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Deutschland: Mehr Unternehmen sehen sich akut in ihrer Existenz bedroht

Veröffentlicht am 18.11.2024, 09:11
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Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0535 (05:33 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0517 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 154,53. In der Folge notiert EUR-JPY bei 162,82. EUR-CHF oszilliert bei 0,9352.

Märkte: US-Märkte schwach wegen überwiegend "zu guter" US-Daten

Am Finanzmarkt standen die US-Aktienmärkte am Freitag unter Druck. Sie verloren im Vergleich zu anderen Aktienmärkten deutlich. Der Rentenmarkt generierte keine neuen Erkenntnisse. Das im jüngeren Vergleich hohe Renditeniveau hat Bestand. Der USD bewegt sich gegenüber dem EUR weiter auf den erhöhten Niveaus in Schlagdistanz zu den jüngeren Höchstkurse (1,0497). Gold und Silber stabilisierten sich weiter nach dem vorherigen Abverkauf.

Die Schwäche am US-Aktienmarkt begründete sich laut Marktkommentatoren durch zu gute Wirtschaftsindikatoren aus den USA, die Inflationssorgen zur Folge hatten und Zinssenkungserwartungen belasteten. In der Tat schoss die Stimmung der Unternehmen im Bezirk New York durch die Decke (siehe Datenpotpourri), ja auch die nicht inflationsbereinigten US-Einzelhandelsumsätze waren besser als erwartet. Der Markt verzichtete jedoch darauf, auf die schwache Industrieproduktion und die schwache US-Kapazitätsauslastung zu schauen.

Die Daten aus dem UK konnten nicht überzeugen und verfehlten die Erwartungen. Gleiches gilt heute früh für die "Machinery Orders" aus Japan. Die BIP-Prognose der EU-Kommission wurden nur geringfügig per 2025 negativ angepasst. Deutschland bleibt demnach auch 2025 das Schlusslicht. Laut IFO-Umfrage sehen sich immer mehr Unternehmen in Deutschland in ihrer Existenz bedroht. Kanzlerkandidat Habeck will es mit dem Ansatz „learning on the job“ richten (!?).

Aktienmärkte: Late Dax +0,07%. EuroStoxx 50 -0,43%, S&P 500 -1,38%, Dow Jones -0,80%, US Tech 100 -2,49%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:57 Uhr: Nikkei (Japan) -0,99%, CSI 300 (China) +1,08%, Hangseng (Hongkong) +1,18%, Sensex (Indien) -0,45% und Kospi (Südkorea) +1,91%.

Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,35% (Vortag 2,34%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,44% (Vortag 4,46%) abwirft.

Devisenmärkte: Der USD (EUR -0,0007) gewann gegenüber dem EUR im Eröffnungsvergleich kaum an Boden.

Gold (+26,70 USD) und Silber (+0,20 USD) stabilisierten sich gegenüber dem USD weiter. Bitcoin hält die 90.000 USD-Marke.

EU-Kommission: BIP-Prognosen – Deutschland Schlusslicht 2024/2025

Die EU-Kommission setzt erst 2026 auf eine spürbare Konjunkturerholung. Sie erwartet für die Währungsunion 2024 unverändert einen Anstieg beim BIP von 0,8% und per 2025 von 1,3% (bisher 1,4%). 2026 soll das BIP mit 1,6% stärker zulegen..

Kommentar: Seit Jahren ergibt sich ein identisches Szenario. Am Anfang sind die Prognosen höher, dann werden sie eingedampft. Langfristig wird latent ein Positivszenario präsentiert, das bisher keine Validität hatte. Das Risiko, dass das wieder passiert, ist erheblich.

O-Ton Wirtschaftskommissar Gentiloni: "Die europäische Wirtschaft erholt sich langsam. Das Wachstum dürfte sich in den nächsten zwei Jahren allmählich beschleunigen." Für Schwung sorgten die sinkende Inflation, die niedrige Arbeitslosigkeit und das Anziehen von Privatkonsum und Investitionen. Zugleich sei es für EU-Staaten eine Gratwanderung, einerseits die Schulden zu senken und andererseits das Wachstum anzuschieben. Gentiloni betonte, dass Strukturreformen wichtig seien, um die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu erhalten. Damit könne man das Potenzialwachstum steigern und zunehmende geopolitische Risiken besser bewältigen.

