Der weltweit tätige Betreiber von Energienetzen mit Sitz in Essen hatte im November 2021 eine groß angelegte Wachstumsstrategie angekündigt, mit der bis 2026 rund 27 Mrd. EUR in die eigene Infrastruktur investiert werden sollen. Die Investitionen sollen zur Energiewende in Deutschland beitragen und die Gewinnentwicklung von E.ON ankurbeln. Trotz guter Zahlen für die ersten neun Monate des laufenden Jahres sieht die Mehrzahl der Analysten in den nächsten Jahren noch kein Gewinnwachstum.
Die Anteilseigner von E.ON (ETR:EONGn) (ISIN: DE000ENAG999) mussten in den vergangenen Jahren erhebliche Kursverluste der Aktie über sich ergehen lassen. Die Aktie, die einst bei knapp 45 EUR notierte, hat zwischen 2008 und 2016 den Großteil ihres Wertes abgegeben. Politische Entscheidungen wie der Atomausstieg hatten dazu geführt, dass die Aktie im Jahr 2016 ein 20-Jahrestief bei 6 EUR ausgebildet hat, rund 86 % unter ihrem früheren Rekordhoch. Seitdem geht es aber wieder bergauf. 2022 hatte die extreme Verteuerung der Energiepreise das Ergebnis und den Aktienkurs zwar nochmal belastet, der Titel konnte sich von diesen Kursverlusten aber schnell wieder erholen.
Mit dem jüngsten Zahlenwerk für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres präsentierte E.ON auf bereinigter Basis vor Zinsen und Steuern immerhin wieder ein um 40 % gestiegenes operatives Ergebnis von 5,7 Mrd. EUR (Vj: 4 Mrd.). Beim bereinigten Nettoergebnis für das Gesamtjahr sieht sich der Konzern mit 2,7 bis 2,9 Mrd. EUR hingegen maximal leicht über dem Niveau des Vorjahres (2,7 Mrd. EUR). Als Ursache wurde die Weitergabe gesunkener Einkaufspreise an die Kunden in der zweiten Jahreshälfte genannt. Folgt man dem Analystenkonsens dann gibt es frühestens mit dem Abschluss der Investitionen in 2027 wieder Ergebniswachstum. Bis dahin wird sogar mit leicht rückläufigen Nettoergebnissen gerechnet. Die Dividende soll laut Konzernführung in jedem Fall jährlich um bis zu 5 % steigen.
Bewertung auf Basis der Dividende
Wir bewerten die Aktie von E.ON auf Basis der Dividende für 2024. Diese erscheint uns vergleichsweise zuverlässig prognostizierbar. Analysten rechnen bis 2026 pro Jahr mit ca. 4 % Dividendenwachstum, was auch den jährlichen Wachstumsraten der Dividenden der letzten beiden Jahre entspricht. Auch bei der Kursentwicklung wurde im laufenden Jahr ziemlich exakt das eingepreist, was an Zuwachs bei der Dividende erwartet wird. Zu diesem Schluss kommt man, wenn man die vorläufige minimale Dividendenrendite für 2023 von 4,15 % - auf Basis von 0,53 EUR je Aktie - mit der durchschnittlichen minimalen Dividendenrendite der letzten drei Jahre vergleicht, die bei 4,04 % liegt. Gemessen am jährlichen Tiefstkurs lag die jährliche maximale Dividendenrendite der Jahre 2020 bis 2023 im Durchschnitt bei 6,2 %. Bei einer prognostizierten Dividende für 2024 von 0,55 EUR je Aktie gelangen wir mit Diskontsätzen von 6,2 und 4,04 % zu einer Handelsspanne mit einem Einstiegskurs von 8,90 EUR und einem Kursziel von 13,70 EUR.
Charttechnik
Aktuell bewegt sich die Notierung in dem seit November 2016 bestehenden Aufwärtstrend, der allerdings 2022 mehrere Monate nach unten verlassen wurde. Dabei fand eine Bodenbildung im Bereich von 7,60 EUR statt, einhergehend mit der Ausbildung einer Doppeltop-Formation. Diese wurde mit dem Wiedereintreten in den Aufwärtstrendkanal und dem Erreichen des Bereichs von 11,60 EUR regelkonform aufgelöst. Im Rahmen der darauffolgenden Korrektur wurde die 200-Tage-Linie erfolgreich von oben getestet und eine erneute Aufwärtsbewegung gestartet, die das 8-Jahreshoch bei 12,50 EUR in der vorletzten Woche kurzzeitig überwinden konnte. Knapp oberhalb dieser Marke liegt bereits die obere Begrenzung des Trendkanals bei ca. 13,30 EUR. Mit der Ausbildung des jüngsten Hochs weist die relative Stärke auf Basis von 14 Wochen bereits eine Divergenz zum Kursverlauf auf, was als Indiz für erneute Abgaben gewertet werden könnte. Auf das Unterschreiten der 200-Tage-Linie bei 11,50 EUR könnte ein Abverkauf bis zu den nächsten Unterstützungen bei 10,40 und 9,60 EUR folgen. Bei einer Fortsetzung der jüngsten Aufwärtsbewegung läge der nächste markante Widerstand bei 13,50 EUR.
Fazit
Wir gehen davon aus, dass E.ON sich innerhalb der nächsten Jahre auf einem stabilen Ertrags- und Kursniveau halten kann. Bis zu unserem Kursziel bei 13,70 EUR besteht aktuell zwar noch Kurspotential von ca. 11 %, allerdings sehen wir kurzfristig bereits starke Tendenzen für eine anstehende Korrektur. Dies wird damit begründet, dass die Aktie auf Basis der prognostizierten 2024er Dividende schon leicht bis stark überbewertet ist und die relative Stärke auf Basis von 14 Wochen bereits zum Kursverlauf divergiert. Die zurückhaltenden Gewinnprognosen für die kommenden drei Jahre und die charttechnische Entwicklung geben Anlass zu der Vermutung, dass die von uns erwartete Korrektur in eine volatile Seitwärtsbewegung oder in ein Abflachen der aktuellen Aufwärtsbewegung übergehen könnte. Wir beobachten die Aktie, um bei unserem ermittelten Einstiegsniveau zu kaufen.
Hier finden Sie weitere Beiträge & Analysen von Aktienbewertung.de