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Fed und EZB haben langsam & mutlos auf die Corona-Krise reagiert

Veröffentlicht am 17.04.2020, 13:23
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Niemand kann sich darüber beklagen, dass die US-Notenbank Fed nicht Billionen von Dollar in die heimische und globale Wirtschaft wirft, um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie zu bewältigen. Und es scheint im Moment genug zu sein, zusammen mit beispiellosen fiskalischen Anreizen und einer Verlangsamung der Infektionen an vielen Orten, um die Finanzmärkte zu stabilisieren und den Kreditfluss aufrechtzuerhalten.

Worüber man sich beklagen kann, ist jedoch, dass die geldpolitischen Entscheidungsträger der US-Zentralbank nicht früher und mutiger gehandelt haben. Die Protokolle der beiden Notsitzungen im März geben uns eine Vorstellung davon, warum dies nicht der Fall war.

Fed: Wo ist die Empathie?

Selbst bei der zweiten Videokonferenz am 15. März - als die Märkte zusammenbrachen, die Anleger in Panik gerieten und die Menschen bereits nicht mehr zur Arbeit gehen konnten, was den für die Geldpolitik entscheidenden Offenmarktausschuss (Federal Open Market Committee, FOMC) dazu veranlasste, den Leitzins um einen vollen Prozentpunkt auf 0 bis 0,25 Prozent zu senken, nachdem er ihn bereits am 3. März um einen halben Punkt verringert hatte - selbst zu diesem Zeitpunkt gab es diese erstaunliche Aussage:

"Einige Teilnehmer bemerkten, dass die geldpolitischen Maßnahmen des Ausschusses in Bezug auf den Leitzinskorridor und die Fed-Bilanz so interpretiert werden könnten, dass sie negative Nachrichten über die wirtschaftlichen Aussichten vermitteln."

Tatsächlich? Die Leute würden anfangen, sich über die wirtschaftlichen Aussichten Sorgen zu machen, weil die Fed die Zinsen um einen Prozentpunkt senkt, als die Notaufnahmen in den Krankenhäusern sich überfüllten und Ärzte mit den Beatmungsgeräten, die zur Verfügung standen, Gott spielten und entschieden, wer leben darf, während auf der gesamten Welt das Wirtschaftsleben zum Stillstand kam.

SPX Wochenchart

Die Entscheidungsträger in der Fed haben offensichtlich ein überhöhtes Gefühl für ihre eigene Bedeutung, wenn sie glauben, dass das, was sie angesichts eines wirtschaftlichen Tsunamis tun, einen Unterschied darin macht, wie ängstlich die Menschen sind. Was im letzten Protokoll fehlt, die in derselben trockenen bürokratischen Sprache aller Protokolle abgefasst sind, ist jedes Gefühl von Empathie.

Das Gleiche gilt für die Rede des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell am 9. April, in der die anderen Maßnahmen in ziemlich trockener Sprache hervorgehoben wurden, die die Fed als Kreditgeber der letzten Instanz ergriffen hat. Diese Maßnahmen sind alle nützlich und können im Gegensatz zur stockenden Umsetzung der Regierungsprogramme zur Unterstützung der Wirtschaft eine unmittelbarere Wirkung haben. Zumindest zeigte Powell menschliches Mitgefühl und zeigte seine Dankbarkeit gegenüber Beschäftigten an der Coronafront sowie bei den hart arbeitenden Mitarbeitern der Fed.

Die USA werden im Nachhinein dankbar sein, dass die Fed endlich eingeschritten ist, um Wirtschaft und Finanzmärkte zu unterstützen und vermutlich ähnliche Hilfen für die Erholung bereitstellen wird. Worüber die Marktteilnehmer vielleicht rätseln, ist, wofür sie soviel Zeit gebraucht haben und in welcher Art von Kokon die geldpolitischen Entscheidungsträger leben, dass sie zögern, alle Register zu ziehen, wenn es offensichtlich notwendig ist.

Der EZB fehlen mutige Persönlichkeiten

Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) war die Situation vielleicht noch schlimmer. Powell kann die 10 stimmberechtigten Mitglieder des FOMC viel einfacher auf Linie halten, als EZB-Präsidentin Christine Lagarde die 25 Mitglieder des EZB-Rates.

