Philosophie wird ja von den Naturwissenschaften und der Mathematik immer belächelt. „Das ist keine richtige Wissenschaft“. Vielleicht, aber die Philosophie schafft nichtsdestotrotz Wissen. Gerade Strömungen, die sich auf das Konzept der Lebenszyklen und Balance von Dynamiken beziehen, finden wir tagtäglich am Finanzmarkt wieder. „Was stark hochkommt, muss auch wieder fallen“, dürfte jeder nach deutlichen Kurseinbrüchen einer Aktie oder gar ganzen Sektoren schon einmal gehört haben. Auch wenn die empirische Beweislage dünn ist, kann uns Philosophie am Finanzmarkt helfen. In diesem Artikel geht es um genau dieses Thema am Beispiel von künstlicher Intelligenz und Kryptowährungen. Um genauer zu sein, geht es um die Emotionalität, die die Aufstiege dieser beiden Wirtschaftszweige mit sich brachten.
Anfang des Jahres wurde mit der Veröffentlichung von ChatGPT großes öffentliches Interesse geweckt. Mit dieser Anwendung und ähnlichen Werkzeugen ließen sich auf einmal ganz einfach Texte, Bilder und Videos erstellen. Damit wurde eine Welle an neuen Inhalten losgetreten, welche auch zu großem medialen Aufsehen führte. Unternehmen entließen Personal, künstlerisch Schaffende hatten Angst um ihre Jobs, Gesetzgeber reagierten mit ersten Verboten, um Zeit zu gewinnen und der Otto-Normal-Verbraucher läutete schon ein neues Zeitalter ein. Aktuell ist aber dieser Hype abgeklungen, auch wenn sich die Technologie um die künstliche Intelligenz natürlich weiterentwickelt.
All das erinnert an die Etablierung von Kryptowährungen. Auch in diesem Segment gab es „Hype-Phasen“, in denen man dieser Anlageklasse eine Bedeutung weit über dem Horizont seiner Anwendung zuschrieb. Auch dieser Aufruhr legte sich nach kurzer Zeit und erst als der Bitcoin in der Corona-Pandemie wieder anfing zu steigen, wurden die Lobesgesänge um den Bitcoin als Retter der Finanzwelt wieder lauter. Somit ist auch dieser Markt mit einer gewissen Emotionalität behaftet. Aber was hat das zu bedeuten? Und was hat es mit der Philosophie auf sich?
Nun, es ist ja bekannt, dass jüngere Anlagewerte eine höhere Volatilität aufweisen. Sie müssen sich etablieren und kämpfen deshalb auch mit einem gewissen Vertrauensdefizit am Kapitalmarkt. Ein neues Unternehmen muss erstmal zeigen, dass es krisenresistent ist und eine nachhaltige Wertschöpfungskette kreieren kann. Man kann natürlich sagen, dass dies die Emotionalität um einen Anlagewert steigert, aber auch die umgekehrte Ansicht ist valide: Dynamik und Volatilität entstehen durch Emotionalität am Markt. Der Bitcoin ist ein passendes Beispiel dafür, denn Anleger in diesem Segment gehen nahezu einstimmig davon aus, dass diese Kryptowährung irgendwann sehr viel teurer sein wird, was ein gewisses Grundvertrauen in den Bitcoin beweist. Auch bei der künstlichen Intelligenz wussten wir alle ja schon seit Jahren, dass dieser Sektor die Zukunft sein wird. Die Kurse steigen aber nicht konstant und solide.
Die Philosophie hilft uns insofern, dass sie mit Lehren um die Geduld und Kontrolle von Gefühlen maßgeblichen Einfluss auf den Handel mit Wertpapieren hat – im Einzelnen, wie auch auf gesamte Märkte gedacht. Alles Neue und Extreme löst Gefühle in uns aus, die das Maß der Normalität übersteigen. Diese müssen wir am Kapitalmarkt immer unterdrücken, da sie uns zu falschen Entscheidungen bewegen. Gerade wenn sich die Nachrichten über eine bestimmte Entwicklung überschlagen, sollte man die Füße stillhalten; nicht weil die künstliche Intelligenz nicht die Zukunft wäre, sondern weil auf eine schnelle Bewegung nach oben auch ein schneller Abstieg folgen kann. Und das haben wir wieder einmal gesehen. Warten Sie mal ab, wie die Nachrichten berichten werden, wenn der Cannabis-Sektor mal wieder durchstartet – da werden die zwei Jahre Abstieg über die Schulter geworfen.
„Alles was schnell kommt, geht auch wieder schnell“, wäre ein adäquater Spruch, um Marktvolatilität zu beschreiben. Treffen Sie Ihre Handelsentscheidungen lieber in einer gefühlsneutralen Situation und besinnen Sie sich in emotionalen Situationen an die Prinzipien und Regeln, die Sie im neutralen Stadium aufgestellt haben. Dann können Sie auch besser bewerten, wie sich eben diese neuen Sektoren und Anlageklassen entwickeln werden. Gerade in diesen Segmenten sind Investitionen in ruhigen Zeiten von größerer Nachhaltigkeit geprägt als in emotionalen Hype-Phasen. Von denen werden wir aber noch viele erleben, denn alles, was jung ist, tendiert zu Extremen – wieder ein Einblick, den uns die Philosophie schenkt.
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