Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0807 (05:39 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0787 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 152,94. In der Folge notiert EUR-JPY bei 165,30. EUR-CHF oszilliert bei 0,9351.
Märkte: Richtungssuche
Am Finanzmarkt steht vor den US-Präsidentschaftswahlen weiter das Thema Richtungssuche auf der Agenda. Einen Tag geben Aktienmärkte nach, den kommenden Tag gewinnen sie an Boden. Märkte wollen in Nahost eine geringere Spannung erkennen. In der Folge kam es zu einem deutlichen Rückgang der Ölpreise. Das wirkte auf die westlichen Aktienmärkte unterstützend. Das Datenpotpourri (siehe unten) lieferte keine marktbewegenden Akzente. Aktienmärkte: Late Dax +0,60%. EuroStoxx 50 +0,92%, S&P 500 +0,33%, Dow Jones +0,73%, US Tech 100 +0,06%
Aktienmärkte in Fernost Stand 06:05 Uhr: Nikkei (Japan) +0,54%, CSI 300 (China) -0,70%, Hangseng (Hongkong) +0,12%, Sensex (Indien) -0,59% und Kospi (Südkorea) -0,35%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,29% (Vortag 2,29%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,28% (Vortag 4,27%) abwirft. Devisenmärkte: Der USD (EUR +0,0021) verlor geringfügig an Boden. Gold (+22,00 USD) und Silber (+0,63 USD) reüssierten als Währungen ohne Fehl und Tadel.
Deutschlands "Dominosteine" fallen
Erlauben Sie mir wenige persönliche Worte. Es ist schmerzhaft, wenn man extrem frühzeitig vor den aktuellen ökonomischen Entwicklungen warnte (Kontext Kapitalstock/Einkommen, Aristoteles), ohne ansatzweise Traktion in den tragenden Teilen der Politik und der Medien zu generieren. Als Konsequenz bekommen jetzt der "kleine Mann" und die "kleine Frau" die Rechnung präsentiert. Weitere Ignoranz dieser Zusammenhänge wird höhere Rechnungen zur Folge haben. Zu den aktuellen Fakten:
• Laut Betriebsrat plane Volkswagen (ETR:VOWG), mindestens drei Werke in Deutschland zu schließen. Alle weiteren Standorte sollen schrumpfen. Lohnkürzungen um bis zu 10% stünden in der Diskussion. Es betrifft nicht nur VW, sondern alle Zulieferer und Dienstleister. Es ist für diese Regionen wie eine Parallelverschiebung nach unten (auch Immobilen, Bau, Konsum).
• Der Bestand der US-Direktinvestitionen der deutschen Unternehmen hat sich seit 2016 von 398 Mrd. USD auf über 500 Mrd. USD erhöht. Die USA liegen laut DIHK auf Platz eins der deutschen Direktinvestitionen weltweit. Kommentar: Adieu Kapitalstock, adieu Top-Cluster, das uns trug, adieu Zukunft! So ist es, wenn die Rahmendaten selbsttätig erodiert werden.
• Die Krankenkassen machen die Bundesregierung dafür verantwortlich, dass 2025 Beiträge auf historische Höchstmarken klettern, weil der Staat zu wenig für Bürgergeldempfänger einzahle (Nichteinhaltung von Regierungsversprechen). Kommentar: Machen diese Erhöhungen den Standort attraktiver für Investitionen und hochwertige Zuwanderung?
• Sparkassen-Präsident Reuter (DSGV): "Wir sind sehr besorgt über die Konjunkturlage in Deutschland. Wir wissen, dass Deutschland nicht erst in den letzten drei, vier Quartalen in Problemen steckt, sondern es eigentlich schon seit ein paar Jahre ständig nach unten geht. Wir müssen uns von den bürokratischen Fesseln befreien und einen klaren und auch zukunftsorientierten Pfad für mehr Wettbewerbsfähigkeit finden. Das muss unser Hauptaugenmerk sein. Alles andere muss die Politik dahinter zurückstellen." Kommentar: Wenn das so früh bekannt war, wieso war man so lange so leise? Hat man die Personen unterstützt, die Klartext redeten? Nacherzählung lernten wir noch in der Grundschule
Die Schwere der Lage wird weiter unterschätzt. Die Stresszustände in der deutschen Wirtschaft sind deutlich höher, als es die Schlagzeilen offerieren. Die Chefin der Familienunternehmen sagte gestern, die Lage sei so schlecht wie nie. So ist es!
Volkswagen ist der Anfang, mehr nicht, weniger auch nicht. Die Dominosteine fallen. Ohne massive politische Gegensteuerung wird sich das Tempo der Fallsucht erhöhen.
