milliarden
Bereits im vergangenen Jahr übernahm ADNOC Anteile am österreichischen Energiekonzern OMV (ETR:OMVV), Kostenpunkt: 3.9€ Milliarden. Darüber hinaus hält das Unternehmen aus Abu Dhabi 25 Prozent der Anteile am ebenfalls in Österreich beheimateten Kunststoffhersteller Borealis, welcher wiederum mehrheitlich von der OMV kontrolliert wird. Auch schloss sich ADNOC erst im Mai mit der nordamerikanischen Investmentgesellschaft Apollo Global Management zusammen, um sich so im Bieterrennen um den brasilianischen Petrochemie-Konzern Braskem in eine bessere Position zu bringen. Nach eigenen Aussagen möchte der ADNOC-Konzern seine Präsenz in den Bereichen Chemie, Erdgas und „saubere“ Energien in den kommenden Jahren massiv ausbauen, insgesamt sind hier Investitionen in Höhe von 150€ Milliarden geplant. Im Rahmen einer Initiative der Ölproduzenten im Persischen Golf wird letztlich versucht, das bisherige Geschäftsmodell, das sich auf den Verkauf von Rohöl und Treibstoffen wie Benzin und Diesel konzentriert, diversifizierter zu gestalten.
Die Aktie der in Leverkusen ansässigen Covestro AG reagierte positiv auf die News hinsichtlich einer potenziellen Übernahme, zwischenzeitlich stand hier ein Plus in Höhe von rund 15 Prozent zu Buche. Diese Anstiege realisierte das Wertpapier absolut im Sinne unseres Primärszenarios, sehen wir dieses doch mittelfristig deutliche Anstiege umsetzen. Primär bewerten wir diese aber als korrektiv, weshalb wir nach Abschluss dieser Aufwärtsbewegung vorrangig neuerliche starke Abverkäufe erwarten
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