Der für die politische Landschaft in Frankreich und der EU wichtige Wahlsieg Emanuel Macrons bei der Präsidentschaftswahl kann nur noch Schlimmeres verhindern, den heutigen, abermals tiefroten Handelsstart in die neue Woche aber nicht verhindern. Einziges Trostpflaster: Mit einem Erfolg der rechtspopulistischen Marine Le Pen stünde der Deutsche Aktienindex jetzt wahrscheinlich noch mindestens 500 Punkte tiefer. So hat der Index zwar zwischenzeitlich den Kampf um die 14.000er Marke verloren, aber das Tief vom 12. April bei 13.880 Punkten hielt dem Abwärtsdruck bislang stand – aus technischer Sicht ein positives Signal. Wir stellen den Marktkommentar von Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, vor.
Die Börsen belastet die Angst, dass die zur Bekämpfung der hartnäckigen Inflation notwendigen Zinserhöhungen den Konjunkturmotor, der erst durch die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf die globalen Lieferketten und dann durch den Krieg in der Ukraine ins Stocken geraten ist, endgültig abwürgen. Es scheint jetzt nicht mehr die Frage, ob, sondern nur noch wie stark eine Rezession in Europa ausfallen wird. Und selbst für die noch relativ stabile US-Wirtschaft ist ein solches Szenario nicht mehr ausgeschlossen.
An den asiatischen Märkten sieht es zum Wochenstart nicht besser aus. Hier kommt noch hinzu, dass die Pandemie wütet, große Städte in den Lockdown gehen und Produktionsstätten geschlossen werden. Gerade die Abriegelung des Gebietes Tangshan mit seiner Stahlproduktion dürfte deutliche Spuren in der Weltwirtschaft hinterlassen. Da die Stahlwerke in der Ukraine bereits in der globalen Produktion fehlen, dürfte der Ausfall weiterer Werke die Preise für Stahl und damit viele Vorprodukte weiter in die Höhe treiben. Zwar spielt die aktuelle Situation in China einer Entspannung am Ölmarkt in die Karten. Beim Stahl allerdings, der seit Jahresbeginn schon deutlich teurer geworden ist, könnten weitere Engpässe und Preissteigerungen zu dauerhaften Problemen führen.
Was Investoren diese Woche auf jeden Fall auf dem Zettel haben müssen, ist die US-Berichtssaison. Sie geht nun in die heiße Phase, von insgesamt 500 Unternehmen legen in den kommenden Tagen 340 ihre Zahlen vor. Besonders interessant dürfte hierbei der Technologiesektor werden. Nach der Enttäuschung von Netflix (NASDAQ:NFLX) einerseits und den überragenden Zahlen von Tesla (NASDAQ:TSLA) andererseits lässt sich der Sektor insgesamt noch schwer einschätzen. Etwas Klarheit dürften da vielleicht die Alphabet-Zahlen am Dienstag bringen.