Highlights
■ Bunds reagieren weiterhin untypisch: Trotz Entspannung Rückgang der Renditen
■ Draghi-Rede wird dahingehend gedeutet, dass Staatsanleiheankäufe aufgestockt werden könnten
■ Merkel gibt heute Regierungserklärung ab und bereitet damit den Grund für die Verhandlungslinie beim EU-Gipfel in der kommenden Woche
Markttechnik
Der Bund Future hat mit einem Schlag die Verluste von vier Tagen wieder aufgeholt. Der Stochastik-Indikator gibt ein schwaches Kaufsignal, während MACD und RSI neutral bleiben. Den nächsten Widerstand sehen wir bei 135.54.
MACD-Analyse
Der MACD-Indikator nähert sich einem Kaufsignal.
RSI-Analyse
Der 14-Tage RSI bewegt sich im neutralen Bereich.
Marktkommentar
Die US-Renditen versuchten gestern, die schwachen Konjunkturdaten aus China, den überraschend deutlichen Anstieg des ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe sowie die Rede von EZBChef Draghi (siehe unten) zu verarbeiten. Heraus kam ein zunächst sehr verhaltener Start der
zehnjährigen Renditen, gefolgt von einem recht deutlichen Anstieg um rund 10 bp auf 2,14%. Dieses Niveau konnte jedoch nicht gehalten werden, zumal die Aktienmärkte nicht mitspielen wollten und größtenteils im negativen Terrain landeten. Heute stehen wieder die monatlichen Arbeitsmarktdaten
auf der Agenda. Die ADP-Daten deuten darauf hin, dass der Beschäftigungszuwachs recht ordentlich ausgefallen sein könnte. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung sind zuletzt allerdings wieder gestiegen, so dass die Payroll-Konsensschätzung von moderaten 150.000 zusätzlichen Beschäftigten auch unserer Erwartung entspricht. Die Reden der Fed-Mitglieder Fisher, Plosser (beide stimmberechtigt) und Rosengren (nicht stimmberechtigt) sollten
auf weitere Hinweise abgeklopft werden, ob und in welcher Form die Fed am 13. Dezember ihre Geldpolitik nochmals lockert. Vizepräsidentin Yellen hatte zuletzt angedeutet, dass eine Lockerungüber mehr Informationen in Bezug auf den künftigen Zinspfad geschehen könne. Die derzeit positiven
Aktienfutures deuten auf eine positive Grundstimmung hin, die sich, unterstützt von den Konjunkturdaten und von Hoffnungen über weitere Schritte zu Stabilisierung der Eurozone (der nächste EU-Gipfel steht vor der Tür) in steigenden Renditen niederschlagen sollte.
Die zehnjährigen Bund-Renditen sind gestern um rund 10 bp auf 2,18% gefallen. Ein weiteres Mal reagieren die Bunds damit untypisch. Denn die Stimmung war gestern gut: Frankreich emittierte Anleihen mit verschiedenen Laufzeiten im Volumen von 4,3 Mrd. EUR und stand dabei einer Nachfrage
von 12 Mrd. EUR gegenüber. Spanischen Anleihen zeigten sich die Investoren ebenfalls aufgeschlossen gegenüber, so dass das emittierte Volumen von 3,8 Mrd. EUR mehr als zwei Mal überzeichnet war. Entsprechend gingen die Risikoaufschläge zurück. Und bei den Bunds? Sind dort auch die Risikoaufschläge zurückgegangen? Ganz ausschließen kann man das nicht, wenngleich wir es noch für zu früh halten, von einem nachhaltigen Paradigmen-Wechsel zu sprechen. In jedem Fall erfasst viele Investoren wieder die Hoffnung, dass es beim nächsten EU-Gipfel am 9. Dezember zu weitreichenden Entscheidungen kommen könnte. Gestern deutete der französische Präsident Sarkozy an, wohin die Reise seiner Meinung nach gehen sollte: Mehr fiskalische Integration. Darunter versteht Sarkozy im Einvernehmen mit Bundeskanzlerin Merkel u.a. eine stärkere
Kontrolle der nationalen Budgets sowie schärfere und automatisch greifende Strafen für Budgetsünder. (In Bezug auf Letzteres hat der Sachverständigenrat einen interessanten Vorschlag gemacht:
Staaten sollten im Vorhinein eine Steuer bestimmen, die im Fall der Nicht-Einhaltung der Budgetregeln automatisch erhöht wird.) Heute wird Frau Merkel eine Regierungserklärung abgeben. Die interessante Frage wird sein, ob sich daraus für den Gipfel eine gemeinsame Erklärung wird formulieren lassen, die immer noch genügend Substanz hat. Am Anfang nächster Wochen wollen die beiden Staatschefs angeblich eine gemeinsame Verhandlungslinie festlegen. Angelsächsische Zeitungen bemühen sich jedenfalls die angedachten Reformen zu mehr Fiskaldisziplin in einen Zusammenhang mit der Rede von EZB-Chef Draghi zu setzen, die dieser gestern vor dem Parlament in Brüssel gehalten hat. Draghi hatte dort einen Fiskalpakt gefordert, was dahingehend gedeutet wurde, dass die EZB bereit wäre, in einem umfassenderen Ausmaß Staatsanleihen zu kaufen, wenn auf dem EU-Gipfel ein Fiskalpakt beschlossen würde (wie auch immer der dann aussehen würde). Draghi hat auf seiner Rede jedoch auch klar gestellt, dass die Politiker von der EZB nicht Dinge verlangen sollten, die nicht im Vertrag stehen. Darüber hinaus deutete er an, dass die EZB bereit sein könne, Banken mit längerfristigen Refinanzierungsmitteln auszustatten und eine
Lockerung bei den Standards für Sicherheiten („wir sind uns der … Probleme an den Funding Märkten und der Knappheit von Sicherheiten bewusst“) zu beschließen. Die heutige Stimmungslage sollte eher freundlich sein. Wir gehen davon aus, dass sich dies in moderat steigenden Bund-
Renditen niederschlagen wird.
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