(DailyFX.de) Die deutsche Wirtschaft verzeichnete im ersten Quartal den kräftigsten Anstieg seit drei Jahren. Die Binnennachfrage stützt das deutsche Wirtschaftswachstum und konnte den negativen Effekt schwächerer Exporte auf das Bruttoinlandsprodukt dämpfen.
Während die USA einem kalten Winter gegenüberstand, der sich negativ auf die Wirtschaftsleistung ausübte, verhalf ein milder Winter der deutschen Wirtschaft zu einem kraftvollen Jahresauftakt. Durch die milden Wintermonate kam es hierzulande zu weniger Unterbrechungen in der Bauindustrie. Im ersten Quartal des Jahres legte die Wirtschaft Deutschlands um 0,8 Prozent zu und damit kräftiger als mit 0,7 Prozent erwartet wurde. Im Vergleich zum Vorjahr konnte die Wirtschaft im ersten Quartal um 2,5 Prozent wachsen.
Die südliche Peripherie der Eurozone bremst
Während Europas wirtschaftliches Zugpferd also weiterhin seine Leistung abruft, enttäuschte das Wachstum der Eurozone. Um magere 0,2 Prozent (Erwartung: 0,4 Prozent) im Vergleich zum letzten Quartal in 2013 und um 0,9 Prozent (Erwartung: 1,1%) im Jahresvergleich stieg die Wirtschaftsleistung der Eurozone. In sechs EU-Staaten fiel das Bruttoinlandsprodukt sogar. Die Inflation der Eurozone wurde heute mit 0,7 Prozent bestätigt. Laut Prognosen der Europäischen Kommission wird die Inflation bis Ende des Jahres nur geringfügig auf 0,8 Prozent steigen. Gerade die niedrige Inflation verleitet die europäischen Zentralbanker aktuell dazu, sich zunehmend geldpolitisch expansiv zu zeigen. Die Schlagkraft „dovisher“ Kommentare, d.h. eine expansive Geldpolitik befürwortende Haltungen der EZB bleiben in Anbetracht der niedrigen Inflation hoch und der EUR/USD damit anfällig für weitere Schwäche.
Quantitative Maßnahmen der EZB noch keine ausgemachte Sache
EZB-Direktor Yves Mersch bot heute dabei sowohl den „Falken“ als auch den „Tauben“ Futter. Nach seinen Äußerungen arbeitetet die EZB zurzeit an einem breiten geldpolitischen Instrumentarium. Die Maßnahmen könnten damit größerer Natur ausfallen als aktuelle Erwartungen es abbilden. Damit wäre auch noch weiteres Abwärtspotenzial für den Euro gegeben, da vieles von dem noch nicht in dieser Größenordnung eingepreist ist.
Anders als die Insider-Angaben von Reuters in einem Artikel gestern widerspiegelten, dass eine Zinssenkung bereits beschlossene Sache sei, war Merschs Worten aber nicht diese geschlossene Bereitschaft der EZB zu entnehmen. Der EZB-Direktor hielt fest, auf dem nächsten Treffen zwar sehr präzise Antworten finden zu wollen, doch es gebe keine Garantie für ein Handeln. Dass Entscheidungsträger im EZB-Rat noch zweifeln, wurde durch seinen Kommentar, dass negative Zinsen außergewöhnliche Maßnahmen seien und unbeabsichtigte Folgen mit sich tragen könnten, noch deutlicher. Ganz so sicher scheinen expansive Schritte der EZB im Juni also noch nicht zu sein.
Euro wird unter Druck bleiben
Der 5. Juni lässt sich mit dem Zinsentscheid der EZB bereits jetzt rot im Kalender als wichtig markieren. Sowohl die jüngsten Reuters-Informationen, die letzte Pressekonferenz mit EZB-Chef Mario Draghi und ein schwächerer Konjunkturausblick machen expansive Schritte der EZB an diesem Tag sehr wahrscheinlich. Der Euro kann sich ausgehend von dieser einseitigen Erwartungshaltung nicht erholen. Die Gemeinschaftswährung fiel heute unter das April-Tief zum US-Dollar, während der DAX angetrieben durch das positive deutsche BIP-Wachstum und die Aussicht auf geldpolitische Geschenke zu einem Allzeithoch aufbrach. Wenn beim Euro die 1,3640 EUR/USD bricht, droht ein weiterer Sturz durch die 200-Tage-Linie (aktuell bei 1,3620) bis zur Region des Jahrestiefs von 1,35/1,3470.
Analyse geschrieben von Niall Delventhal, Marktanalyst von DailyFX.de