Kommende Woche ist es endlich soweit, die US-Berichtssaison geht los. Investoren werden ihr Augenmerk auf die Quartalsergebnisse der größten US-Banken richten.
Nachdem viele Unternehmen in ihren Q1-Berichten aufgrund der zunehmenden Unsicherheit über die Coronavirus-Pandemie keine Prognosen für die kommenden Quartale abgegeben haben, wird für das gerade abgelaufene Quartal ein Rückgang der Gewinne um 44% erwartet. Laut Refinitiv I/B/E/S-Daten steht uns voraussichtlich die schwächste Berichtssaison seit der Großen Rezession bevor, als die Gewinne des S&P 500 im vierten Quartal 2008 um 67% einbrachen.
Aber wenn die Unternehmen zeigen können, dass sie gut aus der globalen Gesundheitskrise herauskommen und sich ihre zukünftigen Umsätze verbessern, werden die Investoren dies als Zeichen dafür werten, dass das Schlimmste bereits überstanden ist. Die starke Erholung der wichtigsten Aktienindizes seit der Kernschmelze im März zeigt auch, dass die Anleger ein ähnliches Ergebnis schon in die Kurse eingepreist haben.
Die folgenden drei Large-Cap-Aktien werden wir in der kommenden Woche genau beobachten:
1. Netflix
Der Streaming-Entertainment-Riese Netflix (NASDAQ:NFLX) wird am Donnerstag, dem 16. Juli, nach Börsenschluss seine Ergebnisse für das zweite Quartal bekannt geben. Analysten erwarten einen Gewinn je Aktie von 1,82 Dollar bei einem Umsatz von 6,09 Milliarden Dollar.
Die Aktien von Netflix haben sich während der COVID-19-Pandemie besonders stark entwickelt, denn die Anleger hoffen, dass das Streaming-Geschäft des Unternehmens florieren wird, weil es sich um eine perfekte "Stay-at-home"-Aktie handelt.
Zum Börsenschluss am Freitag war der S&P 500-Index in diesem Jahr bisher um mehr als 1% gefallen, während die Netflix-Aktien rund 69% zugelegt haben. Allein am letzten Handelstag der abgelaufenen Woche legten sie um 8% zu und schlossen bei 548,73 Dollar.
Diese unerwartete Widerstandsfähigkeit kommt nach der düsteren Performance von Netflix im Jahr 2019, als die Aktie weit hinter dem Gesamtmarkt zurückblieb, der so viele andere Mega-Cap-Tech-Aktien auf neue Höchststände trieb.
Der Quartalsbericht der kommenden Woche wird entscheidend sein, um diese Rallye aufrechtzuerhalten. Das in Los Gatos, Kalifornien, ansässige Unternehmen muss zeigen, dass es seine Position als dominierender Streaming-Dienst während der Coronavirus-Pandemie festigt.
2. JPMorgan Chase
Die führende Geschäfts- und Investmentbank der Wall Street, JPMorgan Chase & Co (NYSE:JPM), wird am Dienstag, dem 14. Juli, vor der Markteröffnung die Ergebnisse für das zweite Quartal veröffentlichen. Analysten erwarten einen Gewinn je Aktie von 1,19 Dollar bei einem Umsatz von 30,4 Milliarden Dollar.
Es gibt kaum ein Segment im Bankgeschäft, das nicht unter der globalen Pandemie gelitten hat. Die Zinssätze sind auf nahezu Null gesunken, als die Fed einen beispiellosen geldpolitischen Impuls zur Ankurbelung des Wachstums startete, während die Verbraucher ihre Ausgaben - der wichtigste Motor für das Wirtschaftswachstum in den USA in den letzten zehn Jahren - drastisch gekürzt haben.
Im Quartalsbericht von JPM werden die Investoren nach Hinweisen darauf suchen, ob die Großbank nahe an der Talsohle bei den Kreditausfällen angelangt ist. Die JPMorgan-Aktie schloss am Freitag bei 96,27 Dollar. Auf Jahressicht verlor sie 32%.
3. Johnson & Johnson
Der globale Gesundheitsgigant Johnson & Johnson (NYSE:JNJ) wird vor Börsenbeginn am Donnerstag, dem 16. Juli, seine Zahlen für das zweite Quartal bekannt geben. Die Aktie stand im vergangenen Jahr aufgrund zahlreicher Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit seinem Babypuder unter Druck, die sowohl die Gewinne als auch das zukünftige Wachstumspotenzial beeinträchtigen könnten.
Aber die Coronavirus-Pandemie hat die Aussichten für solide Aktien aus dem Gesundheitswesen aufgehellt, schließlich schütten Unternehmen, die den Sturm überstanden haben, weiterhin eine hohe Dividende an ihre Aktionäre aus. Die Aktien von JNJ schlossen am Freitag bei 142,37 Dollar. Auf Jahressicht bewegten sie sich bislang kaum von der Stelle.
Es wird erwartet, dass der Pharmahersteller bei einem Umsatz von 17,5 Milliarden Dollar für diesen Zeitraum einen Gewinn je Aktie von 1,47 Dollar ausweisen wird, so die durchschnittliche Schätzung der Analysten.
Das Unternehmen zählt zur Gruppe der Pharmahersteller, die an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen COVID-19 arbeiten. J&J hat bereits früher erklärt, dass sein Impfstoff bis Januar für den Notbedarf der Beschäftigten im Gesundheitswesen einsatzbereit sein könnte. Der Pharmariese mit Sitz in New Brunswick, New Jersey, hat mit der biomedizinischen Forschungseinheit der US-Regierung eine Vereinbarung über mehr als 1 Milliarde Dollar zur Entwicklung des Impfstoffs geschlossen.