Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0479 (05:39 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0458 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 152,29. In der Folge notiert EUR-JPY bei 159,59. EUR-CHF oszilliert bei 0,9282.
Märkte: Keine klare Richtung
Die Bewegungen an den Finanzmärkten waren in den letzten 24 Stunden divergent. Klare Richtungen dynamischer Art waren nicht erkennbar.
Positiv ist der Waffenstillstand Israel/Libanon. Möge er halten. Negativ ist für Europa das Ende der Gaslieferungen Russlands durch die Ukraine ab 2025 (siehe unten), denn die Ukraine kostet uns nicht nur massiv durch die latente Alimentierung, 2025 kostet sie uns auch im sensiblen Feld der Energieversorgungssicherheit und der preislichen Konkurrenzfähigkeit. Die Berufung Geers als US-Handelsbeauftragten verheißt für Europa nichts Gutes, ganz im Gegenteil. Wir dürfen raten, ob die Zölle gegen Europa bei "nur" 10% oder bei schwer verdaulichen 25% liegen werden.
Kommentar: Europa und Deutschland haben sich in den letzten 10 Jahren trotz mancher Warnung kritischer Stimmen mit nahezu unbestechlichem Trackrecord in geopolitischen Fragen durch diskretionäres Agieren in die größte US-Abhängigkeit der Historie gebracht.
Wie sagte Frau Nuland als Vertreterin des US-Außenministeriums vor 10 Jahren so treffend: "F... the EU!“ Sind wir jetzt "fu...."? Hat das jetzt einen hohen, einen prohibitiven Preis? Die Welt wurde multilateraler, Europa verschrieb sich der Unilateralität (Unterordnung unter USA). Wie passt das zu unseren europäischen Werten und unserer Souveränität? Wie intelligent war und ist das?
Das Datenpotpourri fiel durchwachsen aus (siehe unten).
Aktienmärkte: Late Dax -0,32%. EuroStoxx 50 -0,55%, S&P 500 +0,53%, Dow Jones +0,27%, US Tech 100 +0,55%.
Aktienmärkte in Fernost Stand 06:05 Uhr: Nikkei (Japan) -0,94%%, CSI 300 (China) +0,86%, Hangseng (Hongkong) +0,51%, Sensex (Indien) -0,07% und Kospi (Südkorea) -0,55%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,20% (Vortag 2,20%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,30% (Vortag 4,29%) abwirft.
Devisenmärkte: Der USD (EUR -0,0001) war gegenüber dem EUR im Eröffnungsvergleich nahezu unverändert, nachdem der EUR sich gestern kurzfristig bis auf 1,0544 befestigen konnte.
Gold (+12,80 USD), Silber (+0,13 USD) konnten Boden gutmachen. Bitcoin (aktuell 92.430 USD Stand 06:08 Uhr) gab im Eröffnungsvergleich nach (-1.950 USD).
Deutschland: : IFO-Barometer der Exporterwartungen zart zugelegt
Die Exporterwartungen der Industrieunternehmen haben sich nach dem Wahlsieg des mit hohen Zöllen drohenden künftigen US-Präsidenten Trump dennoch zart aufgehellt. Das IFO-Barometer stieg im November auf -5,9 Punkte von zuvor -6,5 Punkten. Es ist der erste Anstieg seit einem halben Jahr.
Kommentar: Losgelöst vom Anstieg bleibt das Niveau prekär. Dieser Anstieg ist zart. Er ist über zwei Aspekte erklärbar. Der Anstieg des USD wirkt auf die Exportchancen unterstützend (Preiseffekt, schwächerer EUR). Zudem werden US-Unternehmen vor der Verfügung der voraussichtlichen Zölle verstärkt aus dem Ausland ordern, um diese Zölle zunächst zu umgehen (Mengeneffekt). Dieser Vorzieheffekt wirkt sich dann später belastend aus.
Es wäre hinsichtlich der sich durch die angekündigte Leistungsertüchtigung der US-Wirtschaft und der gleichzeitigen Lethargie in Berlin und Brüssel absehbar verbesserten US-Konkurrenzfähigkeitslage fahrlässig, von einer belastbaren Trendwende auszugehen. Es ist ein temporäres Phänomen bezüglich der wahrscheinlichen Mengeneffekte. Die Preiseffekte (schwächerer EUR) können Teile der voraussichtlichen Zölle helfen, zu nivellieren.
