Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1676 (05:58 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1667 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.18. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128.64. EUR-CHF oszilliert bei 1,0740.
An den Finanzmärkten kommt es zu interessanten Konstellationen
An den westlichen Aktienmärkten dominierten in den letzten 24 Stunden weit überwiegend Gewinnmitnahmen. Das wurde auch auf die Veröffentlichung des Protokoll des Offenmarktausschusses (FOMC) zurückgeführt. Dabei lieferte das Protokoll keine Neuigkeiten. Erwartungsgemäß nahmen die Diskussionen über ein Herunterfahren der quantitativen Maßnahmen im FOMC zu. Im Fokus dieser Diskussionen standen ein Zeitplan, das Tempo und die Ausgestaltung der Reduktionen der Konjunkturhilfen.
Festgestellt wurde, dass das Ziel der Zentralbankpolitik bei der Beschäftigung noch nicht erreicht sei, aber zeitnah erreicht werden könnte. Konjunkturelle Zuversicht ist im Gremium ausgeprägt. Es wurde die Wiederholung einer Wiederholung vorgelegt.
Fakt ist, dass die USA ein Niedrigzinsregime benötigen, wie ein Verdurstender Wasser in der Wüste. Hängt der Rückzug der USA aus Afghanistan unter Umständen auch mit den absehbaren Finanzierungskosten der Billionen schweren US-Wirtschaftsprogramme zusammen? Wollen die USA die konsumtiven Kosten dieser Missionen nicht länger tragen oder erkennen sie, dass sie sie nicht mehr tragen können? Werden unter Biden unter Umständen mehr Trump-Inhalte realisiert, als es dem Mainstream bewusst ist?
An der Zinsfront läuft alles in Richtung niedriger Kapitalmarktzinsen. 10-jährige US-Staatsanleihen rentieren mit 1,26%, 10-jährige Bunds mit -0,48%. Der USD gewinnt trotz des US-Debakels gegenüber Hauptwährungen und edlen Metallen. Geopolitische Schwäche wird an den Devisenmärkten honoriert! „Chapeau“!
Kontinentaleuropa in gutem Fahrwasser!
Zuletzt überzeugten die BIP- und die Beschäftigungsdaten aus der Eurozone. Deutlich wird, dass die früheren Problemländer wie Italien oder Frankreich neben Spanien und Portugal zu Wachstumstreibern wurden und werden. Wo sind nur die ganzen Weltuntergangspropheten, die diese Entwicklung in der Krise (2010 - 2015) kategorisch ausschlossen, geblieben? Es war recht einsam um mich in dieser Zeit, sowohl medial als auch politisch.
Deutschland bleibt stark, fällt jedoch mangels Reformpolitik (Aristoteles) in den letzten 16 Jahren unter Kanzlerin Merkel zurück. Wer berät die deutsche politische Führung? Geht es in Berlin um die Sache, um unser deutsches und europäisches Interesse oder um "political correctness", die per Definition inkorrekt ist?
Die deutsche Industrie ist trotz der Politik erfolgreich, nicht wegen der Politik. Denn es ist der Mittelstand, der Deutschland voranbringt. Wir stehen vor Wahlen. Welche Partei setzt sich für Mittelstandspolitik ein und stärkt damit unsere Stärken. Welche Parteien sägen an diesem Ast, an dem auch das Wohl und Wehe des Sozialstaats und das Potential für grüne Politik hängen? Welche Parteien stehen für Ideologien, die uns noch nie nützten, welche für Pragmatismus, der uns immer stark machte? Welche Farben verheißen Zukunft? Rot, rot, grün? Schwarz? Oder vielleicht "liberal"?
Die deutsche Wirtschaft läuft zunächst rund. Nichts geht in dieser Welt ohne Chemie. Hier sind wir gut aufgestellt. Laut VCI steuert die deutsche Chemiebranche auf einen Umsatzrekord zu (Umsatzplus 23% im 2. Quartal).
Der ganze industrielle Sektor läuft. Das Auftragspolster der deutschen Industrie markierte per Juni einen neuen Rekordwert in der bis 2015 zurückgehenden Historie. Es ergab sich laut Statistischem Bundesamt ein Anstieg um 2,8% im Monatsvergleich. Seit Juni 2020 kommt es latent zu Zunahmen. Das Inland orderte im Monatsvergleich 4% mehr, während die Bestellungen des Auslands um 2,2% zulegten. Im Vergleich zum Februar 2020 - dem Monat vor Beginn der Corona-Einschränkungen - liegt der Auftragsbestand 17,0% höher. Die Reichweite des Auftragspolster liegt bei 7 Monaten unter Unterstellung einer gleichbleibenden Produktion.
