Die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit Sommer 2022 bereits zehn Zinserhöhungen durchgeführt, hält jedoch immer noch still. Die Kerninflation, die die Energie- und Nahrungsmittelpreise nicht berücksichtigt, lag im Februar bei 3,1 Prozent, im Vergleich zu fast sechs Prozent im Vorjahr. Man kann sich lang darüber streiten, ob der gemessene Wert die tatsächliche Lage abbildet. Schließlich sind die Energie- und Lebensmittelpreise genau die, die die Bürger am schmerzhaftesten spüren. Trotzdem scheinen die Bemühungen der EZB zur Inflationsbekämpfung greifen, aber sie möchte vermeiden, zu früh zu lockern und eine erneute Inflation auszulösen, ähnlich wie in den Siebzigerjahren.
Das Timing der Notenbanken vor der Finanzkrise war ebenfalls brisant. Die erhöhten Zinsen dauerten 2007 bis 2008 zunächst elf Monate an, bevor es im August 2008 zu einer weiteren Zinserhöhung kam, direkt vor dem Höhepunkt der Finanzkrise im Herbst mit dem Lehman-Crash. Die EZB möchte solche Schwankungen vermeiden und dürfte daher lieber etwas länger bis zur nächsten Zinswende warten. Die meisten Beobachter erwarten eine erste Zinserleichterung gegen Mitte des Jahres, wenn die Inflation sich weiterhin bis zum gewünschten Korridor bei etwa 2 Prozent nähert, und das wäre für den Aktienmarkt ein Vorteil. Er ist bisher auch trotz hoher Zinsen gestiegen.
Die Deutsche Börse und ihre tollen Ideen
Die Deutsche Börse hat bei ihrer jüngsten Indexüberprüfung neue Regeln eingeführt, die den Börsenwert einer einzelnen Dax-Aktie bis zu 15 Prozent des Index ausmachen lassen. Das ist eine weitere Lockerung zugunsten großer Unternehmen, wie SAP (ETR:SAPG) und auch beispielsweise Siemens (ETR:SIEGn). Dies könnte Unternehmen wie SAP und auch Siemens zugutekommen. Die Deutsche Börse signalisiert damit auch, dass sie erfolgreiche Unternehmen nicht unnötig einschränken möchte.
Darüber kann man aber auch geteilter Meinung sein. Linde (ETR:LING) ist zwar aufgrund der Beschränkungen aus dem DAX ausgestiegen, aber das Signal, das die Deutsche Börse mit der Höhergewichtung aussendet, kann man auch anders deuten. Wir sehen die Zusammensetzung des DAX schon länger kritisch. Durch diesen Schritt der Deutschen Börse (ETR:DB1Gn) wird der DAX, wie bisher eigentlich auch schon, noch mehr von nur sehr wenigen großen Konzernen getragen. Die kleineren Werte spielen fast keine Rolle mehr.
Der DAX hat im vergangenen Jahr und dieses Jahr bis jetzt eine saubere Rally hingelegt. Allerdings getragen von nur wenigen Unternehmen. Parallel zum rasanten Anstieg des DAX ist beispielsweise die Bayer-Aktie (ETR:BAYGN) weiterhin im Sinkflug. Volkswagen (ETR:VOWG) kommt nicht vom Fleck und bei Werten wie Fresenius (ETR:FREG), DHL, Brenntag (ETR:BNRGn), Henkel (ETR:HNKG_p), Zalando (ETR:ZALG), Continental (ETR:CONG) und vielen weiteren sieht die Sache alles andere als nach einem Bullenmodus aus. Die Heterogenität des DAX nimmt also durch die Entscheidung der Deutschen Börse noch weiter zu. Die Schlussfolgerung, dass wenn der DAX steigt, steigen auch die darin enthaltenen Werte, ist jetzt noch falscher als je zuvor.
Es hat aber auch etwas Positives. Immerhin sind einige große Werte des DAX übergeordnet enorm stark. Und wenn es die Masse nicht richten kann, dann arbeitet man eben nur mit den Musterschülern. Und das dürfte auch einer der Gründe sein, weshalb der DAX entgegen der allgemein eher gedrückten Stimmung in der deutschen Wirtschaft stark gestiegen ist. Die Deutsche Börse stellt also mit der jüngsten Entscheidung die Weichen und verbessert ihr Produkt, den deutschen Leitindex DAX, damit er international konkurrenzfähig bleiben kann.
Kann der DAX also seinen Höhenflug fortsetzen?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir den Blick aufteilen in einen kurzfristigen, mittelfristigen und langfristigen. Kurzfristig sehen wir noch etwas Platz nach oben, obwohl sich die Anzeichen für ein markantes Hoch verstärken. Mittelfristig erwarten wir in der Tat eine stärkere Korrektur. Und die alles entscheidende Frage wird lauten, bis wohin wir diese gehen? Die kommende Korrektur hat nämlich starke Auswirkungen auf die langfristige Entwicklung des DAX.
Kann der DAX sogar Geschichte schreiben?
Ja, das kann er. Dazu müssen zwar noch einige Kriterien erfüllt werden, aber grundsätzlich sehen wir ausgerechnet beim DAX langfristig eine historische Chance. Der Index trat in der Vergangenheit gegenüber den Schwergewichten aus den USA, allen voran Nasdaq, Dow Jones und S&P 500 deutlich zurück. Er war fast immer deutlich schwächer. Durch die Veränderungen, die die Deutsche Börse vorgenommen hat, könnte sich das aber dramatisch ändern.
Wir können uns sehr gut vorstellen, dass sich der DAX in den kommenden Jahren deutlich stärker entwickeln kann als die oben genannten US-Indizes. Der DAX ist deutlich jünger als der Dow Jones und der S&P 500 und befindet sich im Vergleich dazu fast noch in den Kinderschuhen, aus denen er jetzt herauswachsen kann. Die US-Indizes, den Nasdaq ausgenommen, sind in ganz anderen Zyklen, die sich vermutlich deutlich früher dem Ende zuneigen, als das beim DAX der Fall ist.
Und genau das beleuchten wir in unserer folgenden Video-Analyse:
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