Nachdem Lagarde beim ersten Dringlichkeitstreffen der EZB am 12. März gepatzt hatte, indem sie nachlässig bemerkte, dass es nicht die Aufgabe der Zentralbank sei, die Spreads der Renditen von Staatsanleihen zu verringern, bemühte sie sich beim Treffen am 18. März, das Anleihekaufprogramm neu aufzulegen und drängte darauf zur Aufhebung der selbst auferlegten Beschränkungen für Käufe von einzelnen Emittenten, um bei Bedarf mehr Unterstützung geben zu können.

Dennoch zögerten "einige Mitglieder", das Fehlen von Grenzen zu kommunizieren. "Es wurde daran erinnert, dass diese Limits eine der Garantien waren, um sicherzustellen, dass der Bankrat innerhalb seines Mandats handelte", hieß es im Protokoll.

"Darüber hinaus schien es derzeit ausreichend Spielraum für die Entwicklung des Kauf-Universums zu geben, um eine vorzeitige Diskussion über eine mögliche Aufhebung dieser Limits zu vermeiden, was ein höheres Risiko für die Wahrnehmung bedeutet hätte, dass man zu einer Finanzierung durch Gelddrucken übergeht."

Es wurde aus zuverlässiger Quelle berichtet, dass Bundesbankpräsident Jens Weidmann und der niederländische Zentralbankpräsident Klaas Knot unter anderem zögerten. Es sind Deutschland und die Niederlande, die die Europäische Union auf politischer Ebene mit ihrer bornierten Weigerung, Schulden zu vergemeinschaften, auseinanderreißen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass dies die Länder sind, die die geldpolitische Reaktion der EZB behindern.

Die EZB hat das Limitproblem umgangen, indem sie die Neuanschaffungen von Anlagewerten in Höhe von 750 Mrd. EUR in eine spezielle Hülle, das Pandemienotkaufprogramm (Pandemic Emergency Purchase Program) gesteckt hat, das mehr Flexibilität als das übliche Programm bietet. Dies ermöglichte es Lagarde, vage über "keine Grenzen" für das Engagement der EZB für die Gemeinschaftswährung zu sprechen, in der offensichtlichen Hoffnung, dass dies mit der Bemerkung ihres Vorgängers Mario Draghi "whatever it takes" in die Geschichte eingehen wird.

Draghi seinerseits ergriff in der Financial Times mit einer Kolumne das Wort, die an die Empathie erinnert, die in den Protokollen der Fed und der EZB so fehlt, sowie einer radikalen Lösung für die Wirtschaft nach der Pandemie, die dem Begriff "keine Grenzen" Substanz verleiht. 

"Die Coronavirus-Pandemie ist eine menschliche Tragödie von potenziell biblischem Ausmaß", schrieb der ehemalige EZB-Präsident und geht mit „"enormen und unvermeidbaren wirtschaftlichen Kosten" einher. Um die Produktionskapazität zu schützen, die sonst bei einer Welle von Ausfällen verloren gehen würde, sagt Draghi, der im Gegensatz zu Powell und Lagarde ein ausgebildeter Ökonom und von Beruf Zentralbanker ist, dass die Regierungen die Ausfälle absorbieren und die Schulden effektiv abbauen müssen.

"Die Herausforderung, der wir uns stellen müssen, besteht darin, mit ausreichender Kraft und Geschwindigkeit zu handeln, um zu verhindern, dass sich die Rezession in eine anhaltende Depression verwandelt, die durch eine Vielzahl von Pleiten, die irreversible Schäden hinterlassen, vertieft würde", schrieb Draghi. 

Lagarde, doe den Internationalen Währungsfonds (IWF) während der gesamten Eurokrise zum Nutzen Deutschlands und Frankreichs und zum Nachteil Südeuropas führte, wies Draghis Vorschlag als "undenkbar" zurück und zeigte erneut das Fehlen mutiger Führung in der zweitwichtigsten Zentralbank der Welt. 

Es ist unwahrscheinlich, dass - zumindest auf europäischer Ebene - eine Reaktion von "ausreichender Stärke und Geschwindigkeit" kommt, angesichts eines EZB-Rats, der zum Jagen getragen werden muss, und dem zögerlichen Handeln führender EU-Politiker.

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