Kommentar: Die schwache Position der Eurozone im Vergleich zu den anderen bedeutenden Wirtschaftsregionen der Welt, aber auch der westlichen Welt, ist bedingt durch nicht gegebene Konkurrenzfähigkeit, allen voran durch zu hohe Energiepreise und nicht gegebene langfristige Energieversorgungssicherheit. Darüber hinaus sind wir betroffen von einer US-Aggression mit dem Ziel, Produktionsstätten von Europa in die USA zu exportieren (IRA-Programm) und einem Zollregime, das zum Ziel hat, diese Tendenz zu verstärken.

Zudem will die Trump-Regierung den Leistungscharakter des US-Standorts durch niedrigere Steuern, weniger Bürokratie und niedrigere Energiepreise attraktiver gestalten. Diese Ertüchtigung der USA fordert Europa! Ergo muss es zukünftig darum gehen, diese Schwachstellen Europas (Leistungsorientierung!) zu bereinigen, um das Potential- als auch das reale Wachstum zu optimieren. Dabei sollte sich Europa von der Erkenntnis leiten lassen, dass Frieden ernährt und Unfriede verzehrt. Der Wechsel im Weißen Haus könnte Tor und Tür in unserer Region dafür öffnen (Taurus?).

Darüber hinaus machte es Sinn, von Verbots- und Erziehungspolitiken (CDU/CSU, SPD, FDP, Grüne seit Jahren dafür verantwortlich) zu einer Anreizpolitik/Angebotspolitik in Deutschland und Europa zu wechseln (Respekt vor Souverän!). Das passt dann auch besser zu dem Thema "Freiheit in Kontinentaleuropa". Verbote/Erziehung sind Charaktermerkmale von "Unfreiheit"!

Mit erhöhtem Wachstum und Frieden würden die Chancen markant steigen, das Thema Haushaltsdefizite zu beordnen, denn Krieg generiert konsumtive, nicht investive Ausgaben. Pessimistischer sieht die Kommission die Lage in Deutschland. Sie erwartet ein BIP-Minus in diesem Jahr von 0,1%. Per 2025 unterstellt man in Brüssel ein Wachstum in Höhe von 0,7%. Kommentar: Damit manifestierte sich die Position Deutschlands als Schlusslicht für die Jahre 2023, 2024 und 2025.

2026 soll es zu einem Anstieg des deutschen BIP um 1,3% kommen. 2026 soll nur Italien ein geringeres Wachstum in Höhe von 1,2% ausweisen.

Kommentar: Diese Sichtweise der Kommission ist für Deutschland von Optimismus geprägt. Sie ignoriert, dass der Kapitalstock Deutschlands (Basis aller Einkommen!) sich weiter verzehrt. Die Dynamik dieser Tendenz setzt sich fort. Diesbezüglich verweise ich auf nachfolgenden Abschnitt zum Thema Existenzbedrohung in Deutschland (IFO-Umfrage).

Allen voran bedarf Deutschland einer Neuorientierung hin zum Prinzip des interessenorientierten Pragmatismus, einer Politik, die den Leistungscharakter markant ausbaut und die Fokussierung auf die Anspruchsgesellschaft deutlich zurückdrängt, denn zur Befriedigung von Ansprüchen bedarf es zunächst der Leistung. Alles andere ist Humbug.

Deutschland: Mehr Unternehmen sehen sich akut in ihrer Existenz bedroht

Angesichts der Auftragsschwäche fürchten immer mehr Unternehmen laut IFO-Umfrage um ihre Existenz. Der Anteil der Betriebe, die um ihren wirtschaftlichen Fortbestand fürchten, stieg im Oktober von zuvor 6,8% auf 7,3% (Vorjahr 6,8%).

O-Ton IFO-institut. "Der kontinuierliche Anstieg bei den Unternehmensinsolvenzen dürfte sich fortsetzen. Neben fehlenden Aufträgen macht der steigende internationale Wettbewerbsdruck vielen Unternehmen derart zu schaffen, dass sie ihre Zukunft akut gefährdet sehen."

Die Unternehmen nannten mehrere Gründe für ihre Existenzsorgen.

1. Besonders belastend wirkt sich die Kombination aus hohen Energiekosten und wachsender internationaler Konkurrenz aus.

2. Auftragsmangel

3. Daraus resultierend Liquiditätsengpässe

4. Höhere Betriebs- und Personalkosten

5. Umsatzmangel wegen anhaltender Kaufzurückhaltung

6. Wachsende bürokratische Anforderungen

Besonders in der Industrie (tragendes Element des deutschen Geschäftsmodells) nehmen die Existenzsorgen zu. Im Verarbeitenden Gewerbe berichten 8,6% der Unternehmen von tiefgreifenden wirtschaftlichen Problemen (Vorjahr 6,4%). Im Einzelhandel hat die Insolvenzgefahr zugenommen: Hier sehen sich 13,8% der Betriebe in ihrer Existenz bedroht (Oktober 2023: 10,3%).

