Der schärfer werdende Machtkampf zwischen Republikanern und Demokraten hätte Christopher Wallers Ernennung in den Gouverneursrat der Federal Reserve beinahe torpediert, aber der Chefökonom der St. Louis Fed kam mit 48-47 Stimmen gerade so durch die Bestätigung des Senats, der knappsten Abstimmung seit Jahrzehnten, wenn nicht aller Zeiten.
Eine andere ausstehende Kandidatin, die Wirtschaftswissenschaftlerin Judy Shelton, wird wahrscheinlich nicht so viel Glück haben. Die Fronten bei Wallers Bestätigung verliefen den Parteigrenzen entlang - nur der Senator von Kentucky, Rand Paul, stimmte mit den Demokraten gegen ihn - aber Shelton sieht sich der Opposition von mindestens drei Republikanern gegenüber.
Niemand hat ernsthaft Zweifel daran, dass Waller qualifiziert ist, um Teil des Fed-Führungszirkels zu werden. Bevor er 2009 zur Regionalbank St. Louis kam, war er Leiter der Wirtschaftsabteilung der Universität von Notre Dame. Seine Nominierung wurde letzten Sommer mit 18 zu 7 Stimmen aus dem Ausschuss beschlossen, als fünf von zwölf Demokraten im Gremium sich der republikanischen Mehrheit anschlossen.
Fed-Ernennungen sollten in der Regel keine großen Kontroversen hervorrufen, aber die Senatsdemokraten wollten Präsident Donald Trump auf seinem Weg zum Ausgang keinen politischen Sieg gönnen. So wie es ist, hat Trump vier der sechs aktiven Gouverneure ernannt und den von Obama ernannten Jerome Powell zum Vorsitzenden gemacht.
Sofern der republikanische Mehrheitsführer des Senats, Mitch McConnell, kein Kaninchen aus dem Hut ziehen und Sheltons Bestätigung durchdrücken kann, wird Joe Biden nach seinem Amtsantritt am 20. Januar den siebten Gouverneur ernennen können.
Geldpolitik bleibt von Wallers Berufung unberührt
Keines dieser Manöver dürfte sich auf die Geldpolitik auswirken, aber die Anleger werden die zunehmende Politisierung der Fed-Ernennungen zur Kenntnis nehmen. Nicht nur die politische Kluft in Washington hat sich vergrößert und vertieft, auch die Art von Respekt die Alan Greenspan noch genoss, dessen mehr als 18-jährige Amtszeit als Fed-Vorsitzender in einer Finanzkrise mündete, hat die Senatoren möglicherweise vorsichtiger gemacht, diese Ernennungen einfach durchzuwinken.
Die Abgeordneten hatten letzte Woche Powell und Finanzminister Steven Mnuchin vorgeladen, vor beiden Häusern des Kongresses über die Notkreditprogramme der Fed auszusagen, mit denen den Auswirkungen der Covid-19-Sperren begegnet werden soll. Im Mittelpunkt stand Mnuchin, der einseitig beschlossen hatte, die Programme auslaufen zu lassen, aber der öffentliche Auftritt gab Powell die Gelegenheit, seine Standardwarnung über den unsicheren Verlauf der Wirtschaft in der Pandemie zu wiederholen.
Die Programme, die Mnuchin eingestellt hatte, wurden nicht wirklich genutzt, aber die Fed geriet erneut in ein politisches Kreuzfeuer, als die Demokraten die Kreditlinien als wesentliche Instrumente für eine Biden-Administration zur Bewältigung der Krise darstellten.
Im Hinblick auf die tatsächliche Geldpolitik gibt es inzwischen einige Zweifel daran, ob die Fed ihr Programm zum Kauf von Vermögenswerten auf der Sitzung des Offenmarktausschusses (Federal Open Market Committee, FOMC) vom 15. bis 16. Dezember erheblich abändern wird.
Dallas Fed Chef Robert Kaplan hat möglicherweise das letzte Wort, wenn die Notenbanker vor dem Treffen ihre Blackout-Period beginnen. In zwei Interviews letzte Woche sagte Kaplan, der dieses Jahr ein stimmberechtigtes Mitglied im FOMC ist, er würde sich gegen Änderungen am Programm aussprechen, obwohl er die US-Wirtschaft für einige Monate in schwierigem Fahrwasser sieht.
"Ich bin mir unsicher, ob eine Erhöhung der Größe oder eine Verlagerung auf längere Laufzeiten der Anleihekäufe dazu beitragen würde, die Situation zu bessern, die mir für die nächsten drei oder sechs Monaten Sorgen bereitet", sagte er gegenüber CNBC.
In einem separaten Interview mit dem Wall Street Journal meinte Kaplan, der Ausschuss müsse die zeitliche Komponente der Käufe von Vermögenswerten berücksichtigen. Aber bis die Einführung der Impfstoffe die Situation klarer macht, würde er lieber mit Änderungen abwarten.
"Dann müssen wir uns überlegen, wie wir die Zusammensetzung und den Umfang unserer Anlagenkäufe verringern oder kommunizieren wollen", sagte er.
"Aber ich denke, während wir uns in den Klauen dieser Pandemie befinden, besteht keine Eile dazu."
Es ist nicht sicher, ob Waller rechtzeitig im Amt installiert wird, um als stimmberechtigtes Mitglied an den Sitzungen des Offenmarktausschusses teilzunehmen. In jedem Fall hat er in seiner derzeitigen Funktion regelmäßig an den FOMC-Sitzungen teilgenommen, sodass sein Denken wahrscheinlich im Einklang mit dem Konsens steht.