So etwas passiert, wenn Medien und Ökonomen zu nahe an der Politik sind (Opportunismus), wenn sie den Zusammenhang zwischen Kapitalstock und Einkommen ignorieren, wenn sie ökonomische Narrative und Ideologien (taten uns noch nie gut!) über ökonomische Realität stellen und philosophische Erkenntnisse (Aristoteles) nicht kennen wollen.
IFO: Stimmung der Exporteure im Oktober schwächer
Hintergrund: Die von der Politik gesetzten Rahmendaten lassen für die deutsche Industrie nicht die erforderliche Konkurrenzfähigkeit zu. In der Folge sanken die Exporte in der Phase Januar bis August 2024 um 0,9% gegenüber dem identischen Zeitraum des Vorjahres, während die Weltwirtschaft laut IWF mit 3,2% per 2024 wachsen soll und der Welthandel um 3,1% zulegen soll (relativer Vergleich). Für die Industrienationen liegen die Werte bei Importen bei +2,1% und bei Exporten bei +2,5%.
Kommentar: Der relative Vergleich zur Entwicklung des Welthandels und den Exporten und Importen der Industrieländer belegt die strukturellen Defizite Deutschlands, die durch diskretionäre Politiken der aktuellen Regierung, aber auch der Vorgängerregierungen zu verantworten sind! Erinnern Sie sich? Wir waren einmal Exportweltmeister!
So wirken "Ökonomie-Experimente". Fakt ist, dass ohne Energie (nachhaltige Versorgungssicherheit, preisliche Konkurrenzfähigkeit) nichts geht, gar nichts.
Zu Beispielen bei den Ökonomie-Experimenten: Energiewende ohne Netz, Habeck-“Test“ bei Heizungsgesetz, Abschaltung intakter Atomanlagen, während Drittländer AKWs bauen, und keine interessenorientierte Wirtschaftspolitik im Gegensatz zu USA und Japan (u.a. Energie). Dazu passt aktuell die Einlassung des DIHK-Chefs Adrian vor dem Wirtschaftsgipfel in Berlin und dem Mittelstandsgipfel, der von der FDP ausgerichtet wird.
Er sagte im Vorwege, dass die deutsche Wirtschaft eine Senkung der Energiepreise für alle Unternehmen einfordere. Es gehe darum, für alle Unternehmen eine stabile und wettbewerbsfähige Energieversorgung dauerhaft zu sichern.
Die Stimmung unter den Exporteuren hat sich laut IFO-Barometer im Oktober den fünften Monat in Folge abgeschwächt. Das Barometer für die Exporterwartungen in der Industrie sank von -6,5 auf -6,7 Punkte. Es ist der schlechteste Wert seit Januar.
O-Ton IFO: Die Unternehmen profitieren nicht von der positiven wirtschaftlichen Entwicklung in anderen Ländern. Die Durststrecke der Exportwirtschaft setze sich somit weiter fort.
Kommentar: Zwei Sektoren laufen hier, der Tourismus (circa 9% des BIP, zukünftig "Museum der Verlierer"? – "Sarkasmus") und die Einstellungen in den öffentlichen Dienst (Staat). Mehr Staat hilft der Produktivität jedoch nicht, die für Investitionsentscheidungen wichtig ist. Die Produktivität liegt marginal über der des Jahres 2016! Das ist für ein Industrieland prekär! Index der Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigen in Deutschland © Statista
Was muss noch passieren, dass man sich in Berlin (aber auch in Brüssel) der Realität stellt, denn alles Andere wäre eine Verneinung jedweder Verantwortung für Menschen, Unternehmen und das Land.
Datenpotpourri der letzten 48 Handelsstunden
Eurozone: Finnlands Verbraucher etwas zuversichtlicher
Finnland: Der Index des Verbrauchervertrauens legte per Oktober von zuvor -8,1 auf -6,8 Zähler zu. Der Index des Industrievertrauens verharrte per Oktober bei -12 Punkten.
UK: CBI-Einzelhandelsindex sinkt
Der vom CBI ermittelte Index für den Einzelhandel stellte sich per Berichtsmonat Oktober auf -6 nach zuvor +4 Punkten. Seit Juli 2024 war es zuvor zu einem Anstieg von -43 auf zuletzt +4 Zähler gekommen.
USA: Stimmung in Dallas im Verarbeitenden Gewerbe deutlich verbessert
Der Dallas Fed Manufacturing Business Index lag per Berichtsmonat Oktober bei -3 nach zuvor -9 Punkten. Es ist der höchste Wert seit April 2022.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überschreiten der Widerstandszone bei 1.0990 – 1.1020 negiert dieses Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe