Australien bietet sich Europa als Rohstofflieferant an. Neben Down Under könnten auch weitere Länder zu sichern Lieferketten beitragen. Die Politik hat jedoch wichtige Freihandelsabkommen zu lange verschlafen.
Australien will mehr Rohstoffe liefern
Der australische Handelsminister Don Farrell weilte vor wenigen Tagen in Europa. Sein Ziel: Er will Australien als Handelspartner für wichtige Rohstofflieferungen ins Spiel bringen und das Freihandelsabkommen mit der EU voranbringen.
In einem Interview mit dem „Handelsblatt“ in der australischen Botschaft in Berlin betonte Farrell die Vorzüge Australiens als Handelspartner. „Wenn Sie Seltene Erden wollen, können Sie nach China gehen, aber Sie können auch nach Australien kommen“.
Tatsächlich lagern in Australien große Mengen Rohstoffe, wie ein Blick auf die Informationen der Deutschen Rohstoffagentur (eine Abteilung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe) zeigt.
Demnach verfügte Australien 2015 über die weltweit größten Reserven an Eisenerz, Blei, Zink, Nickel, Tantal und Gold sowie an Rutil und Zirkon. Außerdem lagern dort die zweit- und drittgrößten Reserven der Welt an Bauxit, Kupfer, Kobalt, Ilmenit, Tantal, Silber und Seltenen Erden.
Farrell traf sich anlässlich seines Besuchs in Deutschland mit Wirtschaftsminister Robert Habeck. Beide tauschten sich einer gemeinsamen Pressemitteilung zufolge „über zentrale Aspekte der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen“ aus. Schwerpunkte des Gesprächs lagen demnach beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft und bei Rohstoffen.
Habeck betonte, sich für einen baldigen Abschluss der Verhandlungen zwischen der EU und Australien über ein Freihandelsabkommen einsetzen zu wollen. Ein solches Abkommen „würde unsere Wirtschaftsbeziehungen weiter stärken sowie deutschen und australischen Unternehmen den Zugang zu zukunftsweisenden Märkten erleichtern.“
Farrell betonte, dass Australien ähnlich wie die EU hohe Klimaschutzziele anstrebe und diese auch in das Freihandelsabkommen einfließen sollten. Australiens „hochwertige und verantwortliche Infrastruktur zum Abbau von Rohstoffen“ könne die Klimaziele der EU unterstützen.
Neu ist das Thema allerdings nicht. Bereits seit 2018 verhandeln die EU und Australien über das Abkommen.
CETA nach fünf Jahren ratifiziert
Wie lange es von Verhandlungen bis zum Inkrafttreten eines Abkommens dauern kann, zeigt das Beispiel CETA. Erst im Dezember stimmte der Bundestag (mit fünfjähriger Verzögerung) dem Freiheitsabkommen der EU mit Kanada zu. Seit 2017 war das Abkommen lediglich vorläufig in Kraft.
Endgültig in Kraft treten kann das Abkommen erst, wenn alle 27 EU-Mitgliedsstaaten zustimmen. Mit dem Abkommen entfallen für 98 % aller zwischen der EU und Kanada gehandelten Waren sämtliche Zölle.
Der Präsident des Industrieverbandes BDI, Siegfried Russwurm, forderte in diesem Zusammenhang, dass nun neuer Schwung in die Handelspolitik kommen müsse. Deutschland und die EU bräuchten offene Märkte – gerade in Zeiten des zunehmenden Protektionismus.
Auch VDA-Präsidentin Hildegard Müller forderte den Ausbau und die Intensivierung der Zusammenarbeit mit anderen Ländern. So brauche es mehr Investitions- und Handelsabkommen und mehr Energie- und Rohstoffpartnerschaften.
Der Chemieverband VCI verwies auf andere potentielle Partner wie die Mercosur-Staaten und betonte, CETA sollte lediglich ein erster Schritt sein.
Mercosur bleibt in der Schwebe
2019 wurde nach fast 20 Jahre andauernden Verhandlungen auch eine Einigung mit den Mercosur-Staaten erzielt. Das Abkommen befindet sich jedoch noch in der juristischen Prüfung muss noch durch EU-Rat und EU-Parlament abgesegnet werden. Erst danach kann der Ratifizierungsprozess auf nationaler Ebene starten. Die Wirtschaft hofft, dass der ins Stocken geratene Prozess 2023 wieder an Fahrt aufnimmt.
Mit dem Abkommen würde die weltweit größte Freihandelszone mit mehr als 770 Millionen Einwohnern entstehen. Mercosur-Staaten sind Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. Insbesondere in Argentinien gibt es auch viele kritische Rohstoffe.
So forciert der australische Lithium-Developer Galan Lithium (ASX:GLN) Ltd. (ASX: GLN; WKN: A2N4CD; ISIN: AU0000021461) im argentinischen Hochland das Projekt Hombre Muerto. Hier gibt es weltweit einzigartige Vorkommen für Lithium Soleprojekte.
Durch den Abschluss von Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten einerseits und der EU und Australien andererseits könnten so positionierte Explorationsgesellschaften sich ruckartig einem sehr viel offeneren Markt gegenübersehen.