Glück im Unglück. So könnte man die jüngsten Nachrichten zur „Greenwashing-Affäre“ bei der DWS Group (ETR:DWSG) auf den Punkt bringen. Die Fondsgesellschaft musste sich dem Vorwurf der US-Börsenaufsicht SEC stellen, Finanzprodukte „grüner“ verkauft zu haben als sie es tatsächlich sind. Dies hatte den Aktienkurs der Tochter der Deutschen Bank (ETR:DBKGn) zwei Jahre lang belastet. Zur Beilegung der Vorwürfe hat die DWS Group im September einer Strafzahlung von 25 Mio. USD zugestimmt. Dieses Kapitel dürfte damit abgeschlossen sein.
Den Stein ins Rollen gebracht hatte die frühere DWS-Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler, die im Frühjahr 2021 gefeuert wurde, und anschließend ihren früheren Arbeitgeber kritisierte, fehlerhafte Angaben zum ESG-Investitionsprozess gemacht zu haben. ESG steht für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (gute Unternehmensführung) und soll die Beachtung ökologischer und sozialer Aspekte in Unternehmen anzeigen. Des Weiteren hatte die SEC schwerwiegende Fehler bei der Geldwäscheprävention unterstellt. Die Einigung mit der SEC – und auch die Höhe der gezahlten Strafe – ist für die DWS-Aktionäre eine gute Nachricht. Die zuvor bilanzierten Rückstellungen in Höhe von 27 Mio. USD sind demnach ausreichend um den Schaden abzudecken.
Das operative Geschäft der DWS Group läuft rund – dafür sprechen die jüngsten Finanzergebnisse. Im zweiten Quartal stieg der bereinigte Vorsteuergewinn im Vergleich zum Vorjahresquartal um 27 % auf 260 Mio. EUR. Das verwaltete Vermögen legte um gut 2% auf 859 Mrd. EUR zu und das Konzernergebnis erhöhte sich um 5% auf 145 Mio. EUR. Das Management geht davon aus, dass im Gesamtjahr 2023 das verwaltete Vermögen und auch die bereinigten Kosten gegenüber dem Vorjahr leicht ansteigen werden. Die Aktie der DWS Group (ISIN: DE000DWS1007) bietet attraktive Dividendenausschüttungen, die in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich gestiegen sind. Für das Geschäftsjahr 2023 wird eine Dividende von 2,10 EUR je Aktie erwartet. Bei einem aktuellen Aktienkurs von rund 30,20 EUR entspricht dies einer Dividendenrendite von rund 7%.
Bewertung auf Basis der Dividende
Berücksichtigt man die gezahlten Dividenden von 2018 bis 2022, ergibt sich insgesamt eine durchschnittliche Dividendenausschüttung von 62% des Nettogewinns. Der Gewinn je Aktie wird für 2024 bei 3,58 EUR erwartet. Legt man die durchschnittliche Ausschüttungsquote von 62% zugrunde, ergibt sich daraus eine 2024er Dividende von 2,20 EUR. Als Grundlage für unsere Bewertung setzen wir diese in Relation zu den durchschnittlichen minimalen und maximalen Dividendenrenditen der vergangenen fünf Jahre. Diese bewegten sich in diesem Zeitraum zwischen durchschnittlich 4,7% auf der Oberseite und 8% auf der Unterseite. Damit kommen wir bei der DWS-Aktie zu einem Einstiegskurs von 28 EUR und zu einem Kursziel von 46 EUR, wohlgemerkt für 2024.
Charttechnik
Seit Oktober 2022 befindet sich die Aktie in einer Aufwärtsbewegung. Zuletzt hatte sie damit einhergehend den seit August 2021 andauernden Abwärtstrend durchbrochen. Auf den Ausbruch folgte ein Rücksetzer und aktuell der erneute Test der 200-Tage-Linie von oben. Sollte diese nicht halten, dürfte ein Test der Kreuzunterstützung folgen, die sich im Bereich von ca. 28 EUR befindet. Hält der Trend könnte einhergehend mit dem Durchbrechen des diesjährigen Hochs bei 33,50 EUR aus Januar ein Kaufsignal entstehen. Zur Vorsicht mahnt aktuell die deutliche Divergenz zwischen Kursentwicklung und relativer Stärke auf Basis von 14 Wochen. Die Tiefpunkte im mittelfristigen Aufwärtstrend seit Oktober 2022 werden von stagnierenden Tiefs im RSI begleitet, was kurzfristig für einen erneuten Rücksetzer spricht.
Fazit
Das operative Geschäft bei DWS läuft so gut, dass Analysten für 2024 wieder mit einem neuen Rekordgewinn rechnen. Gemessen an der geschätzten Dividende für 2024 halten wir den Titel für stark unterbewertet und stufen das Papier mit „Kaufen“ ein. Bis zu unserem Kursziel bei 46 EUR sehen wir ein Aufwärtspotenzial von ca. 50%. Vorsichtige Anleger können jedoch mit dem Einstieg warten, bis sich der Aufwärtstrend der vergangenen Monate gefestigt hat und das bisherige Jahreshoch von 33,50 EUR überschritten wird. Ein genereller Risikofaktor ist die momentane Zurückhaltung der Anleger, die sich im Zuge wirtschaftlicher und geopolitischer Unsicherheiten in den kommenden Monaten durchaus verschlechtern könnte.
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