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Ericsson: Trotz aller Skandale bleibt die Aktie ein Kauf

Veröffentlicht am 25.04.2022, 06:16
Aktualisiert 09.07.2023, 12:31

Die Argumente für eine Beteiligung an Ericsson (ST:ERICa) (NASDAQ:ERIC) sind eigentlich recht überzeugend. Der Hersteller von Mobilfunktechnologien nimmt bei der weltweiten Einführung des 5G-Mobilfunkstandards eine Schlüsselposition ein. Das allein lässt ein jahrelanges Wachstum im Endanwendermarkt erwarten.

ERIC Weekly

Das in Stockholm ansässige Mega-Cap-Unternehmen sollte außerdem Marktanteile hinzugewinnen. Denn politische Erwägungen lähmen einen seiner Hauptwettbewerber, Huawei, und eine durchweg mangelhafte Umsetzung schadet einem anderen. Trotz dieser recht sonnigen langfristigen Aussichten ist die ERIC-Aktie seit Jahren recht preiswert. Bei einem 10-fachen des voraussichtlichen Gewinns ist das auch immer noch so.

Dieses scheinbar klare Szenario lässt jedoch ein erhebliches und beunruhigendes Risiko außer Acht, nämlich den Grund dafür, dass der Aktienkurs in knapp über zwei Monaten um 30 % eingebrochen ist. Davon abgesehen ist vielleicht nicht alles ganz so einfach, wie es zunächst scheint.

Dennoch scheinen Ericsson-Aktien aus langfristiger Sicht attraktiv zu sein, wenngleich der Weg dorthin das Potenzial für kurzfristige Volatilität birgt.

Der Korruptionsskandal

Im Jahr 2019 stimmte Ericsson einem Vergleich in Höhe von 1,06 Milliarden US-Dollar mit zwei US-Aufsichtsbehörden aufgrund von Verstößen gegen das US-amerikanische Gesetz über ausländische Korruptionspraktiken zu. Im Zuge dieses Vergleichs gab das schwedische Unternehmen illegale Aktivitäten in fünf Ländern zu, darunter Bestechung und Bilanzfälschung.

Ericsson hatte jedoch bereits vor dem Vergleich Maßnahmen gegen Korruption ergriffen. Der frühere Vorstandsvorsitzende Hans Vestberg verließ das Unternehmen 2016 im Zuge interner Untersuchungen und wurde durch Börje Ekholm ersetzt. Im Jahr 2018 entließ das Unternehmen ca. 50 Mitarbeiter.

Ekholms Aufgabe war es, das angeschlagene Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen, aber auch, die ethischen Grundsätze des Konzerns zu stärken. Noch vor wenigen Monaten sah es so aus, als hätte Ekholm sein Ziel erreicht.

Unter Berücksichtigung der Dividenden erzielte die ERIC-Aktie in den ersten fünf Jahren seiner Tätigkeit eine Rendite von mehr als 100 %. Der Vergleich war Vergangenheit, und der Ruf von Ericsson wiederhergestellt. Das Gesamtbild war so attraktiv, dass der damalige US-Justizminister William Barr Anfang 2020 öffentlich erwog, dass die Regierung der Vereinigten Staaten eine Beteiligung an dem Unternehmen erwerben könnte.

In den letzten Monaten hat das Karma der Vergangenheit Ericsson jedoch erneut eingeholt. Im Februar gab Ericsson im Vorfeld eines Berichts von Investigativjournalisten zu, dass das Unternehmen wohl Schmiergelder an die Terrororganisation ISIS gezahlt hat. Im selben Monat erschien dann auch der Bericht des Internationalen Netzwerk investigativer Journalisten (ICIJ). Der Bericht stützt sich auf Dokumente, die dem Netzwerk von Ericsson selbst zugespielt wurden, und legt nahe, dass Mitarbeiter illegale Aktivitäten in Ländern unternahmen, die nicht Teil des US-Vergleich von 2019 sind.

Absturz der Ericsson-Aktie

Ericsson stürzte nach Bekanntwerden der ISIS-Schmiergeldaffäre ab und erreichte im März nahezu ein Zweijahres-Tief. Trotz einer zwischenzeitlichen Erholung notiert die Aktie ungefähr zu den Kursen, zu denen sie 2019 überwiegend handelte.

Die Reaktion des Marktes ist nicht unbedingt eine Überreaktion. Ericsson ist riesiges Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von über 28 Mrd. US-Dollar. Die potenziellen Haftungsrisiken belaufen sich dabei dann auch zweifelsohne auf mehrere Milliarden Dollar. Die USA können das Unternehmen nicht nur für die neu aufgedeckten Aktivitäten bestrafen, sondern auch für Verstöße gegen den ursprünglichen Vergleich aus dem Jahr 2019. Andere Länder, darunter Schweden, haben eigene Untersuchungen eingeleitet.

