Die alljährliche Dividendensaison nimmt zunehmend Fahrt auf – und somit eine Phase im Jahr, die für viele Anleger nach wie vor eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Schließlich sind noch immer Dividendenrenditen im mittleren einstelligen Bereich möglich, teilweise sogar noch mehr. Welche konkrete Summe die europäischen Unternehmen dieses Jahr an ihre Aktionäre ausschütten werden, bleibt zwar noch abzuwarten. Aber: Nachdem die Ausschüttungen der börsennotierten Unternehmen bereits im Corona-Jahr 2021 wieder kräftig zulegten, könnte es nach Ansicht von Allianz (ETR:ALVG) Global Investors auch 2022 Rekorde geben. Gemessen an den Unternehmen des MSCI Europe könnten die Dividenden in diesem Jahr um acht Prozent auf 410 Milliarden Euro steigen. Für alle Anleger ist das eine gute Nachricht. Doch Vorsicht: Alleine von der Höhe der Dividende sollten Anleger ihre Kaufentscheidung nicht abhängig machen. Der Reihe nach.
Bei außergewöhnlich hohen Dividendenrenditen ist Vorsicht geboten
In einschlägigen Dividendenrankings rangieren oftmals Unternehmen ganz oben, die zweistellige Dividendenrenditen bieten. Weniger erfahrene Anleger fokussieren sich nur allzu gerne ausschließlich auf diese Werte – und zwar ohne die Ausschüttungspolitik genauer zu hinterfragen. Doch gerade bei Werten mit sehr hohen Dividendenrenditen lauern manchmal Fallstricke: Da sich die Dividendenrendite nach dem Ausschüttungsbetrag je Aktie gemessen am Börsenkurs errechnet, sind Titel mit hoher Dividendenrendite oftmals auch äußerst gering bewertet. Was sich zunächst positiv anhört, sollten Anleger überprüfen. Gerade bei großen Unternehmen sind die Märkte effizient. Wenn eine Aktie günstig ist und dennoch für hohe Dividenden steht, stimmt häufig etwas nicht. Warum sonst gesteht der Markt der jeweiligen Aktie keine höhere Bewertung zu?
Wenn Unternehmen statt ins eigene Geschäft zu investieren Gelder an die Aktionäre verteilen, kann das dafür sprechen, dass das eigentliche Geschäftsmodell kaum mehr attraktive Chancen bietet. Anleger sollten daher bei vermeintlichen Dividenden-Königen ganz genau hinsehen und sich nicht von Renditen blenden lassen. Häufig kommt es sogar vor, dass Dividenden nicht einmal in dem Jahr erwirtschaftet worden sind, für das sie ausgeschüttet werden. Diese Dividenden aus der Substanz eines Unternehmens sind eigentlich kaum mehr als Umschichtungen nach dem Prinzip „linke Tasche, rechte Tasche“. Da Aktionäre Eigentümer der Aktiengesellschaften sind, bezahlen sie sich die Dividende sozusagen selbst – Zahlungen aus der Substanz graben immer auch ein wenig des Fundaments eines Unternehmens ab. Zukunftsträchtige Investments sehen anders aus.
Dividenden-Ranglisten spielen untergeordnete Rolle
Um eine Dividendenstrategie langfristig erfolgreich umzusetzen, sollten Anleger unbedingt darauf achten, dass Unternehmen ihre Ausschüttungen auch erwirtschaften. Als Faustformel können sich Anleger daran orientieren, dass Aktiengesellschaften nicht mehr als rund 50 Prozent des erzielten Vorjahresgewinns an die Aktionäre ausschütten sollten. Jede Ausschüttung, die lediglich daraus resultiert, weil sich Investments ins Geschäftsmodell nicht lohnen, ist ein Warnzeichen. Dasselbe gilt für Dividenden-Titel, die seit Jahren gering bewertet sind und deren Kurs kaum Fahrt aufnimmt. Kurzum: Anleger sollten sich nicht zu sehr an den einschlägigen Dividenden-Ranglisten orientieren, sondern vor dem möglichen Investment prüfen, ob das entsprechende Unternehmen unter anderem ein erfahrenes Management hat, mit einer starken Marktstellung punkten kann, einen stabilen Cashflow und eine vergleichsweise geringe Verschuldung aufweist und das Geschäftsmodell auch künftig attraktive Renditechancen bietet.
Darüber hinaus gibt es weitere Überlegungen, die gerade in der aktuellen Marktphase eine Rolle spielen.
Anleger, die eine Dividendenstrategie eher naiv umsetzen und sich nur an der Dividendenrendite orientieren, vernachlässigen als Folge dieses Ansatzes häufig das Gebot der Diversifikation – hohe Dividendenrenditen gibt es häufig nur in einigen wenigen Branchen. Gerade die Risikostreuung ist aktuell aber wichtiger denn je. Zwei Fliegen mit einer Klappe können Anleger schlagen, wenn sie gerade jetzt der zuletzt vernachlässigten Anlageklasse der Anleihen mehr Aufmerksamkeit schenken. Steigende Zinsen und höhere Risikoprämien haben festverzinsliche Wertpapiere zuletzt wieder attraktiver gemacht. Die daraus resultierende laufende Rendite kann mit der Dividendenrendite vieler Titel durchaus mithalten. Hinzu kommt der positive Beitrag zur Portfoliostabilität aufgrund des höheren Diversifikationsgrades. Ein Mix aus Anleihen und (guten) Aktien bleibt auch 2022 ein solides Fundament für den langfristigen Anlage-Erfolg.
Über die LAUREUS AG PRIVAT FINANZ:
Die LAUREUS AG PRIVAT FINANZ ist ein Tochterunternehmen der Sparda-Bank West eG, einer der größten Genossenschaftsbanken Deutschlands mit über 100-jähriger Tradition. Das Finanzdienstleistungsinstitut aus Düsseldorf hat sich auf die individuelle und ganzheitliche Beratung vermögender Kunden spezialisiert.
Wichtige Hinweise:
Die in diesem Marktkommentar enthaltenen Angaben sowie sämtliche Veröffentlichungen in unserem Namen dienen ausschließlich der Information von Kunden oder Interessenten und stellen weder eine individuelle Anlageempfehlung (Anlageberatung) noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren, Derivaten oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Insbesondere handelt es sich dabei nicht um eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren, Derivaten oder sonstigen Finanzinstrumenten. Die Angaben und Informationen können eine auf die individuellen Verhältnisse und Anlageziele von Kunden oder Interessenten zugeschnittene Beratung nicht ersetzen. Für den Erwerb von Finanzinstrumenten und anderen öffentlich angebotenen Kapitalanlagen sind ausschließlich die Angaben im Verkaufsprospekt und den Anlagebedingungen, ggf. ergänzt um den letzten Jahres-/ und Halbjahresbericht, maßgeblich. Alle Informationen und Daten auf dieser Webseite stammen aus öffentlich zugänglichen Quellen, die von der LAUREUS AG PRIVAT FINANZ für zuverlässig gehalten werden. Gleichwohl kann die LAUREUS AG PRIVAT FINANZ keine Haftung für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der Informationen und Daten übernehmen. Einschätzungen, Meinungen und Bewertungen reflektieren ausschließlich die Auffassung der LAUREUS AG PRIVAT FINANZ oder des jeweiligen Verfassers zum Zeitpunkt der Erstellung. Angaben zur bisherigen Wertentwicklung eines Produkts erlauben keine Prognosen für die Zukunft. Die in unseren Publikationen zum Ausdruck gebrachten Meinungen, Einschätzungen und Sichtweisen können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Die Preise der Produkte (Anteile, Wertpapiere, Derivate oder sonstige Finanzinstrumente) können sowohl steigen als auch fallen. Auch Erträge (Dividenden, Zinsen usw.) können nicht zugesichert oder garantiert werden. Wechselkursschwankungen können die Werte ausländischer Investitionen zusätzlich beeinflussen. Bei jedem Investment bestehen grundsätzlich Verlustrisiken bis hin zu einem möglichen Totalverlust.
Die LAUREUS AG PRIVAT FINANZ übernimmt keine Haftung für etwaige Schäden oder Verluste, die direkt oder indirekt aus der Verwendung oder der Weitergabe der auf ihrer Webseite enthaltenen Informationen oder Inhalte entstehen.