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Nach den vorgestrigen bullishen Signalen von Dow Jones und DAX standen die Zeichen gestern erneut auf Konsolidierung. Dabei zeigt sich wieder einmal, wie sehr die Märkte von den Erwartungen der Anleger abhängen. Und es zeigt sich, dass die Erwartungen schon recht hochgesteckt sind. Werden sie lediglich erfüllt, ist dies kaum mehr ein Grund für Aktienkäufe. Und beziehen sich die Daten auf die Vergangenheit, so lösen sie nur ein Schulterzucken aus.
So wurde gestern zum Beispiel gemeldet, dass das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 2. Quartal 2020 um 3,2 % zum Vorjahresquartal zugelegt hat.
Experten hatten im Durchschnitt nur ein Plus von 2,5 % erwartet. Das tatsächliche Wachstum lag also über den Erwartungen, bezog sich aber auf die Vergangenheit. Und so war dies für die Börsen ein Non-Event.
Gleiches gilt für die gestrige geldpolitische Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB). Auch diese hatte kaum Einfluss auf die Börsenkurse. Denn der EZB-Rat hat beschlossen, die laufenden Maßnahmen unverändert fortzusetzen und auch die Leitzinsen nicht anzutasten. Und dies wurde auch so erwartet. Schließlich hatte die Notenbank in den vergangenen Monaten immer wieder neue Änderungen beschlossen und erst auf der letzten Sitzung im Juni ihr großes Krisen-Anleihenkaufprogramm PEPP auf inzwischen 1,35 Billionen Euro aufgestockt. Und daher verwies EZB-Chefin Christine Lagarde auch auf den Wiederaufbaufonds, zu dem die Spitzenvertreter der 27 EU-Staaten am heute beginnenden Gipfel eine Einigung anstreben. Es sei nun an der Fiskalpolitik, weitere Konjunkturimpulse zu setzen, so der Tenor von Lagarde auf der heutigen Pressekonferenz.
Für die Aktienmärkte wird es damit schwierig, neue Impulse für weiter steigende Kurse zu erhalten. Denn worauf will man noch setzen? Die Geldpolitik wartet erst einmal die Wirkung ihrer beschlossenen Maßnahmen ab. Der Wiederaufbaufonds der EU ist längst eingepreist, da klar ist, dass er kommt, und nur noch fraglich ist, wann und unter welchen Konditionen. Auch eine konjunkturelle Erholung wurde von den Aktienmärkten schon vorweggenommen. Und selbst die jüngsten, besser als erwartet ausgefallenen Daten konnten kaum noch Freudensprünge auslösen. Bleibt höchstens noch die angelaufene Bilanzsaison.
Wenn die Unternehmen die Erwartungen schlagen können, kann dies noch zu Kursgewinnen führen – und hat es auch schon getan. Aber was kommt dann?
Zumal eigentlich schon klar ist, dass die Erwartungen geschlagen werden, schließlich ist das üblich, da die Prognosen auch wie üblich im Vorfeld heruntergeschraubt wurden. Dazu noch einmal die Grafik aus der Börse-Intern vom 29. Juni:
Ich fürchte daher, dass den Aufwärtsbewegungen langsam die Puste ausgeht.
Und das deutet sich derzeit auch im Kursverlauf der Aktienindizes an. Der Nasdaq 100 zeigt sich in dieser Woche weiterhin schwächer als die „Old-Economy“. Und der Dow Jones testet nach dem vorgestrigen Ausbruch gestern bereits das Ausbruchsniveau von oben (siehe grüner Pfeil im folgenden Chart).
Solange der Index das Niveau verteidigen und dann wieder zulegen kann, ist dies bullish zu werten. Aber wenn er unter die horizontale Linie zurückfällt, hätte sich auch dieser Ausbruch, wie vorgestern bereits befürchtet, wieder als Fehlsignal entpuppt. Und dann steht auch schon wieder die Aufwärtstrendlinie unter Druck. Wird auch diese gebrochen, könnte die Kurserholung erst einmal beendet sein.
Der DAX ist da im negativen Sinne sogar schon einen Schritt weiter. Denn er ist bereits unter sein Ausbruchsniveau zurückgefallen und hat es gestern von unten getestet (siehe roter Pfeil im folgenden Chart).
In der gestrigen Wochenausgabe des Premium-Trader war dazu schon zu lesen, dass sich im DAX auch der Anstieg über das Hoch von Ende Juni (untere rote Linie) extrem schwierig gestaltete (gelbe Ellipse) und es nun womöglich am Hoch von 8. Juni wieder zu einer volatilen Seitwärtsbewegung kommen könnte - es wäre dann die dritte im laufenden Aufwärtstrend.
Und nicht nur in der Wochenausgabe des Premium-Trader wiesen wir gestern erneut darauf hin, dass sich der Aufwärtstrend im DAX als Bear-Keil darstellt. Das war hier in der Börse-Intern auch schon am Freitag vergangener Woche zu lesen. Und im Target-Trend-Spezial haben wir wiederholt geschrieben, dass diese Formation wie ein Damoklesschwert über dem Kursanstieg schwebt.
Jüngst konnte die obere Linie des Keils nicht mehr erreicht werden, was als ein Signal der Schwäche gewertet werden kann. Laufen die Kurse nun – vielleicht im Rahmen einer erneuten Seitwärtsbewegung – die untere Linie an, nimmt der Druck auf diese zu. Und im Falle eines Bruchs müsste man mit stärker fallenden Kursen rechnen, die auch in den US-Indizes unter ähnlichen Voraussetzungen drohen. Beobachten Sie also das weitere Kursverhalten an den aktuellen Ausbruchsniveaus aktuell sehr genau!
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Trading
Ihr
Sven Weisenhaus
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