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Deutschland: Laut Studie steigen Insolvenzen sprunghaft

Veröffentlicht am 08.11.2024, 08:22
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Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0781 (05:40 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0742 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 152,64. In der Folge notiert EUR-JPY bei 164,55. EUR-CHF oszilliert bei 0,9410.

Märkte: Zinssenkungen erwartungsgemäß – Trump-Wahl Momentum in Teilen korrigiert

Der Finanzmarkt korrigierte in Teilen die Resultate des Trump-Wahl Momentums des Vortages. So machten die europäischen Aktienmärkte Boden gut. Gestern fielen wieder Rekorde an US-Aktienmärkten an. Davon bleibt Europa ein Stück weit entfernt. Der EUR konnte Boden gewinnen. Gleiches gilt für Gold und Silber nach dem Einbruch zuvor.

Gestern war der Tag der Zinssenkungen. Die Riksbank in Schweden gab mit einer Senkung um 0,50% auf 2,75% Gas. Die Bank of England lieferte eine Senkung um 0,25%. Das war unterstellt worden. Die begleitende Verbalakrobatik fiel weniger "taubenhaft" aus. Auch die US-Notenbank entsprach den Marktwünschen mit einer Senkung um 0,25% (siehe unten).

Kommentar: Die Trump-Wahl (voraussichtliche Fiskalpolitik, Inflationsimpulse) wird Einfluss auf die Zinssenkungserwartungen am Markt und die Zinspolitik der bedeutenden Notenbanken haben (Kontext Stabilität des Devisenmarktes, Systemrelevanz). Die Zinssenkungserwartungen werden leicht rückläufig sein. Zentralbanken werden moderater agieren.

Das Datenpotpourri fiel ex Deutschland positiv aus. Die Handelsbilanz Chinas setzte positive Akzente. Gleiches gilt für die Einzelhandelsumsätze der Eurozone. Auch die PMIs der Baubranche zeigten ex Deutschland zarte Lebenszeichen. Unsere Industrieproduktion enttäuschte. Aktienmärkte: Late Dax +1,80%. EuroStoxx 50 +1,27%, S&P 500 +0,74%, Dow Jones +0,05%, US Tech 100 +1,63%.

Aktienmärkte in Fernost Stand 06:04 Uhr: Nikkei (Japan) +0,10%, CSI 300 (China) -0,53%, Hangseng (Hongkong) -0,75%, Sensex (Indien) -0,01% und Kospi (Südkorea) -0,08%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,44% (Vortag 2,39%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,33% (Vortag 4,44%) abwirft. Devisenmärkte: Der USD (EUR +0,0042) korrigierte gegenüber dem EUR nach der starken Initialreaktion zu Gunsten des USD auf die Trump-Wahl.

Gold (+39,30 USD) und Silber (+0,76 USD) konnten nach dem Einbruch zuvor ähnlich wie der EUR Boden gutmachen.

Federal Reserve: Zinssenkung um 0,25%, moderate Verbalakrobatik

Die Markterwartungen wurden erfüllt. Der Offenmarktausschuss der Federal Reserve senkte die Zielbandbreite der Federal Funds von 4,75% - 5,00% auf 4,50% - 4,75%. Der Anlagezins wurde ebenfalls um 0,25% von 4,90% auf 4,65% reduziert.

Kommentar: Die Verbalakrobatik des Offenmarktausschusses fällt bezüglich der zukünftigen Inflationsentwicklung weniger zuversichtlich und bezüglich der Zins- und Geldpolitik moderater aus. Das darf als Konsequenz aus den zu erwartenden Politikansätzen Trumps in der Fiskalpolitik und deren Inflationsfolgen interpretiert werden.

In der Pressekonferenz betonte der Chef der US-Notenbank Powell, dass die US-Wirtschaft stark sei. Ich nehme das zur Kenntnis und verweise auf die Rezession am US-Immobilienmarkt (u.a. Pending Home Sales Index nahe Allzeittief, NAHB Housing Market Index impliziert klare Kontraktion), die sinkende Industrieproduktion im Jahresvergleich und das Nullwachstum (inflationsbereinigt) im Einzelhandel. Der Arbeitsmarkt sei solide. Ja, zunächst kein Widerspruch, aber die Fissuren (JOLTS-Report, Revisionen der BLS Daten) sind erkennbar.

Powell spielte das Thema Divergenz bezüglich der Zinssenkungen der Fed einerseits und des historisch einmaligen gleichzeitigen Anstiegs der Kapitalmarktrenditen (10 Jahre Treasuries) herunter. Der Markt gab ihm gestern zunächst Recht. Die Rendite der US-Treasuries gab von 4,44% auf 4,33% nach.

China: Starke Handelsbilanz

Hintergrund: Das Thema, das China sich jetzt aber wirklich demnächst markant abschwächen würde, begleitet uns seit circa 10 Jahren, ohne dass sich dieses Resultat bisher einstellte. Mancher, der auf die sinkenden Wachstumsraten abhebt, beschäftigt sich wohl weniger mit der Methodik der Prozentrechnung. Vereinfacht ausgedrückt 5% Wachstum per 2024 sind in realen Gütern und Dienstleistungen nicht mit 5% Wachstum des Jahres 2014 vergleichbar, da dieBasis heute ungleich größer ist.

