Seit Jahresbeginn sind die Zinsen von Staatsanleihen sowohl in der Eurozone als auch in den USA relativ deutlich angestiegen. Am Mittwoch steht die Entwicklung bei Inflation und Zinsen im Fokus der Anleger bei der Sitzung der US-Notenbank. Wir stellen die Einschätzung von Carsten Mumm, Privatbank Donner & Reuschel für die Südseiten der Börse München vor.
Bei zehn Jahren Restlaufzeit zog die Rendite der US-Treasuries von gut 0,90 Prozent p.a. auf zuletzt über 1,60 Prozent p.a. an. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen hingegen stieg nur um etwa 35 Basispunkte von -0,57 auf -0,23 Prozent p.a. Ende Februar. Seit März ging es allerdings wieder bergab bis auf aktuell -0,34 Prozent p.a.
Es kommt auf die Fed an
Während der Renditeanstieg dies- und jenseits des Atlantiks vor allem auf steigende Inflationsperspektiven zurückzuführen ist, hat die EZB vergangene Woche verbal einen Zinsdeckel angedeutet. So wurde die Ankündigung erweiterter Anleihekäufe im 2. Quartal zumindest interpretiert. In dieser Woche richten sich die Blicke auf den Zinsentscheid der US-Notenbank Fed. Zwar ist mit keiner Anpassung der Leitzinsen zu rechnen, doch könnte Fed-Chef Jerome Powell die Kurse von Anleihen, Aktien und US-Dollar bewegen. Sollte er eine anhaltend positive Wirtschaftsentwicklung mit entsprechend weiter steigenden Inflationsraten prognostizieren, dürften Zinsen bei längeren Laufzeiten weiter anziehen, die Kurse vor allem von Technologieaktien erneut verlieren und der US-Dollar zulegen.
Ein Balanceakt
Fraglich ist, ob Powell ähnlich wie EZB-Präsidentin Lagarde versuchen wird, den Zinsanstieg verbal zu begrenzen. Zumindest dürfte er wie gewohnt auf die weiter bestehenden hohen Risiken angesichts der Corona-Krise hinweisen. Andererseits befeuert das jüngst verabschiedete 1,9 Billionen US-Dollar schwere Konjunkturpaket der Regierung Biden die ohnehin dynamische US-Wirtschaft weiter. Es dürfte ein Balanceakt Powells werden.