(DailyFX.de) Lange Zeit konnte sich der Euro heute knapp über seinem bisherigen Jahrestief bei 1,3476 US-Dollar halten. Der Impuls kam dann am Nachmittag aus den USA, als die aktuellen Inflationsraten veröffentlicht wurden. Die allerdings lagen weitgehend im Rahmen der Erwartungen, dennoch konnte sich die Gemeinschaftswährung nicht gegen den nun schon seit einigen Monaten andauernden Abwärtstrend stemmen. Nach Bruch des Jahrestiefs besteht nun weiteres Abwärtspotenzial zumindest bis 1,33 EUR/USD.
Stillstand in der US-Inflationsrate
Die Inflationsrate in den USA verharrte auch im Juni bei 2,1 Prozent. Doch in den vergangenen Monaten zeigte sich ein deutlicher Aufwärtsdruck in der Teuerungsrate der USA, der die US-Notenbank zunehmend unter Druck setzt, einen restriktiveren geldpolitischen Kurs zeitnah einzuschlagen. Bereits seit Februar zieht die Rate der Teuerung nun bereits wieder an. Von 1,1 Prozent steigerte sich die Teuerungsrate auf nun 2,1 Prozent. Doch noch halten sich die US-Währungshüter bezüglich eines angestrebten Zeitpunkts erster Zinserhöhungen sehr bedeckt.
Euro verliert auf breiter Front
Die Einheitswährung der 18 Mitgliedsstaaten befand sich bereits in der vergangenen Woche allgemein unter Druck und verlor gegen nahezu alle wichtigen Währungen an Boden. Doch dieser Rückgang ließ sich keinem bestimmten Ereignis zuordnen, welches die letzte Runde einer Euro-Schwäche auslöste. Vielmehr liegt es nahe, dass der übergeordnete Druck sich weiterhin als Treiber erweist. Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank ist in Bewegung. Die EZB hat die Schotten für weitere geldpolitische Lockerung geöffnet, indem nicht nur der Zinssatzkorridor bis in den Negativbereich geöffnet und zielgerichtete Liquiditätsmaßnahmen (TLTROs) zur Verbesserung der Kreditbedingungen für klein- und mittelständische Unternehmen beschlossen wurden, sondern auch Vorbereitungsmaßnahmen für weitere unkonventionelle Schritte erfolgten. Die EZB könnte schon bald den Ankauf von forderungsbesicherten Wertpapiere (Asset Backed Securities, ABS) verkünden.
Europäische Zentralbank hat ihr Pulver noch nicht verschossen
Es ist jedoch davon auszugehen, dass die EZB vorerst noch stillhält, solange die Ängste um eine Schuldenkrise im Zaum gehalten werden, bis die Resultate des Bankenstresstests Ende Oktober vorliegen. Statt allerdings Vertrauen aufzubauen, könnte dieser Bankenstresstest jedoch weiteres Misstrauen wecken. Weitere expansive Schritte würden dann gerechtfertigt sein, wenn die Preissteigerung in der Eurozone zunehmend erodiert wird. Nachlassende Inflationserwartungen können als Zeichen eines schwächelnden Wachstums in der Eurozone gewertet werden und den Druck, dem sich der Euro gegenübersteht, intensivieren.
Einkaufsmanagerindizes und ifo-Index im Fokus
In dieser Woche werden die vorläufigen Juli-Einkaufsmanagerindizes aus Frankreich, Deutschland, Italien und der weiteren Eurozone im Vergleich zum Vormonat ein langsameres Wachstum aufzeigen. Auch der am Freitag veröffentlichte ifo-Geschäftsklimaindex sowie die Erwartungen an die gewerbliche Wirtschaft Deutschlands sind im Rückwärtsgang. Die Befürchtungen stärkerer Auswirkungen der Krisen in der Ukraine und im Nahen und Mittleren Osten auf die deutsche Wirtschaft sollten sich in einem Rückgang der zukünftigen Geschäftserwartungen widerspiegeln.
Ausblick für den Euro weiter schwach
Der heutige Fall auf ein neues Jahrestief eröffnet weiteres Abwärtspotenzial für den Euro. Der übergeordnete Trend ist seit Anfang Mai fallend, der Druck sollte vorerst auch nicht nachlassen. Als nächsten Widerstand sollte die Gemeinschaftswährung nun die Marke von 1,33 EUR/USD ins Visier nehmen. Erst im Fall einer Erholungsbewegung über die 1,37 EUR/USD könnte der Euro wieder an Stärke gewinnen.
Analyse geschrieben von Niall Delventhal, Marktanalyst von DailyFX.de