Vor einer Woche lautete der Titel unserer DAX-Analyse „DAX – Rally, Übertreibung oder Blase?“. Die Kernaussage der Analyse lautete: „Für die kommenden Tage sind wir entsprechend skeptisch und rechnen nach wochenlangen Zuwächsen im DAX mit einem deutlichen Rückschlag, sofern die US-Indizes nicht plötzlich nach oben drehen.“ In dieser Woche haben wir eine Konsolidierung im DAX gesehen. Daher stellt sich nun natürlich die Frage, ob das Top im DAX erreicht ist und wir es nun mit einer Konsolidierung, mit einer begonnenen Korrektur oder gar dem Beginn eines Crashs zu tun haben.
Ehrlich gesagt wissen wir die Antwort auf diese Frage nicht – niemand tut dies. Doch in diesem Zusammenhang dürfte der folgende langfristige DAX-Chart interessant sein. Aus der Elliott-Wellen-Analyse wissen wir, dass ein abgeschlossener Aufwärtstrend aus fünf Wellen besteht (blaue Ziffern im Chart) – drei Impuls- bzw. Aufwärtswellen (1, 3, 5) und zwei Korrekturwellen (2, 4). Demnach befindet sich der DAX aktuell in der letzten Aufwärtswelle 5.
Zudem findet sich sowohl in der Elliott-Wellen-Theorie als auch in der klassischen Charttechnik das Prinzip der Wellengleichheit. Umfasst man die Aufwärtswelle 1 mit einem Rechteck und projiziert man dieses auf die Welle 5 (siehe Rechtecke im Chart), dann hat der DAX im Ausmaß der Welle 5 nur noch wenig Platz nach oben. Zudem hat der DAX sein aus dem Prinzip der Wellengleichheit abgeleitetes Kursziel (ca. 12.300 bis 12.400 Punkte) in deutlich weniger Zeit abgearbeitet, was für eine Übertreibung im Kursverlauf spricht, die meist am Ende eines Trends entsteht. Daher scheint es weiterhin so, als wäre es nur eine Frage der Zeit, bis es zu einer heftigen Korrektur kommt.
Dazu verweisen wir auch noch einmal auf die DAX-Analyse aus der Ausgabe vor einer Woche, in der wir aus einem anderen Blickwinkel auf die längerfristige Situation im DAX-Chart eingegangen waren. Dazu schrieben wir: „So ist der Index seit seinem Tief im Oktober 2014 innerhalb von nur 5 Monaten von 8.354 auf über 11.900 Punkte um mehr als 40 % angestiegen. Seit Januar beträgt das Plus ausgehend von 9.380 Punkten 26 % innerhalb von nur etwas mehr als 2 Monaten. Dabei hat der Index nicht nur das obere Ende seiner längerfristigen Trends erreicht, sondern auch das des kurzfristigen sehr steilen Aufwärtstrendkanals. Und das Ganze ist ihm gelungen, während die US-Indizes zur Schwäche neigen.“ Diese Übertreibung hat sich bis heute durch den kleinen Rücksetzer keinesfalls bereits ausreichend abgebaut.
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 22.03.2015)