In der Geldpolitik gibt es derzeit drei Geschwindigkeiten. Den höchsten Gang legt derzeit die Bank of England ein, die am Donnerstag zum zweiten Mal in Folge ihren Leitzins um einen Viertelprozentpunkt anhob und damit nur an einem Zinsschritt um einen halben Prozentpunkt vorbeischrammte, als vier der neun Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses für eine stärkere Anhebung stimmten.
An zweiter Stelle steht die US-Notenbank Fed. Sie hat sich gewissermaßen dazu verpflichtet, die Zinsen im nächsten Monat anzuheben, wenn sie ihr Wertpapierkaufprogramm beendet und die Wiederanlage fällig werdender Anleihen im Laufe dieses Jahres einstellt.
Das Schlusslicht bildet die Europäische Zentralbank, deren Präsidentin Christine Lagarde endlich ihren unnachgiebigen Widerstand gegen die Inflationsbekämpfung aufgegeben und die Tür für eine Zinserhöhung irgendwann, vielleicht noch in diesem Jahr, geöffnet hat.
Unterdessen steigt die Inflation weiter an. In Großbritannien erreichte die jährliche Teuerungsrate im Dezember mit 5,4 % den höchsten Wert seit fast dreißig Jahren. Für April prognostiziert die Bank of England nun einen Höchststand von 7,25 %. Die Zentralbank kündigte außerdem an, dass sie im nächsten Monat mit dem Abbau ihres Anleiheportfolios beginnen und einen Teil ihrer Bestände in Höhe von 875 Milliarden Pfund (1,18 Billionen Dollar) nicht mehr reinvestieren wird.
In der Eurozone belief sich die Teuerung im Januar auf 5,1 % - so hoch wie noch nie im Euro-Raum -, verglichen mit 5 % im Vormonat und der Konsensprognose von nur 4,4 % für Januar. EZB-Präsidentin Christine Lagarde räumte auf ihrer Pressekonferenz nach der geldpolitischen Sitzung am Donnerstag das Inflationsrisiko ein:
"Im Vergleich zu unseren Erwartungen im Dezember sind die Risiken für die Inflationsaussichten nach oben gerichtet, insbesondere auf kurze Sicht. Sollte sich der Preisdruck in höheren als den erwarteten Lohnsteigerungen niederschlagen oder die Wirtschaft schneller zur vollen Kapazität zurückkehren, könnte die Inflation höher ausfallen."
Der Harvard-Ökonom Larry Summers rührte letzte Woche wieder die Inflationstrommel und lobte den schnelleren Kurswechsel der Fed zur Bekämpfung des Preisanstiegs, warnte aber davor, dass dies immer noch zu langsam geschehe. In einer Q&A-Runde mit The Harvard Gazette sagte Summers:
"Ich denke, je länger wir warten, bis wir uns in Bezug auf die Inflation klar und deutlich äußern, desto kostspieliger wird es letztendlich sein, die Inflation wieder aus dem System zu ringen. Je länger wir zögern, desto höher könnte die Inflation ausfallen, und je länger wir zögern, desto stärker könnten sich die Inflationserwartungen verfestigen."
Nach Ansicht des ehemaligen Finanzministers werden Zinserhöhungen um einen Viertelprozentpunkt nicht ausreichen, um das Inflationsproblem zu lösen. Er räumte ein, dass die derzeitige Situation beispiellos sei und es schwer sei, genau zu wissen, wie man vorgehen solle, und fügte hinzu: "Historisch gesehen war es notwendig, die Zinsen um mehrere hundert Basispunkte - mehrere Prozentpunkte - anzuheben, um die Inflation nachhaltig zu senken."
Fed-Speaker bremsen Spekulationen um Zinserhöhung um einen halben Prozentpunkt
Die Fed-Politiker unternehmen unterdessen den Versuch, die Spekulation über eine Erhöhung um einen halben Prozentpunkt im März zu entkräften. Der Chef der Philadelphia Fed, Patrick Harker, sagte, er sei nicht davon überzeugt, dass eine Anhebung um 50 Basispunkte erforderlich sei. Um einen so großen Zinsschritt zu rechtfertigen, so Harker bei Bloomberg Television, bedürfe es eines "ziemlich signifikanten Anstiegs der Inflation, gemessen an dem, was wir jetzt haben".
Die Chefin der Fed von San Francisco, Mary Daly, sagte, sie würde eine Anhebung um einen Viertelpunkt im März befürworten, aber jede weitere Maßnahme müsse von den Daten abhängen. Sie sprach sich für eine allmähliche Straffung der Geldpolitik aus, um die US-Konjunktur nicht aus dem Tritt zu bringen.
Der Leiter der Atlanta Fed, Raphael Bostic, rückte zügig von seinen Äußerungen ab, wonach eine Anhebung um einen halben Prozentpunkt eine Option sei, und stellte klar, dass dies nicht seine "bevorzugte Vorgehensweise bei der nächsten Sitzung" sei. Er geht nach wie vor von drei Anhebungen um je einen Viertelprozentpunkt in diesem Jahr aus, sagte er in einem Interview mit Yahoo Finance.
Mit der Veröffentlichung des Verbraucherpreisindex am Donnerstag könnten sie ihre Meinung jedoch ändern, denn die Schätzungen gehen davon aus, dass die Gesamtrate im Januar im Jahresvergleich auf 7,3 % gestiegen ist, während die Kerninflation ohne Lebensmittel und Energiekosten immer noch bei stolzen 5,9 % liegen dürfte.
Michelle Bowman ist das einzige Mitglied des in Washington ansässigen Gouverneursrats, das sich in dieser Woche zu Wort meldet. Der Bankenausschuss des Senats stimmt derweil am 15. Februar über die Nominierung des Vorsitzenden Jerome Powell für eine zweite Amtszeit und die Beförderung von Lael Brainard zur stellvertretenden Fed-Chefin ab.
Ausschussvorsitzender Sherrod Brown hat für diesen Tag auch die Abstimmungen für drei neue Mitglieder des Ausschusses angesetzt.