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Der Markt missversteht die Fed

Veröffentlicht am 09.12.2022, 15:34
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Die anstehende Fed-Sitzung bietet den Marktteilnehmern aller Voraussicht nach reichlich Gesprächsstoff. Jay Powell hat bereits die Markterwartungen für eine mögliche Drosselung des Zinserhöhungstempos auf 50 Basispunkte auf der FOMC-Sitzung im Dezember bestätigt. Nach dieser Abschwächung steht allerdings nicht länger das Tempo der Zinserhöhungen im Vordergrund, sondern das endgültige Zinsniveau.

Zumindest im Moment scheinen sich die Fed-Funds-Futures mit einer Leitzinserhöhung auf am Ende 4,9 % zufrieden zu geben. Das liegt deutlich unter dem, was die Futures auf der letzten Fed-Sitzung erwarteten. Noch am 2. November sah der Futures-Markt den Schlusszins bei 5,07 %. Zudem gehen die Futures jetzt von stärkeren und schnelleren Zinssenkungen aus.

Fed Funds Futures jetzt und nach der letzten FOMC-Sitzung

Unterschiedliche Meinungen

Nach einem Jahr voller Zinserhöhungen und Forward Guidance sollte man eigentlich meinen, dass die Fed und der Markt nun endlich an einem Punkt angelangt sind, an dem sich alle einig sind. Das ist jedoch nicht der Fall. Powell und andere Mitglieder des Fed-Direktoriums haben deutlich gemacht, dass der Endzins höher ausfallen wird als auf der FOMC-Sitzung im September angenommen. Die Projektionen im September sahen damals eine Terminal Rate von 4,6 % vor. Jetzt ist von 5 % bis 5,25 % die Rede.

Stattdessen preist der Markt für die Fed-Funds-Futures bis Mai einen Höchstsatz von 4,92 % ein. Danach rechnen die Investoren mit Zinssenkungen, die den Leitzins bis Dezember wieder auf 4,55 % bringen. Das heißt, dass der Markt den Endzins um 50 bis 75 Basispunkte falsch einschätzt, was insofern von Bedeutung ist, als der Zinssatz der zweijährigen Staatsanleihe wahrscheinlich zu niedrig ist.

Mögliche Fehlbewertung

Nicht nur das, es bedeutet wohl auch, dass der gesamte Markt - von Aktien bis hin zum Dollar - falsch bewertet ist, nachdem sich die Investoren bislang hauptsächlich darauf konzentriert haben, dass die Fed die Zinsschraube zu stark anzieht und die Zinsen daher frühzeitig senken muss. Das heißt, die jüngste Dollar-Schwäche war möglicherweise zu ausgeprägt, und die jüngste Rallye am Aktienmarkt war zu heftig.

Nicht das Tempo der künftigen Zinserhöhungen, sondern die Frage, wo die Fed den endgültigen Zins im Vergleich zum Markt ansiedelt, steht nun im Vordergrund. Ab der nächsten Fed-Sitzung dürfte alles davon abhängen, wie gut es Powell gelingt, den Markt davon zu überzeugen, dass die Zinsen auf 5 % steigen und möglicherweise das ganze Jahr 2023 über auf diesem Niveau bleiben werden. Sollte ihm das gelingen, so liegt derzeit am Markt wohl eine erhebliche Fehlbewertung vor, die darauf hindeutet, dass die Zinsen steigen, der Dollar stärker wird und sich die finanziellen Bedingungen verschärfen.

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