Die Volatilität am Aktienmarkt hat sich vorgestern und gestern deutlich erhöht. Brauchte es vorgestern noch den Kursverlauf mehrerer Tage, um einen Wechsel zwischen bullishen und bearishen Signalen festzustellen, so reicht aktuell bereits das gestrige Auf und Ab des DAX.
DAX erhöht das Tempo beim aktuellen Verwirrspiel
Denn zum Handelsstart schoss der deutsche Leitindex auf ein neues Hoch in seiner mehrtägigen Kurserholung, nur um anschließend auf das tiefste Niveau seit anderthalb Wochen zu fallen.
Folgt man der vorgestrigen Analyse (siehe „DAX: Ist die Konsolidierung bullish oder bearish?“), so war der dynamische Anstieg über die Rechteckgrenze bei 18.270 Punkten ein sehr bullishes Signal. Zumal der DAX zuvor aus dem kurzfristigen Aufwärtstrendkanal nach unten ausgebrochen war, sich dies aber durch den Schlusskurs innerhalb des Trendkanals als Bärenfalle entpuppte. Und häufig ziehen solche Fehlsignale eine starke Bewegung in die entgegengesetzte Richtung nach sich. Der starke Anstieg zu Handelsbeginn hätte daher Auftakt einer solchen Bewegung sein können. Doch letztlich stellte sich auch das als Fehlsignal heraus – durch das neue Hoch in der Kurserholung auf besonders perfide Weise.
Und daher muss man nun sehr vorsichtig bei der Wertung des gestrigen Tagestiefs in Verbindung mit dem erneuten Bruch des kurzfristigen Aufwärtstrendkanals sein. Eigentlich ist beides zusammen als klar bearishes Signal zu werten. Folgt jetzt auch noch ein dynamischer Rutsch auf ein neues Korrekturtief, der gemäß der vorgestrigen Analyse bereits ohne die gestrige Bullenfalle klar bearish zu werten wäre, trübt sich das kurzfristige Chartbild deutlich ein. Aber will man angesichts der aktuellen Fehlsignale in diesem Fall einen Trade in diese Kursrichtung wagen, also einen Short-Trade? Ich jedenfalls bin da aktuell eher zurückhaltend.
Dow Jones und DAX haben aktuell vieles gemeinsam
Zurückhaltend sollte man derzeit auch bei den US-Aktienindizes sein. Denn diese verhalten sich aktuell genauso wechselhaft wie der DAX – und zudem auch noch gegenläufig: Steigt der Dow Jones, fällt der Nasdaq – und umgekehrt.
Der Dow Jones bewegt sich dabei, ähnlich wie der DAX, ebenfalls seit einigen Tagen in einem kurzfristigen Aufwärtstrendkanal (dunkelgrün im folgenden Chart), nachdem es zuvor zu einem dynamischen Kursrutsch gekommen war. Kürzlich gab es einen Ausbruchsversuch nach oben, der jedoch scheiterte, so dass wir es auch beim Dow Jones mit einem Fehlsignal in Form einer Bullenfalle zu tun haben, die bearish zu werten ist.
Da zudem der Aufwärtstrendkanal, wie beim DAX, deutlich flacher verläuft als der Kursrutsch, kann man ihn bearish werten. Womöglich haben wir es mit einer ABC-Korrektur zu tun (grün), auf die bald ein zweiter Abwärtsimpuls folgt (roter Pfeil / rote Rechtecke).
Doch genau wie beim DAX, hält die Kurserholung auch beim Dow Jones im Vergleich zum vorherigen Kursrutsch relativ lange an. Das ist leicht bullish zu werten. Zudem findet die aktuelle Kursentwicklung, ebenfalls wie beim DAX, innerhalb einer übergeordneten Konsolidierung statt (gelbes Rechteck im folgenden Chart).
Die kurzfristigen Signale sind daher weniger relevant. Und selbst wenn es zu einer zweiten Abwärtswelle käme, könnte diese nur die Welle C einer ABC-Korrektur sein (rot). Sie wäre daher trotz kurzfristig bearisher Signale harmlos.
DAX und Dow Jones haben damit derzeit vieles gemeinsam: Bullishe und bearische (Fehl-)Signale wechseln sich innerhalb einer Konsolidierung ab. Und es ist unklar, in welche Richtung die Indizes derzeit wollen.
Am wahrscheinlichsten ist aktuell, dass die Kursgewinne, die ab Oktober 2023 mit einer rasanten Rally erzielt wurden, durch eine (Seitwärts-)Konsolidierung auf dem erreichten Niveau „verdaut“ werden und sich die überkaufte Situation damit entspannt.
Dazu passt auch die Kursentwicklung des Euro STOXX 50 (siehe dazu auch „Wie kurz sind dieses Mal die Beine der politischen Börsen?“ und „Herber Rückschlag für die Wirtschaft?“).
Der Nasdaq 100 spielt weiterhin in eigener Liga
Wer weiterhin nicht dazu passt, ist der Nasdaq 100. Zwar konsolidiert auch dieser Index seit einigen Tagen, doch scheint er sich damit lediglich weiterhin an den saisonalen Verlauf zu halten (siehe roter Pfeil im folgenden Chart und „Wie stark der Nasdaq 100 überkauft ist“).
Aber immerhin: Nach der ersten Abwärtsbewegung und einer anschließenden Erholung sollte es aus saisonaler Sicht in den kommenden Tagen noch einmal leicht abwärts gehen, so dass sich auch beim Nasdaq 100 die aktuelle Konsolidierung noch etwas fortsetzen könnte.
Fazit
Jedenfalls drängen sich bei allen genannten Aktienindizes derzeit keine neuen Positionen auf. Nur wer sehr kurzfristig agiert, könnte Chancen wahrnehmen, die durch das aktuelle Auf und Ab entstehen.
Beim Trading-Dienst „Target-Trend-CFD“ konnten wir jüngst zum Beispiel mit zwei Short-Trades Gewinne erzielen, mit denen wir auf die Saisonalität des Nasdaq 100 gesetzt hatten (roter Pfeil im Nasdaq 100-Chart). Dazu waren wir am Montag vergangener Woche bei 19.903 Punkten und am Donnerstag bei 19,872 Punkten in den Markt eingestiegen. Die erste Position verkauften wir dann am Freitag und erzielten damit nach nur 4 Tagen einen Gewinn von rund 200 € (je CFD-Kontrakt). Und vorgestern wurden wir durch einen nachgezogenen Stop-Loss beim zweiten Trade aus dem Markt geworfen, so dass wir damit nach nur 5 Tagen einen weiteren Gewinn in Höhe von nun sogar 300 € (je CFD-Kontrakt) realisierten.
In Summe waren das also rund 500 € in 9 Tagen. Und damit erreichte die Performance aller bislang beendeter Nasdaq 100-Trades schon wieder ein neues Hoch.
Wer dagegen langfristig investiert, kann an Positionen festhalten oder diese in fallende Kurse hinein sogar aufstocken, in der Erwartung, dass sich nach den (Seitwärts-)Konsolidierungen die Aufwärtstrends fortsetzen. Allen anderen Anlegern und Tradern würde ich derweil raten, sich aus dem Markt herauszuhalten, bis der Wechsel aus bullishen und bearischen (Fehl-)Signalen endet und sich wieder klarerer, nachhaltige Signale abzeichnen.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus