Die London Metal Exchange (LME) prüft einem Reuters-Bericht zufolge Hongkong als Standort für die Erweiterung ihres globalen Metalllagernetzwerks. Das eigentliche Ziel der LME ist dabei jedoch Festland-China.
Ganz neu sind die Pläne zur Errichtung eines Lagerhausnetzwerkes in China für die Lagerung von an der LME gehandeltem Metall nicht. Dieser Schritt steht vielmehr seit der Übernahme der LMW durch Hongkong Exchanges and Clearing für 2,2 Mrd. USD im Jahr 2012 auf dem Plan. China ist der weltweit größte Verbraucher von Industriemetallen und für die LME damit ein denkbar interessanter Markt.
Lagerhäuser in Hongkong für besseren Zugang zum chinesischen Markt
Bereits im Dezember hatte die LME Interesse an Hongkong als Ort für die Lagerung von Industriemetallen gezeigt – vor allem als Alternative zum chinesischen Festland. "Rund zehn inländische und regionale LME-Marktteilnehmer" hätten damals ihr Interesse an einem solchen Schritt gegenüber der LME oder der HKEMCA (Hong Kong Energy, Mining and Commodities Association) bekundet, verlautete die Börse damals.
Die Londoner sehen Lücken im eigenen Liefernetzwerk, die vor allem für chinesische Kunden von Nachteil seien. "Ein LME-Lagerhaus in Hongkong könnte als Schaufenster für eine vertiefte Zusammenarbeit zwischen Festlandchina und Hongkong gesehen werden", wird deshalb an der Themse kalkuliert. Hongkong könne die Lücken schließen.
Möglicherweise fürchtet die LME, über kurz oder lang von der Konkurrenz ersetzt zu werden, wenn die eigenen Strukturen im wichtigsten Rohstoffland China nicht hinreichend ausgebaut sind. Als im Zuge der Nickel Chaostage die Kritik an der Börse wuchs, wurde eine Kooperation mit der Qianhai Mercantile Exchange (QME) im Handel mit niedrigeren Nickelqualitäten gestartet, die zur selben Muttergesellschaft gehört. Dies war auch eine vorauseilende Reaktion auf neu an den Markt tretende Börsen wie Abaxx Commodities Exchange in Singapur.
Vor allem aber geht es der LME um Reichweite – die für die meisten Kunden wichtigste Eigenschaft und die für die Konkurrenz höchste Markteintrittsbarriere. "Die LME arbeitet aktiv mit Industrieteilnehmern auf der ganzen Welt zusammen, um sicherzustellen, dass das LME-Lagernetzwerk weiterhin ein Maximum an globaler Konnektivität bietet", heißt es deshalb in London.
Einen genauen Zeitplan gibt es offenbar noch nicht – dafür einige offene Fragen. So gilt es etwa, mit Chinas wachsendem Einfluss auf ausländische Firmen in Hongkong und dem Widerstand dagegen umzugehen. "Die LME sieht dies als potenzielles Tor nach China, aber die politische Situation ist nicht gesund, die Leute wollen nicht in Hongkong investieren. Es ist de facto China", sagt etwa eine der Quellen im Reuters-Bericht.
Die Behörden in Hongkong wiederum bräuchten grünes Licht aus China. Dort gilt die LME aber im Wesentlichen als Konkurrenz zur Shanghai Futures Exchange (ShFE). An diesem (und der Unterstützung aus Politik und Regulierung) sind bisherige Versuche zur Erweiterung des Lagernetzwerks bislang abgeprallt.
Neue LME-Kontrakte auf Basis von Shanghai-Preisen?
Hier könnten sich jedoch Schnittmengen und Synergien ergeben. Die ShFE prüft die Ausweitung ihres Metalllagernetzes außerhalb Chinas, während die LME die Einführung neuer Metallkontrakte plant, die auf den Preisen der Shanghai Exchange basieren.
Ein weiterer Kritikpunkt am Standort Hongkong betrifft die Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit von Lagerraum in Hongkong. Hier könnte potenziell das Vierfache der Höchstmiete anfallen, die Lagerhäuser im LME-System bislang verlangen können – für Aluminium, Kupfer, Zink und Nickel etwa 50 US-Cent pro Tonne.
Die LME geht jedenfalls davon aus, dass die Lagerhausmieten von der Regierung in Hongkong subventioniert werden müssten, "um eine wirtschaftlich tragfähige Option zu sein". Die dortige Regierung könnte noch weitere Unterstützung leisten – etwa, in dem LME-Metall einen "beschleunigten" Zollstatus über die Grenze zum Festland erhält.
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