Wachsende Existenzsorgen spiegeln sich ebenfalls in der Insolvenzentwicklung. Im Jahr 2024 dürfte die Zahl der Firmeninsolvenzen laut Studie des Kreditversicherers Allianz (ETR:ALVG) Trade um 25% auf circa 22.200 steigen.

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Kommentar: Deutschlands Regierungen nach Gerhard Schröder haben den Standort durch diskretionäre Politik abgewirtschaftet, insbesondere in den letzten drei Jahren. Nur ein massiver Kurswechsel kann die Negativentwicklung stoppen. Interessenorientierter Pragmatismus mit einem Fokus auf "Pro-Wirtschaft" kann das Blatt wenden. Können wir das?

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Devisenreserven mit neuem Rekordstand

Die Devisenreserven stellten sich per Berichtsmonat Oktober auf 1.386,88 Mrd. EUR (neuer Rekordstand) nach zuvor 1.318,90 Mrd. EUR.

Deutschland: Die Großhandelspreise legten per Oktober im Monatsvergleich um 0,4% zu (Vormonat -0,3%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 0,8% nach zuvor -1,6%.

Frankreich: Die Verbraucherpreise nahmen per Oktober im Jahresvergleich laut finaler Berechnung um 1,6% zu (Prognose und vorläufiger Wert 1,5%).

Italien: Die Verbraucherpreise legten per Oktober im Jahresvergleich laut finaler Berechnung um 1,0% zu (Prognose und vorläufiger Wert 1,0%).

UK: Zumeist Prognosen verfehlt

Das BIP legte per 3. Quartal 2024 im Quartalsvergleich um 0,1 (Prognose 0,2%) nach zuvor 0,5% zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 1,0% (Prognose 1,0%) nach zuvor 0,7%. Per Berichtsmonat September sank das BIP im Monatsvergleich um 0,1% (Prognose +0,2%, Vormonat +0,2%). Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 1,0% (Prognose 1,1%) nach zuvor 1,1% (revidiert von 1,0%).

Die Industrieproduktion sank per September im Monatsvergleich um 0,5% (Prognose +0,1%) nach zuvor +0,5%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 1,8% (Prognose -1,2%) nach zuvor -1,7% (revidiert von -1,6%). Die Handelsbilanz wies per Berichtsmonat September ein Defizit in Höhe von 16,32 Mrd. GBP (Prognose -16,2 Mrd. GBP) nach zuvor -15,21 Mrd. GBP aus.

USA: NY-Stimmung durch die Decke! Einzelhandel stark, IP schwach

Der New York Fed Manufacturing Index verzeichnete per Berichtsmonat November einen Anstieg von zuvor -11,90 Punkte auf +31,20 Punkte, dem höchsten Indexstand seit Dezember 2021. Kommentar: Ist das ein "Trump-Votum" der Unternehmen im Bezirk New York?

Die Einzelhandelsumsätze nahmen per Oktober im Monatsvergleich um 0,4% (Prognose 0,3%, Vormonat revidiert von 0,4% auf 0,8%!) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg (nicht inflationsbereinigt) um 2,85% nach zuvor 1,98% (revidiert von 1,74%).

Die Industrieproduktion sank per Oktober im Monatsvergleich um 0,3% (Prognose -0,3%, Vormonat revidiert von -0,3% auf -0,5%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 0,29% nach zuvor -0,73% (revidiert von -0,64%). Als Konsequenz fiel die Kapazitätsauslastung per Oktober von 77,4% (revidiert von 77,5%) auf 77,1% (Prognose 77,2%). Es ist die geringste Auslastung seit April 2021.

Die Importpreise verzeichneten per Oktober im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,3% (Prognose-0,1%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 0,8% nach zuvor -0,1%.

Japan: Unerwartet schwache "Machinery Orders"

"Machinery Orders" sanken per September im Monatsvergleich um 0,7% (Prognose +1,9%, Vormonat -1,9%). Im Jahresvergleich stellte sich ein Rückgang um 4,8% (Prognose +2,2%) nach zuvor -3,4% ein.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überschreiten der Widerstandszone bei 1.0800 – 1.0830 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe

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