Deutschland/DIHK: Trumps Zölle können zu Auftragsrückgang führen
Die Wirtschaft rechnet mit Folgen durch die von Trump angekündigten Zölle für Waren aus Kanada und Mexiko. Deutsche Betriebe seien eng in den Lieferketten Nordamerikas verzahnt, so Außenwirtschaftschef Treier. Firmen produzierten in Mexiko und Kanada für den US-Markt. Die angekündigten Zölle würden die US-Einfuhren aus den Nachbarländern verteuern und könnten zu einem Auftragsrückgang bei uns führen. Die von Trump angekündigten Zölle gegen China würden unsere Unternehmen auch treffen, deren Vorprodukte häufig für chinesische Exportgüter benötigt würden.
Kommentar: Die Konkurrenzsituation deutscher und europäischer Unternehmen verfällt weiter durch diese US-Zollpolitik, die nicht WTO-konform ist. Aber es wird noch härter. Auch Europa wird mit Zöllen belegt werden.
Ende der Gaslieferungen aus Russland via Pipelines durch Ukraine
Nachdem die Ukraine den Gas-Durchleistungsvertrag Ende 2024 trotz der Bereitschaft Russlands, weiter zu liefern (aktuell circa 42 Mio. cbm täglich), auslaufen lässt, geht Gazprom (MCX:GAZP) davon aus, dass es 2025 keine Pipeline-Gasversorgung (Billiggas) für Europa gibt.
Kommentar: Europa hat ein Konkurrenzfähigkeitsproblem. Wir leben in einem energetischen Zeitalter. Ohne Energie geht nichts. Die Fragen der nachhaltiger Versorgungssicherheit und der preislichen Konkurrenzfähigkeit sind elementar für Europas und Deutschlands Zukunftsfähigkeit. Mit dieser Entscheidung der Ukraine, die von Europa massiv alimentiert wird, verdunkeln sich die Aussichten für Gesamteuropa. Das Chancenprofil Europas erodiert. Wrackt sich Europa durch eigene diskretionäre Politik ab? Wie loyal ist das seitens der Politik gegenüber Bürgern und Unternehmen? Ja es mag loyal gegenüber Ukraine, USA und UK sein!
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Arbeitslosenquote in Finnland jetzt bei 8,7%
Finnland: Die Arbeitslosenrate legte per Berichtsmonat Oktober von zuvor 8,4% auf 8,7%.
UK: Einzelhandelsindex laut CBI deutlich schwächer
Der vom CBI ermittelte Index des britischen Einzelhandels sank per Berichtsmonat November von zuvor -6 Punkte auf -18 Zähler.
USA: Durchwachsenes Datenbild – Sonne und Schatten
Der Absatz neuer Wohnimmobilien brach per Oktober im monatsvergleich um 17,3% auf 610.000 (annualisierter Wert) ein. Es war der schwächste Wert seit November 2023.
Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart des Conference Board legte per Berichtsmonat November von zuvor 109,6 (revidiert von 108,7) auf 111,7 Zähler zu (Prognose 111,3). Es war der höchste Indexstand seit Januar 2024. Der Richmond Fed Composite Index (Index der Gesamtwirtschaft) lag per November im Monatsvergleich unverändert bei -14 Punkten. Der Case/Shiller Hauspreisindex verzeichnete per Berichtsmonat September im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,2% (Prognose 0,3%) nach zuvor +0,3% (revidiert von +0,4%). Im Jahresvergleich kam es einer Zunahme um 4,6% (Prognose 4,8%) nach zuvor 5,2%.
China: Gewinnsituation der Industrieunternehmer erodiert
Die Profite der Industrieunternehmen verzeichneten per Berichtsmonat Oktober für den Zeitraum von Januar bis Oktober im Jahresvergleich einen Rückgang um 4,3% (Zeitraum Januar bis September -3,5%).
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überschreiten der Widerstandszone bei 1.0680 – 1.0710 negiert dieses Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe