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Das Märchen vom Kurswechsel der EZB

Veröffentlicht am 09.06.2022, 09:58
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32

Oh Wunder, mittlerweile hisst selbst die zaudernde EZB die Fahne der Restriktion. Die Leitzinswende ist eingeläutet und Liquiditätsspenden werden nicht mehr verteilt. Das hört sich an wie Wind of Change, nach einem klaren Kurswechsel Richtung geldpolitischer Normalität bzw. Stabilität. Doch sind Zweifel mehr als angebracht.

Die letzte Leitzinserhöhung der EZB liegt schon 11 Jahre zurück. Doch jetzt ist es wieder so weit. Aufgrund des dramatischen Inflationsdrucks konnten die bislang abwartenden Damen und Herren Geldpolitiker ihre Hände nicht weiter in den Schoß legen. Unsere Notenbank lässt sogar so etwas wie einen Stabilitätsfahrplan erkennen. Auf der Juni-Sitzung wird die Leitzins-Zeitenwende bekanntgegeben, die dann auf den Sitzungen am 21. Juli, 8. September, 27. Oktober und 15. Dezember jeweils mit Zinserhöhungen zu 0,25 Prozentpunkten Realität werden könnte. Demnach stünde der Leitzins Ende 2022 bei eins. Gleichzeitig dreht die EZB den Liquiditätshahn zu.

Scheinbar ist die EZB dem Club der restriktiven Notenbanken beigetreten. Nach den vielen Irrungen und Wirrungen scheint sich die EZB plötzlich wieder an ihren Preisstabilitätsauftrag zu erinnern. Das klingt nach Strukturbruch. Der verlorene Sohn, besser gesagt, die Tochter kommt wieder zur Besinnung.

Die Worte hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube

Aber immer langsam mit der Verteilung von Stabilitäts-Lorbeeren. So wie ein bisschen Putzen die Wohnung nicht sauber macht, ist ein bisschen Zinserhöhung noch keine Stabilitätspolitik. Es geht nicht um das Ob von Zinserhöhungen, sondern um das Wieviel. Wir kennen zwar noch nicht die Zinspolitik der EZB ab 2023. Doch wenn man ihre Arbeit in den letzten Jahren unter die Lupe nimmt, fällt es schwer, ihr einen radikalen geldpolitischen Wechsel zu unterstellen. Die EZB wird die Sozialarbeiterin Europas bleiben.

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Zunächst verträgt ein wirtschafts- und strukturschwaches, rohstoff- und exportabhängiges Europa weniger Zinsknute als die besser aufgestellten USA mit ihrem hohen Autarkiegrad. Und da Europa auch noch näher am ukrainischen Konfliktherd liegt, hat es insgesamt ein höheres Rezessionsrisiko als das Land am anderen Ende des Atlantiks.

Überhaupt hat die EZB nicht den Vorteil wie die US-Notenbank, sich nur um Uncle Sam kümmern zu müssen. Die EZB hat viele schutzbefohlene Töchter und Söhne, die sehr verschieden sind. Hätte die EZB allein Zinspolitik für Finnland, die Niederlande, Österreich oder Deutschland zu verantworten, hätten wir längst andere, viel höhere Zinsen.

Wenn die geldpolitische Planwirtschaft geht, kommt die Marktwirtschaft verheerend zurück

Die europäische Kette ist eben nur so stabil wie ihr schwächstes Glied. Und es gibt einige muskelschwache Länder. Würde man ihnen das Stützkorsett der geldpolitischen Planwirtschaft komplett wegnehmen, geriete so manches überschuldete romanische Euro-Land in arge Finanznot. Käme es nach der renditedrückenden Liquiditätsschwemme sogar zu einer -austrocknung, wären also Faktoren wie Bonität wieder für Preise von Staatsanleihen bestimmend, stiegen ihre Kreditzinsen ähnlich wie heliumgefüllte Luftballons auf einem Kindergeburtstag. Ihre von der EZB künstlich geschaffene Happy Hour der Finanzstabilität wäre gefährdet.

Tatsächlich haben Vertreter der südlichen Euro-Länder blanke Angst, eine zu restriktive Zins- und Liquiditätspolitik der EZB könne ihre künstliche Finanzstabilität gefährden.

An den Finanzmärkten ist bereits ein Auseinanderlaufen der Zinssätze zu beobachten. So haben sich die Risikoaufschläge anderer europäischer Länder zu deutschen 10-Jahres-Staatsanleihen binnen sechs Monaten ungefähr verdoppelt. Besonders markant ist die Abkopplung Italiens.

Lieber mehr Inflation als weniger Euro-Frieden

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Würde sich diese Entwicklung fortsetzen, riskierte man im Extremfall die nächste Schuldenkrise. Angesichts dieses existenziellen Risikos für Europa wird die EZB zukünftig eine „konstruktiv ambivalente“ Geldpolitik betreiben.

Was sich sehr akademisch anhört, ist bei näherer Betrachtung profan: Etwas Zinserhöhungspolitik ja, aber nein, bloß nicht überreizen. Mehr Inflation ist eben der Preis für „Ein bisschen Euro-Frieden“.

Übrigens, wenn die EZB keine neue Liquidität mehr in die Finanzmärkte pumpt, klingt das schlimmer als es ist. Das Rekordniveau an Geldversorgung bleibt erhalten, da Erträge aus auslaufenden Zinspapieren immer wieder neu angelegt werden. Hier böte sich auch ein mögliches Werkzeug zur Verhinderung einer Zweiteilung der nationalen Zinssätze. Die EZB könnte auf die fixe Idee kommen, Beträge aus fälligen z.B. deutschen Anleihen südeuropäischen Zinspapieren zugutekommen zu lassen.

Dann reden wir nicht mehr nur von Planwirtschaft, sondern von Zins-Sozialismus. Die EZB lässt Länder auch ohne Reformbemühungen weiter nicht hängen. Das Leistungsprinzip wird wohl auch zukünftig weiter mit Füßen getreten, was für eine Wirtschaftsregion der schleichende Tod ist.

Unabhängig davon fällt aber auch in den starken Ländern Europas das Stabilitätsbekenntnis immer schwächer aus. So wird in Deutschland propagiert, dass der Sozialstaat in Wort und Tat besser werden müsse. Das ist eine hübsche Umschreibung der Forderung nach mehr Staatswirtschaft. Und wer soll diese Rechnungen wohl bezahlen?

Trotz Zinskosmetik bleibt die EZB der Laufbursche der Politik. Für einen klaren Kurswechsel Richtung geldpolitischer Normalität oder gar Preisstabilität ist kein Platz mehr, höchstens für den Scheinheiligenschein.

Und wenn sie nicht gestorben ist, dann rettet die EZB noch heute, morgen und übermorgen.

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Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG

Aktuelle Kommentare

Sehr guter Artikel von Herrn Halver. "Die EZB lässt Länder auch ohne Reformbemühungen weiter nicht hängen. Das Leistungsprinzip wird wohl auch zukünftig weiter mit Füßen getreten,....."  so ist es. Ich finde es schon lange ungerecht, dass wir in Deutschland schuften wie die Doofen, ein sehr hohes BIP pro Kopf produzieren, uns um die 60% Verschuldung bemühen, um dann das erwirtschaftete Geld mit vollen Händen für andere Länder aus zu geben. Und oft verpufft es schneller, als man gucken kann. Und nun stecken wir schon in der nächsten Finanzkrise....
Ein endloser Zyklus, wenn sich nicht irgendwann, irgendwie irgendwas ändert. Andere Länder mitzureißen zu versuchen ist ok aber wenn es nicht funktioniert sollte man mal auf Fehlersuche gehen und Optimierungen vornehmen. Ist nur meine Meinung und falls es jemand anders als ich sieht bin ich für Meinungen offen
Ich muss korrigieren; wir in Deutschland hatten lange die beste Ausgangslage; JETZT lesen wir jeden Tag von Grundeinkommen, work life balance, Entlastungspaket 1,2,3,4 x….. eine digitale Infrastruktur in den Verwaltungen, Schulen, die für andere Industriestaaten undenkbar ist, eine Arbeitsagentur, die sich selber verwaltet, einfache Genehmigungsverfahren, die 6-10 Jahre von einem Schreibtisch zum nächsten getragen werden, es sind alle verrückt geworden…..
wenn ein Industriestaat 15 Jahre braucht, um einen Hubschrauber zu bestellen, dann 90 Stück endlich bekommt, allerdings dann feststellt, dass man die Ersatzteile vergessen hat, die Ausbildung der Wartungseinheiten nicht berücksichtigt und deshalb dann nur 7 Stück einsatzfähig sind, ist alles über einen Staat gesagt… und es ist in jedem Bereich, sei es Finanzbehörden, Strafverfolgungsbehörden, Verkehrsplanung, Schienenverkehr exakt genauso…., und alle reden sich das Leben schön
Ende März hatte das Land grünes Licht vom (ESM) und der (EFSF) für die Rückzahlung erhalten. Die Einrichtungen verzichteten damit auf die Vorgabe, dass vorgezogene Zahlungen an den IWF nur parallel zu Zahlungen an europäische Kreditgeber erfolgen dürfen.Der Staatschuldenkrise von 2010 waren noch zwei weitere große Finanzierungsrunden gefolgt, in denen IWF u.d. europäischen Partner Milliarden nach Athen überwiesen. Insgesamt. summieren sich die Notkredite und Hilfen der drei Hilfsprogramme zw. 2010 u. 2018 auf rund 278 Mrd Euro. Rückzahlung der Kredite des ESM u.d. EFSF wird noch Jahrzehnte dauern.Trotz des Schuldenschnitts in 2012 und der jüngsten Fortschritte hat Griechenland immer noch die höchste Staatsverschuldung in der Eurozone. Ende 2021 schätzte der IWF den Schuldenstand auf gut 366 Mrd Euro. Lt. Regierungsprognosen soll die Verschuldung Ende d.J.189,6 % des BIP betragen! Auszüge aus Tagesschau Artikel v.5.4. Griechenland hat die höchste Staatsverschuldung in der EU!
Enteignung der Dummen, könnte man auch dazu sagen…
…schon alles klar, aber vielleicht weisst du auch, was man gegen diese Psychopathen tun kann? Sorry, frage für einen Freund…!Top Beitrag, wie immer! 👍🏻👍🏻👍🏻
Es ist die Zeit der Dauerpessimisten und Nostradamus Anhänger…am Ende kommt vieles bei weitem nicht so „dramatisch“,wie viele es skizzieren…aber Hauptsache man darf sich auch mal auskotzen…was waren das für Weltuntergangsszenarien und prognostiziertes Ende der EU in der Phase der Griechenlandkrise…und jetzt??Griechenland hat mittlerweile sämtliche Schulden getilgt und steht hervorragend da…also regt euch ab.
Was ist denn an 8% Inflation und negativzinsen nicht dramatisch??? Erzähl das mal jemanden, der jeden Tag Regale im EH einräumt 1500 netto nach hause bringt…ach fahren zur arbeit darf er mit dem Lastenrad, auto ist ja zu teuer und moralisch verwerflich
…sämtliche Schulden getilgt😂✌️
Die fahrlässige, zögerliche und zurückhaltende Politik der EZB wird zwangsläufig zum Scheitern des Euro führen.
Der Zug ist abgefahren, Europa steht schweren Zeiten bevor, verursacht von denen die Wein trinken und Wasser predigen...jeder muss jetzt sein eigenes Hirn in der Situation einschalten und die digitale Überflutung ausschalten sonst stehen ihm harte Zeiten bevor....
was ist aber die Quintessenz daraus wenn die USA in ihre Zinsen Angebot und die EU nicht. es folgt ein massiver Abfluss von Geldmitteln aus der EU in die USA und wir importieren uns noch mehr Inflation? Wird der US aktienMarkt fallen durch durch Zinsen und die EU steigen durch die hohe Inflation ähnlich wie in der Türkei? Steht uns ein Währungswechsel bevor und wie damit umgehen? fliehen in andere Währungen? Ich sehe das was sie sagen auch schon seit Monaten aber eine Lösung dazu fällt mir nicht ein.
Die FED wird ebenfalls als zahnloser Tiger agieren. Laut gebrüllt, aber warte mal ab was kommen wird.
Ein Währungswechsel? Absolute Enteignung steht uns bevor. Der dumme Steuerzahler badet alles aus, hoffentlich wacht das Volk endlich auf und geht auf die Straße. Ach je, ich vergaß...das sind ja alles nur Recht ..e
in deutschland geht man nur für bienchen und blümchen auf die Strasse
Man hätte fachlich noch ein paar Zusammenhänge erklären können….. und obwohl wie immer etwas schnodderich hat er es auf den Punkt gebracht….. was man noch wissen sollte ist, das Macron mit dem Vorschlag von der Leyen zur Präsidentin zu machen, der erste Schachzug des heutigen Gesamtgebildes gemachr hat… und jetzt bezahlt endlich die Entwertung der Barvermögen der nordischen Länder (angeführt von Deutschland) die Entwertung Südländer-Schulden (angeführt von Frankreich) …… und es ist allen völlig egal
Das Barvermögen der Südländer wird von der Entwertung am meisten bewertet. Mit zwei oder drei kleinen Schritten ist nicht viel zu erwarten. Die Zusammenhänge sind eindeutig.
Also muss die EZB weiter vegan predigen aber sich hinterrücks die Mettbrötchen reinhauen, um es mit den Worten von Herrn Halver auszudrücken.
top
Sehr sehr treffend
Pointiert formuliert. Sehr gut
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