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3,6 % betrug der Marktanteil großer deutscher Hersteller bei in China verkauften Elektroautos im letzten Jahr. Allein diese Entwicklung könnte BMW (ETR:BMWG), VW und Co. bald ein Drittel ihrer Verkäufe kosten. Doch es kommt noch schlimmer.
Volkswagen (ETR:VOWG) war im vergangenen Jahr die deutsche Nummer 1 auf dem chinesischen Automarkt. Was das bedeutet? Die Wolfsburger kommen auf einen Anteil von 2,4 % der in der Volksrepublik zugelassenen E-Autos. Klingt wenig? Ist es auch.
Im Vergleich zu deutschen Konkurrenten liegt Volkswagen zumindest im statistisch sichtbaren Bereich. Die Marktanteile der anderen: BMW 0,8 %, Mercedes (ETR:MBGn) 0,3 %, Audi 0,1 %.
Über die Zahl berichtet unter anderem das Handelsblatt, dem die Daten „vorliegen“. Wer sich selbst einen Eindruck verschaffen möchte, kann auf Daten dieses in Shanghai ansässigen Magazins zurückgreifen.
China ist der Schlüsselmarkt – und schon fast verloren
Für die deutsche Autoindustrie ist die Entwicklung verheerend. China ist der größte Automarkt der Welt und für die deutschen Hersteller längst der wichtigste Absatzmarkt. Ersteres gilt fortan auch für elektrisch betriebene Fahrzeuge, letzteres wohl nicht.
Die deutschen Autobauer verkaufen mehr als ein Drittel ihrer Verbrenner im Reich der Mitte. Fällt dieser Markt weg und können die deutschen E-Autos beim chinesischen Konsumenten nicht Punkten, müssen VW, Mercedes und Audi rechnerisch in Zukunft also auf ein Drittel ihrer Verkäufe verzichten.
Der Automarkt in China wächst besonders schnell. Der chinesische Automobilverband CPCA taxierte das Wachstum des EV Marktes im vergangenen Jahr auf 90 %. 5,7 Millionen EV wurden zugelassen – 200.000 davon stammten aus Produktion deutscher Konzerne.
Der Nachrichtensender n-tv berichtet über die Verkaufszahlen einzelner Modelle. Der Audi Q4 E-Tron wurde im Riesenreich im vergangenen Jahr gerade einmal 3600 mal verkauft. In Europa dagegen ist das Modell der Verkaufsschlager unter den E-Autos. Allein in Deutschland wurden mehr als 41.000 Stück verkauft. Mercedes konnte das Modell EQS nur 1628-fach, BMW vom iX lediglich 1684 Exemplare verkaufen.
Deutsche Hersteller produzieren am Markt vorbei
Das Desinteresse der chinesischen Konsumenten könnte auch auf die Preise zurückgehen. Die deutschen E-Auto Flaggschiffe kosten nicht selten mehr als 70.000 EUR. Der Boom auf dem chinesischen Markt findet aber im unteren und mittleren Segment statt. 410.000 Käufer fanden sich für den Wuling Hongguang Mini. Der Preis des Cabriolets: 14.000 EUR.
Der chinesische Automobilkonzern BYD (F:1211) konnte seine Limousine Dolphin 182.000-fach verkaufen. Vom SUV Yuan Plus gingen 150.000 Stück über die Ladentheke.
Doch das Problem der deutschen Hersteller liegt nicht nur in zu hohen Preisen. Auch die Qualität wird kritisiert. Laut n-tv geht es dabei um Antriebstechnik, Reichweite und Ladegeschwindigkeit, aber auch um die Vernetzung mit Internetdiensten und Sprachassistenten.
Gerade die jüngeren Konsumenten bevorzugten aus Nationalstolz prinzipiell chinesische Produkte. Tesla (NASDAQ:TSLA) zeigt allerdings, dass ausländische E-Autos auf dem chinesischen Markt durchaus eine Chance haben. Das Model Y wurde 317.000-fach verkauft und war damit das zweitbeliebteste Auto auf dem Markt.
BYD: Dieser chinesischen Riese verkauft mehr E-Autos als Tesla
Für die deutschen Produzenten könnte der Misserfolg bald zu einem Problem werden. Wollen BMW und Co. in China produzieren, sind dazu in der Regel Joint Ventures mit chinesischen Herstellern notwendig. Ob diese angesichts der katastrophalen Ergebnisse noch lange zur Verfügung stehen, bleibt abzuwarten.
Doch es kommt noch schlimmer. Den Deutschen Autobauern droht nicht nur der weitgehende Verlust des chinesischen Marktes, sondern auch chinesische Konkurrenz in Europa.
Wie unter anderem die New York Times berichtet, will BYD seine Position in Deutschland ausbauen. Der chinesische Konzern verkaufte im vergangenen Jahr 1,86 Millionen E-Autos (inklusive Plug-In-Hybride). Zum Vergleich: Tesla verkaufte 1,3 Millionen (rein batterieelektrisch betriebene) Fahrzeuge.
Der Konzern aus Shenzen hat Anfang des Jahres drei Modelle in Deutschland eingeführt. Neben dem kompakt SUV Atto-3 und der Limousine Han gibt es auch einen Full-Size SUV: Den Tang. Mehrere weitere Modelle sind laut NYT in den kommenden Monaten geplant. Zudem will BYD in Deutschland ein Montagewerk errichten – im Raum steht die Übernahme des Ford (NYSE:F) Werks Saarlouis.
Kaufen deutsche Konsumenten statt Mercedes, BMW und VW bald wirklich BYD? Jan Grindemann, Chief Operating Officer der schwedischen BYD Importgesellschaft Hedin Mobility Group, hält dies zumindest langfristig für möglich.
„Wir müssen BYD als Marke aufbauen, und wir werden die Menschen durch Qualität überzeugen.“ Auch andere sind von dem Potenzial des chinesischen Konzerns überzeugt. Warren Buffett etwa investierte bereits im Jahr 2008 230 Millionen USD für eine knapp zehnprozentige Beteiligung an dem Konzern. Dieser Anteil ist jetzt rund 8 Milliarden USD wert.