Es gibt auch noch den geschäftlichen Aspekt. Ericsson profitierte auch von der Entscheidung der Trump-Administration aus dem Jahr 2019 den chinesischen Rivalen Huawei Technologies auf die schwarze Liste zu setzen. Viele westliche Regierungen und private Mobilfunkbetreiber trennten sich von Huawei, die bis zu diesem Zeitpunkt zu den Marktführern gehörten. Es besteht nun die Sorge, dass es Ericsson ähnlich ergehen könnte, wovon der finnische Konkurrent Nokia (NYSE:NOK) profitieren würde.

Es besteht auch die Gefahr, dass wichtige Anteilseigner die Reißleine ziehen, wie der Chart der ERIC-Aktie bereits eindrucksvoll zeigt. Ein Wall-Street-Analyst bezeichnete die Aktie nach den Enthüllungen sogar als eine unmögliche Investition.

Und die Aktie steht nicht nur wegen seiner Skandale unter Druck. Die Zahlen für das erste Quartals enttäuschten in der vergangenen Woche, da das bereinigte Betriebsergebnis deutlich hinter den Erwartungen des Marktes zurückblieb. Die bereinigte operative Marge fiel von 10,7 % im Vorjahr auf nur noch 8,7 %.

Der Geschäftsbereich Digital Services (der Mobilfunkbetreibern den Übergang zu einer Cloud-basierten Umgebung ermöglicht) erzielte ein Ergebnis, das „nicht zufriedenstellend“ war, wie es in der Pressemitteilung von Ericsson verlautete. Der freie Cashflow war negativ, da sich Ericsson in Anbetracht der Lieferschwierigkeiten bemühte, Lagerbestände aufzubauen. Die ERIC-Aktie fiel am Tag der Veröffentlichung der Zahlen um mehr als 9 %.

Warum „Augen zu und durch“ bei der Ericsson-Aktie funktionieren könnte

Alles in allem ist die ERIC-Aktie nicht grundlos um 30 % abgestürzt. Dennoch sollten die Anleger hier eine langfristige Betrachtung erwägen.

Die Handlungen des Unternehmens im Irak waren unbestritten unakzeptabel. Und das Versäumnis von Ericsson, das Wissen über diese Aktivitäten zumindest teilweise zu publizieren, ist beunruhigend. Allerdings wurde dieses Fehlverhalten nicht fortgesetzt, und Ericsson argumentierte in der Pressemitteilung zum 1. Quartal, dass diese Missstände gerade wegen der verbesserten Überwachung aufgedeckt wurden. Das Verhalten von Ericsson in den letzten zehn Jahren war vielleicht schlimmer als dem Markt bekannt war, aber das allein sollte den Ruf des Unternehmens (oder der Aktie) nicht für alle Zeiten ruinieren.

Das erste Quartal war auf jeden Fall enttäuschend. Tatsächlich handelt sich nur um ein einziges Quartal in einem von Schwankungen geprägten Umfeld nach mehreren Jahren, in denen das Unternehmen außergewöhnlich gute Leistungen erbracht hat. Laut dem Bericht des Unternehmens für 2021 stellte Ericsson zum Jahresende 108 der weltweit 200 aktiven 5G-Netze bereit. Die im Jahr 2018 veröffentlichten Gewinnmargenziele wurden erreicht. Das trifft auch für die Free-Cashflow-Margen zu.

Ericsson gelang es, den Umsatz zu steigern und die Rentabilität zu verbessern. Die Dividende wurde erhöht (und sollte bei dem derzeitigen Kurs in diesem Jahr bei annähernd 3 % liegen). Das Unternehmen konnte Nokia Marktanteile abnehmen, und trotz des jüngsten Rückgangs hat die Performance von ERIC die NOK-Aktie in den letzten fünf Jahren deutlich übertroffen.

Es gibt eine Chance für eine bessere Zukunft. Ericsson erwartet, dass sich die Zahl der 5G-Kunden bis 2027 mehr als verdoppeln wird (diese Prognose stammt ebenfalls aus dem Jahresbericht 2021). Die Umsätze sollten über mehrere Jahre hinweg steigen, und Ericsson rechnet mit einer weiteren Steigerung der Gewinnspanne.

Diese Kombination bedeutet bei pessimistischer Erwartung ein Gewinnwachstum im hohen einstelligen Bereich. Dennoch ist ERIC mit dem 10-fachen der Gewinnschätzungen der Analysten für 2023 so bewertet, als sei überhaupt kein Wachstum zu erwarten.

Es wird über die Zeit sicher einige heftige Kurskorrekturen geben. Berichte über frühere Korruption und mögliche Geldstrafen könnten den Kurs der Aktie jederzeit belasten. Der Druck entlang der Versorgungskette wird sich auf den freien Cashflow und die Margen auswirken. Es kann also einige Zeit dauern, bis das attraktive langfristige Szenario wieder offensichtlich wird.

Und wenn es so weit ist, dürfte die ERIC-Aktie den Aufwärtstrend der letzten Jahre wieder aufnehmen.

Haftungsausschluss: Vince Martin hält keine Positionen in Wertpapieren, die hier besprochen werden.

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