Afghanistan: Ein "must hear"!
Die Führung der Taliban ist weiter bemüht, zu belegen, dass nicht Hass und Rache die zukünftige Politik bestimmen werden, sondern ein Politikstil, der sehr viel versöhnlicher ausfällt, als von weiten Teilen des Westens unterstellt. Diesbezüglich wollen die Taliban beispielsweise afghanische Soldaten in die neue Armee integrieren. Der Chef der britischen Armee Carter reagierte in einem Interview mit BBC positiv. Er forderte westliche Geduld ein, da die Taliban 2021 mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mit den Taliban 1996-2001 vergleichbar seien.
Wer an substanzieller Information zu diesem Themenkomplex interessiert ist, sollte sich für nachfolgende Einlassungen von Herrn Michael Lüders Zeit nehmen (43 Minuten). Das empfehlen wir auch Berlin und Brüssel. Hier wird intellektuelles Profil auf Niveau von Peter Scholl-Latour geliefert. Es ist ein "must hear"! (Link) Ich bedanke mich für den Hinweis bei Frau G. und Herrn E.!
Gestern hatten wir das Thema Opium im Kontext Afghanistan aufgegriffen. Angeblich wollen die Taliban Drogen bekämpfen. Das klingt gut und kann viele Seelen retten.
Vor diesem Hintergrund macht es Sinn, sich mit der Opium-Produktion Afghanistans in der jüngeren Geschichte zu befassen. Das Statistische Bundesamt kommt uns hier zur Hilfe. Aus der Statistik lassen sich folgende Daten extrahieren:
- Durchschnitt 1990 - 2001 pro Jahr 1.842 Tonnen Opium (vor USA Intervention)
- Durchschnitt 2002 - 2020 pro Jahr 5.150 Tonnen Opium (unter US-Führung)
Hier wird klar, dass erst unter US-Führung das "Opium-Paradies" Afghanistan etabliert wurde. Heißt das, dass man den Ankündigungen der Taliban blind glauben sollte? Nein, aber man sollte auch nicht in arroganter Manier diesen Ansatz kleinreden.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Die Erholung im Jahr 2020 nach dem ersten global verfügten Lockdown (Basiseffekte) und Relativitätsgrundsätze bei Stimmungsindikatoren werden in den kommenden Monaten dafür sorgen, dass die hohen Wachstumszahlen als auch hohe Indexstände bei Stimmungsindikatoren keinen Bestand haben können.
Eurozone: Kernrate entspannt sich weiter
Die Verbraucherpreise gingen per Juli im Monatsvergleich laut finaler Berechnung um 0,1% zurück (Prognose -0,1%, Vormonatswert 0,3%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 2,2% (Prognose 2,2%, Vormonatswert 1,9%). Die Kernrate sank im Monatsvergleich um 0,4% (Prognose und vorläufiger Wert -0,4%). Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 0,7% (Prognose und vorläufiger Wert 0,7%) nach zuvor 0,90%. Die Bauleistung sank per Juni im Monatsvergleich um 1,72% nach zuvor -0,36% (revidiert von 0,90%).
UK: Entspannung bei der Preisinflation
Die Verbraucherpreise waren per Juli im Monatsvergleich unverändert (Prognose 0,2%) nach zuvor 0,5%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2,0% (Prognose 2,3%) nach zuvor 2,5%. Die Kernrate fiel im Jahresvergleich von zuvor 2,3% auf 1,9% (Prognose 2,1%).
USA: Enttäuschende Neubaubeginne
Die Neubaubeginne sanken laut annualisierter Darstellung per Juli von zuvor 1,650 Mio. (revidiert von 1,643 Mio.) auf 1,534 Mio. Objekte (Prognose 1,600 Mio.). Die Baugenehmigungen legten dagegen von 1,594 auf 1,635 Mio. zu (Prognose 1,6100 Mio.).
Japan: Reuters Tankan per August mit positiven Entwicklungen
- Reuters Tankan Verarbeitendes Gewerbe: 33 nach zuvor 25 Punkten
- Reuters Tankan Dienstleistungssektor: 5 nach zuvor -3 Punkten
Russland: Erzeugerpreise weiter sehr hoch
Die Erzeugerpreise stiegen per Juli im Monatsvergleich um 2,6% nach zuvor 2,9%. Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 28,1% nach zuvor 31,1%.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1900 - 1.1930 negiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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