Der Wahlsieg der Republikaner hat an den US-Aktienmärkten eine starke Rallye ausgelöst. Gleichzeitig wird die Rückkehr von Donald Trump in einigen Regionen als potenzieller Risikofaktor wahrgenommen, als sich Washington offenbar auf eine Neuauflage der "America First"-Politik vorbereitet.
Noch ist unklar, welche konkreten Maßnahmen Trump verfolgen wird – etwa im Hinblick auf mögliche neue Zölle auf Importe. Dennoch liefern die Märkte bereits eine klare Botschaft: Ein Blick auf repräsentative ETFs der wichtigsten globalen Aktienregionen zeigt, wie sich die politischen Entwicklungen auf die Performance auswirken.
Angeführt wird das Rennen der weltweiten Indizes vom S&P 500 ETF (SPY), dessen jüngster Kursanstieg den Vorsprung im bisherigen Jahresverlauf weiter ausgebaut hat. Der SPY verzeichnet ein Plus von 26,0 % – ein deutlicher Vorsprung gegenüber dem Global Stocks Ex-US ETF (VXUS), der zuletzt ins Straucheln geriet und für das Gesamtjahr 2024 bislang nur noch um 6,2 % zulegen konnte.
Die Divergenz zwischen dem SPY und dem VXUS nach den Wahlen ist unübersehbar. Noch ist es schwer zu beurteilen, ob der Abverkauf ausländischer Aktien lediglich eine spontane Reaktion auf den Wahlsieg von Trump darstellt oder ob hier eine tiefere, fundamentale Bedrohung am Werk ist.
Das Verhalten der Märkte zeigt jedoch ein vertrautes Muster: Erst verkaufen, dann nach den Gründen suchen. Diese impulsive Reaktion der Anleger ist typisch in unsicheren Zeiten, während sich die langfristigen Implikationen erst noch klären müssen.
Eine auffallende Ausnahme beim Abverkauf ausländischer Aktien ist der Central and Eastern Europe Fund (CEE). Dieser geschlossene Fonds dient mangels eines ETF-Produkts für die Region als Stellvertreter in der Analyse. Der CEE verzeichnete nach dem Wahltag einen deutlichen Anstieg und hat erst in den letzten Tagen einen Teil seiner Gewinne wieder abgegeben.
Ein möglicher Grund: Die Aussicht auf eine Deeskalation des Konflikts zwischen der Ukraine und Russland. Trumps Behauptungen, er könne den Krieg schnell beenden, scheinen Investoren optimistisch zu stimmen, was die wirtschaftlichen Aussichten für Länder wie Polen, Ungarn und andere osteuropäische Staaten betrifft, die im Portfolio des CEE stark vertreten sind.
Auch in anderen Märkten macht sich zunehmend Vorsicht breit. Die mögliche Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus rückt die Auswirkungen seiner Politik auf internationale Märkte und Volkswirtschaften stärker in den Fokus.
Analysten der Citigroup warnten in einer Notiz am vergangenen Donnerstag, dass Trumps Handelspolitik das globale Wachstum bremsen könnte. Ein stärkerer USD würde zudem Vermögenswerte aus Schwellenländern unter Druck setzen, da Anleger bei einem festen Dollar oft vorsichtiger agieren.
"Die Welt tritt in eine Ära des Protektionismus ein", erklärt Eswar Prasad, Professor an der Cornell University und ehemaliger Leiter der China-Abteilung des IWF. "Während die USA Zölle aggressiv als wirtschaftspolitisches Instrument einsetzen, kämpft China darum, sein Exportgeschäft zu stützen. Das ist eine brisante Mischung mit dem Potenzial für erhebliche Verwerfungen."