Liebe Leserinnen und Leser,
in diesem Artikel beschäftigen wir uns, wie bereits in meinem letzten Beitrag vom 05.05.2022 („Technische DAX-Analyse mit Fibonacci-Retracements“), noch einmal mit dem Thema Fibonacci. Auch dieses mal wieder mit konkreten Zahlen für den DAX, allerdings auf einer anderen Zeitebene.
Fibonacci langfristig
In meinem letzten Beitrag vom 05.05.2022 hatte ich den DAX anhand eines langfristigen Charts auf Monatsbasis mit Hilfe der Fibonacci-Retracements analysiert. Dabei war gut zu erkennen, dass sich der letzte signifikante Aufwärtstrend in einer Korrekturphase befindet. Der DAX notierte bei der Erstellung dieser Langfrist-Analyse bei ca. 14.200 Punkten. Als Fazit hatte ich einen möglichen Rückgang des DAX bis auf das 38,2%-Retracement bei 13.221 Punkten oder sogar auf das 50,0%-Retracement bei 12.273 Punkten genannt. Die prognostizierte Korrektur wird erfahrungsgemäß nicht in einem Rutsch erfolgen, sondern unter Schwankungen.
Fibonacci geht auch kurzfristig
Fibonacci-Levels sind variabel in verschiedenen Zeiteinheiten (z.B. Intraday-Chart, Tages-Chart, Wochen-Chart, Monats-Chart, Jahres-Chart) anwendbar. Auch wenn dabei erfahrungsgemäß „übergeordnete“ Zeiteinheiten (z.B. Monats-Chart) am besten funktionieren, kann durchaus auch ein kurzfristiger Trend in einer „untergeordneten“ Zeiteinheit (z.B. im Tages-Chart) genutzt werden.
Achtung: „übergeordnete“ Zeiteinheit ist aussagekräftiger als „untergeordnete“ Zeiteinheit
Dabei ist jedoch zu beachten, dass „untergeordnete“ Zeiteinheiten eher von „Ausreißern“ gestört werden und dass die Anwendung der Fibonacci-Strategie auf einen kürzeren Zeitrahmen mitunter weniger aussagekräftig ist als bei der Anwendung auf einen längeren Zeitrahmen.
Trotzdem: DAX-Analyse mit Hilfe der Fibonacci-Retracements auf Tagesbasis
Wenn wir jetzt im langfristigen Chart in die letzten Monate hinein zoomen und von Monats- auf Tageschart umstellen, können wir bekanntlich auch auf der nun kürzerfristigen Zeitebene eine entsprechende Analyse des DAX mit Hilfe der Fibonacci-Retracements vornehmen. Werfen wir dazu einen Blick auf den DAX-Tageschart.
Ausgehend vom 7. März 2022 bis zum 29. März 2022 ist eine signifikante Trendbewegung deutlich zu erkennen. Es handelt sich dabei um einen Aufwärtstrend. Der Kurs hat sein Top erreicht, eine Korrektur hat begonnen. Aus dem bedeutsamen Tiefpunkt bei 12.439 Punkten und dem bedeutsamen Hochpunkt bei 14.925 Punkten lassen sich nun auch hier markante Unterstützungsmarken, die sogenannten Fibonacci-Retracements, berechnen und einzeichnen.
Kurzfristige Fibonacci-Retracements
- 23,6%-Retracement bei 14.338 Punkten
- 38,2%-Retracement bei 13.975 Punkten
- 50,0%-Retracement bei 13.682 Punkten
- 61,8%-Retracement bei 13.389 Punkten
Anhänger des Fibonacci-Retracement erwarten, dass der DAX auf diese Unterstützungsmarken zurückfallen wird, dass es also zu einer entsprechenden Korrekturbewegung des übergeordneten kurzfristigen Aufwärtstrends kommt.
Kurzfristige Fibonacci-Retracements im Praxistest
Tatsächlich hatte das 23,6%-Retracement (14.338 Punkte) für einige Tage Unterstützung geboten, danach ging es eine Stufe hinunter zum 38,2%-Retracement (13.975 Punkte). Auch dieser Bereich wurde mehrfach getestet, gemessen am Tiefstkurs sogar leicht nach unten durchbrochen, bevor es dann zu einer mehrtägige Aufwärtsbewegung kam (siehe Markierung und blauer Pfeil 1).
Es folgte eine deutliche Abwärtskorrektur auf das 50,0%-Retracement (13.682 Punkte). Auch hier kam es nach einem kurzfristigen Durchbruch des 50%-Levels zu einer anschließend weiteren mehrtägigen Aufwärtsbewegung (siehe Markierung und blauer Pfeil 2).
Eine weitere Abwärtskorrektur ließ den DAX dann bis auf 13.381 Punkte nachgeben, fast punktgenau auf das 61,8%-Retracement (13.389 Punkte). Auch hier stellte der kurzfristige Durchbruch durch das 61,8%-Level den Startpunkt für eine neuerliche Aufwärtsbewegung dar (siehe Markierung und blauer Pfeil 3).
Allerdings ist die Aufwärtsbewegung ins Stocken geraten. Daher die Fragezeichen über dem blauen Pfeil 3.
Umsetzung der kurzfristigen Fibonacci-Strategie
Mutige Trader nutzen Fibonacci-Retracements, um ihren Einstieg in den Markt zu bestimmen und agieren dabei mit entsprechenden Limit-Orders. Besonders interessant dabei ist das 50,0%-Retracement und das 61,8%-Retracement, aber auch mit dem 38,2%-Retracement als Einstiegslimit können kurzfristig schöne Gewinne eingefahren werden.
In obigem kurzfristigen DAX-Chart ist sehr schön zu erkennen, dass entsprechende Limit-Orders beim 38,2%-Retracement und beim 50,0%-Retracement gute Einstiegszeitpunkte darstellten, da es anschließend tatsächlich zu profitablen mehrtägigen Aufwärtsbewegungen kam.
Auch die letzte Limit-Order beim 61,8%-Retracement ist zum Zug gekommen, der Einstieg erfolgte am 09.05.2022 bei 13.389 Punkten. Ob dieser Trade ebenfalls so erfolgreich verläuft wie die beiden anderen zuvor, bleibt abzuwarten. Zum Zeitpunkt der Analyse (12.05.2022 / Schlusskurs) notiert der DAX bei 13.740 Punkten, nachdem er gestern im Hoch bereits bei 13.829 Punkten lag.
Hinweis
Bei der Auswahl der signifikanten Trendbewegungen als Grundlage für die Berechnung der Fibonacci-Levels gilt als Faustregel, dass wir uns auf die wirklich wichtigen und eindeutigen Trends des Marktes konzentrieren sollten, um den Chart nicht mit allzu vielen Linien zu überladen. Außerdem sind Fibonacci-Strategien, wie alle anderen Trading-Strategien, nicht unfehlbar. Daher Stop-Loss-Order nicht vergessen!
Wer lieber etwas längerfristig agieren will, sollte eine „übergeordnete“ Zeiteinheit (z.B. Monats-Chart) für seine Fibonacci-Analyse wählen (siehe oben, Fibonacci langfristig).
Ich hoffe, dass Ihnen der Fibonacci-Artikel gefallen oder sogar geholfen hat. Wenn Sie neugierig geworden sind, schauen Sie sich einfach auch meine anderen Blogbeiträge an.
Also dann - einen schönen Tag noch und bis bald…