Die Länder der Europäischen Union dürften in den kommenden Wochen geimpfte Reisende aus einer wachsenden Zahl von Ländern wieder willkommen heißen. Und auch Großbritannien zieht mit seinem farbcodierten Reisesystem (d.h. Rot, Bernstein und Grün) nach. Die Briten haben bereits begonnen, Länder auf der grünen Liste zu besuchen, zu denen in Europa Portugal, Island und Gibraltar zählen. Die Fluggesellschaften hoffen jetzt, dass die grüne Liste bald länger wird.
Auch in den USA hat die Zahl der Flugreisenden deutlich zugenommen. Die US-Flugsicherheitsbehörde (TSA) veröffentlicht täglich die Passagierzahlen.
Am Mittwoch, den 26. Mai, wurden 1.618.169 Reisende an den Flughäfen durchgeleitet. Zum Vergleich: Vor 52 Wochen waren es nur 261.170. Und im Jahr 2019 waren es noch 2.269.035. Am Mittwoch vor vier Wochen, dem 28. April, waren es 1.184.326 Personen.
Die Zahl der Flugreisenden liegt immer noch deutlich unter dem Niveau vor der Pandemie. Es gibt jedoch eine stetige Zunahme von Menschen, die in ein Flugzeug steigen. Infolge des sich verbessernden Konsum- und Investitionsklimas haben Aktien von Reise- und Freizeitunternehmen, insbesondere Fluggesellschaften, erhebliche Aufmerksamkeit erhalten.
Seit Jahresanfang sind die Branchenindizes Dow Jones Travel & Tourism und Dow Jones Airlines um etwa 5,7% bzw. 30,9% gestiegen. Ähnlich freuten sich die Aktionäre von American Airlines (NASDAQ:AAL), Delta Air Lines (NYSE:DAL) und United Airlines (NASDAQ:UAL) seit Jahresbeginn über Renditen von 51,2%, 18,2% bzw. 34,1%.
Auch in Großbritannien wurden Airline-Aktien stark gehandelt. Daher werfen wir heute einen genaueren Blick auf das FTSE 250 Mitglied EasyJet (LON:EZJ) (OTC:ESYJY). In den letzten 52 Wochen ist die EZJ-Aktie um 76% gestiegen, während seit Jahresanfang eine Rendite von 18% zu Buche steht.
Am 27. Mai beendete die Aktie den Handel zu 997,8 Pence (14,43 USD in den USA). Die Marktkapitalisierung beträgt 4,6 Mrd. GBP (oder 6,5 Mrd. USD).
Billigflieger mit Bruchlandung
Die im britischen Luton ansässige EasyJet war zum Stand September 2019 die siebtgrößte Fluggesellschaft der Welt. Die im Jahr 1995 gegründete Gruppe bietet heute innerbritische und internationale Linienflüge auf mehr als 1.000 Routen in 35 Ländern an.
Zum Konzern gehören unter anderem EasyJet UK, EasyJet Switzerland und EasyJet Europe. Zusammen bedienen sie mehr als 150 Flughäfen. Die Belegschaft umfasst rund 14.000 Mitarbeiter, darunter über 4.000 Piloten und 8.000 Flugbegleiter.
Am 20. Mai legte EasyJet das Ergebnis vom ersten Geschäftshalbjahr vor. Der Umsatz stürzte gegenüber dem Vorjahr um 90% auf 240 Mio. GBP (oder 340,4 Mio. USD) ab. Billigfluggesellschaften wie EasyJet sind sowohl auf die Ticket- als auch auf Nebeneinnahmen angewiesen (wie die Sitzplatzauswahl, zusätzliches Gepäck oder der Verkauf von Lebensmitteln und Getränken an Bord). Verständlicherweise hängen die Nebeneinnahmen von den Passagierzahlen ab.
Bei EasyJet belief sich der Umsatz mit verkauften Tickets im ersten Halbjahr auf 179 Mio. GBP (253,9 Mio. USD), was einem Einbruch um 91% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Ähnlich stark gingen die Nebeneinnahmen um 87% auf 70 Mio. GBP (99,3 Mio. USD) zurück.
Der Verlust von 701 Mio. GBP (oder 994,2 Mio. USD) entsprach den Erwartungen. Vor einem Jahr war ein Verlust von 193 Mio. GBP (273,7 Mio. USD) angefallen.
Im März hatte die Fluggesellschaft rund 2,9 Mrd. GBP (oder 4,1 Mrd. USD) in der Kasse. Seit Beginn der Pandemie arbeitet das Management an Kostensenkungen, um den Bargeldverbrauch (Cash-Burn) einzudämmen, der im Durchschnitt bei 38 Mio. GBP pro Woche (oder 53,9 Mio. USD) lag.
CEO Johan Lundgren sagte:
"Mit dem erneuten Aufschwung der Freizeitreisen in Großbritannien, wo wir der größte Anbieter in die Länder der Grünen Liste sind, wissen wir, dass es einen Nachholbedarf gibt - dies konnten wir wieder sehen, als die Länder der Grünen Liste veröffentlicht wurden und mehr als 105.000 Plätze hinzukamen."
Im dritten Quartal wird die Fluggesellschaft voraussichtlich rund 15% des Kapazitätsniveaus von 2019 fliegen. Ab Juni hofft das Management auf einen Anstieg der Kapazitäten. Die Investoren waren jedoch nicht gerade angetan von dem verhaltenen Ausblick.
Fazit
Noch im Februar 2020, bevor die Pandemie Europa erreichte, pendelte die EZJ-Aktie bei 1.500 Pence. Angesichts der Tatsache, dass die EasyJet-Aktien im Jahr 2021 bereits um 18% gestiegen sind, sehen wir für die kommenden Wochen kein großes Aufwärtspotenzial für eine Fluggesellschaft, die in nächster Zeit mit rund 15% des Kapazitätsniveaus von 2019 fliegen wird.
Unterdessen könnten neue Varianten des Coronavirus leicht neue Beschränkungen in Europa bringen, was zu einem Rückgang des Flugverkehrs führen könnte. Wir glauben, dass die EZJ-Aktie bei 950 Pence oder sogar darunter attraktiver bewertet wäre. Wir würden daher vorerst die Finger von der Aktie lassen.
Schließlich könnten Anleger, die an EasyJet interessiert sind, aber nicht auf ein einzelnes Unternehmen wetten möchten, den Kauf eines Exchange Traded Fund (ETF) in Betracht ziehen, der Aktien an der Fluggesellschaft hält. Beispiele dafür wären: