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Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
der nächste (kleine) Verfallstag steht vor der Tür – an diesem Freitag, dem (Brücken-)Tag nach Himmelfahrt ist es so weit. Obwohl auch am Feiertag an der Börse gehandelt wird, könnte sich eine gewisse Feiertagsruhe ausbreiten, denn in dieser Woche gibt es auch keine absehbaren marktbewegenden Ereignisse.
Für Deutschland sind die ZEW-Konjunkturerwartungen (am Dienstag) am wichtigsten, allerdings wird hier eine weitere Verschlechterung bereits erwartet. In den USA dürften die Einzelhandelsumsätze (Dienstag) der (Konjunktur-)Termin dieser Woche sein, für den Euroraum die Verbraucherpreise (Mittwoch).
Laut Medienberichten ist in dieser Woche zudem ein Treffen von US-Finanzministerin Yellen mit Vertretern von Großbanken wie JPMorgan (NYSE:JPM) Chase, Citigroup (NYSE:C) und Goldman Sachs (NYSE:GS) geplant, um über die möglichen Folgen zu diskutieren, wenn die Schuldenobergrenze auch weiterhin nicht angehoben wird. (Anfang Mai hatte Yellen den 1. Juni als möglichen Termin genannt, an dem der Regierung das Geld ausgeht; siehe Börse-Intern vom 08.05.2023.)
Allerdings ist fraglich, ob ein solches Treffen neue Erkenntnisse bringt. Ich vermute, die Bankenchefs werden nur aufgeboten, um den Parlamentariern abermals ins Gewissen zu reden – vor allem im Hinblick auf die schwelende Bankenkrise.
Diese ist keineswegs vorbei, wie die neuesten Daten zeigen. Danach hat die PacWest Bancorp ihr Kontingent an Notkrediten der Fed inzwischen ausgeschöpft, da sie über keine Anleihen mehr verfügt, die sie dafür als Sicherheiten hinterlegen kann. Sie muss inzwischen vergebene Kredite verpfänden, um ihre Einlagenabflüsse auszugleichen. Dafür erhält sie aber nur 60 % des Kreditvolumens, und das zudem zu schlechteren Konditionen. PacWest hat sich auf diesem Weg in der Vorwoche offenbar 3,9 Mrd. Dollar besorgt.
Und mindestens eine weitere Bank hat sich Mittel aus dem Notprogramm der Fed besorgt: Dessen Volumen stieg in der Vorwoche wieder, und zwar um 7,3 Mrd. Dollar. Die US- Bankenkrise könnte also in dieser Woche wieder einmal für negative Schlagzeilen sorgen.
Das dürfte dann auch den DAX belasten, der vor dem Verfallstag weiterhin mit der 16.000- Punkte-Marke kämpft. Es ist unwahrscheinlich, dass er dieses runde und psychologisch wichtige Niveau nachhaltig überwinden kann, bevor die USA ihre Schuldengrenze erhöht haben und die Bankenkrise spürbar abflaut. Beides kann aber noch eine Weile dauern.
Und auch kurzfristig sind keine Kurssprünge zu erwarten, wie die Positionierung zum Verfallstag zeigt. Dazu der Blick auf das aktuelle Verfallstagsdiagramm:
Quelle: https://www.stockstreet.de/boersen-tools/verfallstag-diagramm#/ mit Daten der EUREX
Bei 15.900 Punkten, was etwa dem aktuellen Stand des DAX entspricht, liegt sowohl die größte Call-Position (blaue Balken) als auch die drittgrößte Put-Position (rote Balken). Zudem entspricht dieses Niveau dem optimalen Abrechnungsniveau für die Stillhalter gemäß der MaxPain-Kurve (unterer Diagrammteil).
Ein Kursanstieg würde nun weitere Call-Positionen ins Geld ziehen. Die Call-Stillhalter dürften daher sicherlich versuche, den DAX unterhalb dieser Marke zu halten. Prinzipiell gilt Gleiches für die Put-Stillhalter, wobei diese erfahrungsgemäß weniger direkten Einfluss auf den Kurs nehmen. Der Grund: Fallende Kurse – insbesondere aufgrund von Negativnachrichten wie von der Bankenkrise – führen oft zu heftigen Rückfällen, gegen die man sich kaum sinnvoll stellen kann.
Bei einem Rückfall aufgrund „unerwartet“ schlechter Nachrichten brauchen die Bullen also nicht auf die Hilfe der Put-Stillhalter zu hoffen...
Sofern aber diese schlechten Nachrichten ausbleiben, könnte der DAX tatsächlich bis zum Verfallstermin dahindümpeln. Das formale Kursziel bis Freitag, 13 Uhr liegt also bei 15.900 Punkten. Das ist durchaus realistisch, denn der DAX läuft ohnehin seit Mitte April in einer relativ schmalen Kursspanne seitwärts (gelbe Zone im folgenden Chart):
Diese ist zudem recht klar begrenzt: nach oben durch die schon erwähnte runde 16.000er Marke, nach unten durch den grünen Unterstützungsbereich um 15.700 Punkte. An den jeweiligen Niveaus dürften neben den Stillhaltern die Bären bzw. Bullen aktiv werden und versuchen, die Kurse in die von ihnen gewünschte Richtung zu drücken.
In dieser Woche müssen sich DAX-Trader also auf eine Verfallstags-Flaute einstellen. Falls Der DAX von diesem Szenario abweicht, dann vermutlich eher nach unten als nach oben. Und da Rückschläge bekanntlich oft recht dynamisch verlaufen, könnte es doch noch einen versöhnlichen Wochenausklang geben – zumindest für Trader und Bären...
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
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