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Steht der Weizen-Preis vor einem sensationellen Comeback 2019?

Veröffentlicht am 11.12.2018, 08:33
Aktualisiert 02.09.2020, 08:05
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Es war eine weniger beachtete Rede eines Agrarwissenschaftlers in Texas, dem zweitkleinsten Weizenanbaustaat der Vereinigten Staaten. Aber als er seine Argumente für Weizen in 2019 skizzierte, erklärte der an der Texas A&M Universität lehrende Agrarökonom Mark Welch auch, warum US-Farmer vielleicht nicht falsch liegen könnten, wenn sie soviel wie möglich des in diesem Jahr auf Platz zwei liegenden Rohstoffs anbauen.

Während die typische Geschichte am Rohstoffmarkt so aussieht, dass mehr Produktion zu schwächeren Preisen führt, liegt das beim Weizen diesmal anderes, da die Ernte nicht den Anbau widerspiegelt, da die Erträge schlecht sind. Und wie Welch sagt, unglaublicherweise ist das fast überall auf der Welt so, wo Weizen angebaut wird.

Weizennachfrage übersteigt das Angebot in aller Welt

In seiner Ansprache zum Texas Wheat Producers’ Symposium, dem Agrarverband der Weizenanbauer, sagte Welch einem Bericht der Zeitung Waco Herald-Tribune vom Sonnabend nach:

“Wenn es um die fundamentalen Faktoren geht, die den Weizenpreis bestimmen, dann haben wir eine sehr starke Grundnachfrage, da der Verbrauch von Weizen in aller Welt zunimmt. Und wir hatten in 2018 eine kleinere Ernte, sodass die Produktion im Vergleich zum Verbrauch weniger Spielraum hat.”

Welch sagte, dass dies bedeute, die Vereinigten Staaten, obwohl sie mit einer Jahresproduktion von 55 Mio Tonnen ein Viertel der weltweiten Weizenernte einfahren, sie für nur 8% des Weizens auf dem Weltmarkt aufkommen und müssten daher ihre Anbaufläche genau wie ihre Wettbewerber im kommenden Jahr ausbauen. Für 2018 sagt das US-Agrarministerium, das US Department of Agriculture (USDA), eine globale Ernte von 733 Mio Tonnen voraus, die niedrigste in fünf Jahren, die drei Prozent unter dem Rekordergebnis der Anbausaison 2017/18 liegt.

Welch meint:

“Wir haben in den letzten Jahren einen höheren Weltmarktpreis für Weizen gesehen. So, die Signale und die Anreize sind da, dass sie mehr Weizen anbauen müssen. Ihre Ernteaussichten und ihr Exportpotential, als es sich über das Jahr entfaltet, werden ebenfalls sehr wichtig sein.”

Zweitbester Rohstoff des Jahres nach US-Erdgas

Mit einem Referenzpreis von 5,25 USD den Scheffel, lagen die Weizenfutures zum März in Chicago am Montag mehr als 22% über ihrem Kurs vom Jahresanfang, womit sie der am besten gelaufene Rohstoff nach Erdgas sind, das mehr als 53% hinzugewonnen hat (PC-Nutzer können hier klicken und dann auf “Performance” gehen, um alle Rohstoffrenditen zu sehen).

Wheat Weekly

Von Investing.com befragte technische Analysten werteten Weizen als “Stark Kaufen” von einer Tagesperspektive, als es keine Anzeichen auf einen überkauften Markt gibt, trotz des eher hohen Preisaufschlags in diesem Jahr. Das stärkste Widerstandsniveau 3 für Weizen auf einem klassischen Chart lag bei fast 5,36 USD der Scheffel—was bedeutet, dass der Märzkontrakt noch etwa 11 US-Cent den Scheffel zu laufen hat, bevor es Gegenwind geben könnte.

Der starke Ausblick bedeutet nicht, dass Weizen gegen die täglichen Preisschwankungen gefeit ist, die andere Rohstoffe heimsuchen, sagt Mike Seery von Seery Futures, der auf die Preisrückgänge am Montag bei Öl, Metallen und Agrarprodukten als Beispiele verweist, die alle vom Risiko eines Handelskriegs ausgelöst worden waren. Seery wörtlich:

“Weizen wird über seinem Durchschnittspreis der letzten 20 Tage gehandelt, aber immer noch unter dem der letzten 100 Tage, der bei 5,42 USD den Scheffel steht."

Bullentrend in 2019 wahrscheinlich

Seery weiter:

“Das nächste wichtige Widerstandsniveau kommt bei 5,40 / 5,45 USD, während wir jetzt die für den Weizenpreis von hoher Volatilität geprägte Wintersaison beginnen, als die australische Ernte von einer erheblichen Dürre vermindert wurde und die heutige Preisentwicklung im wesentlichen auf Gewinnmitnahmen zurückgeführt wurde. Ich denke, dass mit Beginn des Jahres 2019 der Bullentrend wieder zurück sein wird.”

Shawn Hackett von Hackett Financial Advisors, einer Agrarmarktberatung aus Boca Raton in Florida, schließt sich dem an:

"Wir bleiben fundamental optimistisch zum Weizenmarkt und glauben, dass geringere Exporte Russlands ab November gegenüber einem sehr kalten Winter auf der Nordhalbkugel eine Serie von Gegebenheiten mit sich bringen wird, die Phasen von Preisvolatilität nach oben produzieren werden.”

Hackett fügte an, dass institutionelle Investoren jüngst begonnen haben, sich in einen stagnierenden Weizenmarkt einzukaufen, was ein gutes Anzeichen ist, das seinen Worten nach einen “Short-term Smart Money Oscillator” (kurzfristigen Smartmoney-Oszillator) ein Kaufsignal aussenden ließ, wobei aber für ein “Long-term Smart Money” Kaufsignal noch weitere Käufe notwendig seien.

Und bei Zweifeln über Weizen? Sehen Sie sich Mais an

Welch sagte, ein klarer Indikator für Weizen sei Mais, da die Preise der beiden Agrarrohstoffe sich für gewöhnlich trotz verschiedener Fundamentaldaten in die gleiche Richtung bewegen. Er meinte, der Preis von Mai erreicht typischerweise von April bis in den Juni hinein ein saisonales Hoch und als die Maisernte näherrückt, könnten die Weizenbauern eine Idee bekommen, wo ihre eigenen Preisaussichten liegen.

“Sollten wir eine Situation mit stark höheren oder tieferen Maispreisen sehen, dann denke ich, würde das einen starken Einfluss auf Weizen haben, insbesondere bei der Ernte 2019,” sagte Welch.

Je mehr, desto besser

Solch eine Einstellung würde nicht nur für die Southern Plains im US-Mittelwesten funktionieren, wo Weizen “einfach hingehört”, sondern auch im Rest des Landes, merkte Welch an. Um das Problem beim Weizen zu verdeutlichen, in Texas, dem zweitkleinsten Anbaugebiet, schrumpfte die Ernte von 90 Mio Scheffel in 2015 auf rund 68 Mio Scheffel im letzten Jahr. Im Spitzenstaat Kansas fiel sie von 467 Mio auf 334 Mio. sagte er.

“So, wenn Ihr Ertrag über dem Durchschnitt liegt und Sie einen vernünftigen Preis bekommen, dann sieht es beim Weizen nicht schlecht aus. Ich denke, das sind ziemlich gute Aussichten für uns. Es ist der beste Ausblick, den wir seit mehreren Jahren hatten, wenn es um den Weizenmarkt geht.”

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