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Eskalation im Nahost-Konflikt als nächster Schwarzer Schwan für die Finanzmärkte?

Veröffentlicht am 17.04.2024, 09:23
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Nach dem iranischen Angriff auf Israel stellt sich nicht die Frage, ob, sondern wie Israel zurückschlagen wird. Kommt es zu einer Eskalationsspirale, die zu einem unkontrollierten Flächenbrand führt und Weltwirtschaft und Börsen in Mitleidenschaft zieht? Oder siegt die Vernunft, da niemand der Beteiligten - auch nicht die Großmächte - als Gewinner aus dem Konflikt gehen können? Tatsächlich ist die Lage im Nahen Osten noch ruhig. Doch wie unruhig kann es werden?

Eine Eskalation des Nahost-Konflikts muss nicht unausweichlich sein

Bei einem Flächenbrand drohen galoppierende Ölpreise, blockierte Seewege im Roten Meer und in der Straße von Hormus, massive Inflation, steigende Zinsen, Rezession und einbrechende Aktienmärkte. Und ist dieses Mal die Sorge vor einem Großkonflikt nicht noch größer, da Israel das erste Mal direkt vom Iran angegriffen wurde und das Land strikt seiner Doktrin „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ folgt?

Je heftiger die Reaktion Israels ausfallen wird, umso massiver wird der Iran zurückschlagen, was Israel wiederum zu einer erneuten Antwort provoziert.

Der Konflikt im Nahen Osten muss aber nicht eskalieren. Zunächst, auf den Angriff der Israelis auf die iranische Botschaft in Syrien hat Teheran zwar mit einem quantitativ großen Gegenangriff mit vielen Drohnen und Raketen reagiert, nicht zuletzt, um gegenüber der eigenen Bevölkerung gesichtswahrend aufzutreten. Doch erfolgte dieser mit keinen qualitativ besonders scharfen Waffen, um nicht zu übertreiben. So konnte Israel fast alle unschädlich machen.

Ohnehin kann Israel für sich den politischen Vorteil verbuchen, dass der Gaza-Konflikt, der dem Land viel internationale Kritik einbrachte, aus dem Fokus der Weltöffentlichkeit verschwunden ist. Den schwarzen Peter hat jetzt der Iran. Übrigens könnte die israelische Seite ihre Handlungsstärke auch unter Beweis stellen, indem sie nicht den Iran direkt angreift, sondern z.B. seine Unterstützer, die Hisbollah im Libanon.

Unabhängig vom gewohnt intensiven Austausch gegenseitiger „Liebenswürdigkeiten“ sind beide Länder ziemlich „quitt“.

Cui Bono: Niemand gewinnt bei einem eskalierenden Nahost- Konflikt

Da in der Region viele Parteien involviert sind - u.a. USA, Russland, China, EU, Saudi-Arabien - würde eine Eskalation des Nahost-Konflikts die schon jetzt vorhandene geopolitische Verunsicherung noch mehr schüren.

Das wirtschaftlich angeschlagene Europa hat aber kein Interesse an steigenden Energiepreisen. Und China will nicht, dass seine Handelswege beeinträchtigt werden. Als einer der wichtigsten Handelspartner des Irans bezieht es von dort viel Erdöl. Im Übrigen wirkt Peking auf seinen Verbündeten Teheran mäßigend ein, um geopolitische Verantwortung zu beweisen.

Bei einem massiven Schlag gegen den Iran würde Israel weiter an amerikanischer Sympathie einbüßen. Die USA wollen keine brennende Lunte am Pulverfass Nahost sehen. Ohnehin sind sie nach Jahrzehnten der Beanspruchung in der Region kriegsmüde geworden. Eine Einmischung in einen Konflikt bringt weder Joe Biden noch Donald Trump im Wahlkampf Sympathiepunkte ein.

Nicht zuletzt wollen viele Regierungen arabischer Länder selbst einen Großkonflikt frühzeitig verhindern. Sie wissen, je länger dieser andauerte, umso mehr würden sie von ihren Bevölkerungen unter Druck gesetzt, sich mit dem Iran gegen Israel zu solidarisieren. Sie sind die Dauerfehde mit Israel mittlerweile leid, die die Region in permanenter Unsicherheit hält. Daher fahren sie seit Jahren einen vorsichtigen Annäherungskurs mit Israel, der auch zu gegenseitigen wirtschaftlichen Erfolgen führt, was dem Mullah-Regime ein Dorn im Auge ist.

Doch lässt sich vor allem Saudi-Arabien nicht irritieren. Das Land unternimmt größte Anstrengungen, einen wettbewerbsfähigen und attraktiven Wirtschaftsstandort von Weltruf aufzubauen, der Investitionen wie ein Magnet anzieht. Ein Flächenbrand im Nahen Osten würde diese Ziele torpedieren. Niemand investiert in eine unsichere Region.

Nicht zuletzt wissen die Öl-Länder, dass ein Konflikt getriebener Ölpreis die weltweiten Anstrengungen für alternative Energien beschleunigen würde. Sie haben nicht vergessen, dass die zwei Ölkrisen der 70er-Jahre zu dramatischen Bemühungen um Energieeinsparungen und den Ausbau der Kernenergie geführt haben. Im Übrigen würde Amerika auf steigende Ölpreise mit mehr Fracking reagieren, insbesondere wenn Donald Trump wieder ins Amt käme.

Mit Blick auf diesen vernünftigen Hintergrund halten sich die Krisensymptome an den Finanzmärkten in Grenzen. Aktien brechen nicht dramatisch ein, der Ölpreis gibt sogar nach und das Krisenmetall Gold kann kaum bis gar nicht gewinnen.

Aber leider ist nicht auszuschließen, dass sich die Gemengelage auch negativ entwickeln kann. Emotionen - vor allem religiöse - sind manchmal schwer zu kontrollieren.

Mögen die Finanzmärkte Recht behalten und die Vernunft - auch auf Druck der Großmächte - die Oberhand behalten.

Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG

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