Je größer und etablierter eine Volkswirtschaft ist, desto geringer werden die Wachstumsraten. Im Hinblick auf die angekündigten Programme muss man sich auf kurze bis mittlere Sicht kaum Sorgen bezüglich der Konjunktur machen. Sorgen darf man sich hinsichtlich der Entwicklung der öffentlichen Haushalte machen.

Zu den Fakten: Die Handelsbilanz wies einen Überschuss in Höhe von 95,72 Mrd. USD aus. Die Prognose lag bei 76,03 Mrd. USD. Der Vormonatswert stand bei 81,71 Mrd. USD. Besonders positiv ist die Entwicklung der Exporte im Jahresvergleich mit einer Zunahme um 12,7% (Prognose 5,2%, Vormonat 2,4%). Es war das höchste Exportwachstum seit März 2023. Importe sanken dagegen um 2,3% (Prognose -1,5%) nach zuvor +0,3%.

Kommentar: Das waren starke Daten. Es ist zu früh aus den gestiegenen Exporten auch eine stärkere Dynamik der Weltwirtschaft abzuleiten, aber der Datensatz ist diesbezüglich aufmunternd. Sollte sich diese Exporttendenz fortsetzen, ist Optimismus angesagt.

Deutschland: Laut Studie steigen Insolvenzen sprunghaft

Die Zahl der Firmenpleiten ist einer Studie des IWH Halle zufolge im Oktober sprunghaft gestiegen. 1.530 Personen- und Kapitalgesellschaften meldeten im vergangenen Monat Insolvenz an. Das seien 17% mehr als im Vormonat und 48% mehr als ein Jahr zuvor. Gleichzeitig sei es der höchste Oktoberwert seit 20 Jahren. Die Zahlen lägen 66% über dem durchschnittlichen Oktoberwert der Jahre 2016 bis 2019 (Zeit vor Corona).

Kommentar: Insolvenzzahlen sind den nachlaufenden Wirtschaftsindikatoren zuzurechnen. Diese aktuellen Daten sind eine Mahnung an alle politisch Verantwortlichen erstens zügig Handlungsfähigkeit (Neuwahlen) herzustellen und Deutschland fulminant neu auszurichten!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Starker Einzelhandel - D. verteidigt erfolgreich letzten Platz (Ironie!)

Die Einzelhandelsumsätze (Eurozone) nahmen per September im Monatsvergleich um 0,5% (Prognose 0,4%) zu, nachdem der Vormonat von 0,2% auf 1,1% revidiert wurde. Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 2,9% (Prognose 1,3%) nach zuvor 2,4% (revidiert von 0,8%).

Die PMIs der Baubranche (Indexwert 50 neutral, über 50 Wachstum, unter 50 Kontraktion) fallen weiter prekär aus, allen voran in Deutschland! Deutschland und Frankreich, die Schwergewichte der Eurozone, ziehen die Eurozone nach unten!

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Deutschland: Die Industrieproduktion sank unerwartet per September im Monatsvergleich um 2,5% (Prognose -1,0%) nach zuvor +2,6% (revidiert von +2,9%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 4,62% nach zuvor -2,82% (revidiert von 2,51%).

Deutschland: Die Handelsbilanz wies per September einen Überschuss in Höhe von 17,0 Mrd. EUR (Prognose 20,9 Mrd. EUR) nach zuvor 22,5 Mrd. EUR. Exporte sanken im Monatsvergleich um 1,7% (Prognose -1,4%) nach zuvor +1,3%. Importe legten um 2,1% (Prognose 0,5%, Vormonat -3,4%).

Spanien: Die Industrieproduktion verzeichnete per September im Jahresvergleich einen Anstieg um 0,6% (Prognose 0,2%) nach zuvor -0,1%.

UK: Zentralbank lieferte erwartete Zinssenkung um 0,25%

Die britische Notenbank senkte den Leitzins erwartungsgemäß von zuvor 5,00% auf 4,75%.

Schweden: Erwartete "sportliche" Zinssenkung um 0,50% auf 2,75%

Die Riksbank senkte den Leitzins erwartungsgemäß um 0,50% von zuvor 3,25% auf 2,75%.

USA: Fed liefert Senkung um 0,25% - Verbraucherkredite schwächer als erwartet

Die Federal Reserve senkte den Leitzins um 0,25% (jetzt 4,50% - 4,75%, Anlagezins 4,65%) Die Verbraucherkredite nahmen per September um 6,0 Mrd. USD (Prognose 14,5 Mrd.) nach zuvor 7,64 Mrd. USD (revidiert von 8,93 Mrd.) zu. Die Arbeitslosenerstanträge lagen per 2.11.2024 bei 221.000 (Prognose 221.0008, Vormonat revidiert von 216.000 auf 218.000). Gemäß vorläufiger Berechnung lag die Produktivität per 3. Quartal 2024 in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung bei 2,2% (Prognose 2,3%, Vorquartal revidiert von 2,5% auf 2,1%).

China: Devisenreserven rückläufig

Die Devisenreserven stellten sich per Oktober auf 3.261 Mrd. USD nach zuvor 3.316 Mrd. USD.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überschreiten der Widerstandszone bei 1.0990 – 1.1020 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe

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