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Geologe vs. Fondsmanager: Ersetzt KI bald die Feldarbeit?

Veröffentlicht am 25.09.2023, 08:15
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Bei vielen Rohstoffen drohen langfristige Versorgungsengpässe. Kupfer etwa wird in großem Stil für die Energiewende benötigt, die Nachfrage steigt deutlich. Gleichzeitig sinkt das Angebot, weil die Erzgehalte in bestehenden Minen abfallen und neue Projekte immer schwieriger zu erschließen sind.

In gewisser Hinsicht bräuchte es also einen technologischen Schub für mehr Angebot. Passend zum aktuellen Schlagzeilenaufkommen könnte die Frage also lauten: Kann Künstliche Intelligenz Rohstoffvorkommen besser erschließen als Geologen?

"Geologe aus dem 18. Jahrhundert würde sich heute zuhause fühlen"

Der Geologe und Bergbauanalyst James Cooper greift in einem aktuellen Beitrag einen Kommentar des New Yorker Fondsmanagers Goehring & Rozencwajg (G&R) auf. Dieser sieht im "archaischen Bereich" der Mineralienexploration viel Raum für Innovationen.

 "Im Gegensatz zur Öl- und Gasindustrie, die in den letzten 70 Jahren erhebliche Fortschritte in der Explorationstechnologie gemacht hat, ist die Bergbauindustrie weitgehend auf Technologien angewiesen, die seit hunderten von Jahren verwendet werden", spart G&R nicht mit Kritik.

Geologen gingen "mit einem Spitzhammer und einem Probenbeutel an der Oberfläche entlang" und suchten "nach Felsvorsprüngen und Bodenveränderungen". Ein Geologe aus dem 18. Jahrhundert könne sich heute "wie zu Hause fühlen". Aufgrund des Einsatzes dieser "primitiven Techniken" liege es nahe, dass sich "die meisten bedeutenden Lagerstätten immer noch einigermaßen nahe der Oberfläche befinden".

Ein Mangel an Technologie beschränke die Bergbauindustrie auf das, was "visuell nahe der Oberfläche gefunden" werden könne. Dass es auch anders gehe, zeige ein Blick in den Energiesektor: Die Öl- und Gasindustrie habe Explorationswerkzeuge entwickelt, um tief in die Erdkruste zu blicken.

Typhoon von Ivanhoe Electric als Game Changer?

Damit vertritt Goehring & Rozencwajg eine grundlegend andere Ansicht als die meisten Geologen, die ertragreiche Lagerstätten in der Nähe der Oberfläche als weitgehend erschlossen bzw. längst ausgebeutet betrachten. G&R verweist auf neue Technologien wie das geophysikalische Vermessungssystem "Typhoon" von Ivanhoe Electric.

Ivanhoe bezeichnet Typhoon als eine der präzisesten und leistungsfähigsten Technologien am Markt. Das System erkennt demnach das Vorhandensein von Sulfidmineralien, die Kupfer, Nickel, Gold und Silber enthalten, in Tiefen von über 1,5 Kilometern. "Mit Typhoon können wir möglicherweise Ablagerungen entdecken, die mit herkömmlichen Untersuchungsmethoden und -technologien sonst für nicht nachweisbar gehalten würden", heißt es beim Entwickler.

Wie das funktioniert? Typhoon verwendet präzise steuerbare Signale mit einem sehr hohen Signal-Rausch-Verhältnis für eine bis zu fünfmal größere Eindringtiefe als andere Geräte. "Unsere Fähigkeit, die Wellenform präzise zu steuern und abzustimmen, ermöglicht die Erfassung sowohl zeitbereichs- als auch frequenzbereichsinduzierter Polarisationsdaten (IP) und elektromagnetischer Daten (EM)", so der Hersteller.

"Realität könnte nicht unterschiedlicher sein"

James Cooper will weder die Euphorie in Bezug auf Typhoon noch die Kritik an der Bergbauindustrie teilen. Er sieht im Typhoon-System "lediglich eine Überarbeitung aktueller Systeme". So verwendeten Explorationsgeologen "seit Jahren fortschrittliche Software zur Identifizierung chemischer Anomalien im Boden und Computerprogramme zur Messung der wahrscheinlichen Geometrie von Erzkörpern".

Die Realität könne "nicht unterschiedlicher sein als die Beobachtungen von G&R". Die Mineralexploration werde seit Jahrzehnten "technisiert", Informatik spiele für dem Beruf eine wichtige Rolle, es würden seit Jahrzehnten tiefgreifende geophysikalische Untersuchungen eingesetzt. So habe Induzierte Polarisation Geologen dabei geholfen, Kupfererzkörper hunderte Meter unter der Oberfläche aufzuspüren.

Entscheidend sei jedoch die Technologie als vielmehr auf die Fähigkeit des Bedieners bei der Interpretation des Rauschens. "Was in Australien funktioniert, funktioniert nicht unbedingt in Sambia." Jede Lagerstätte sei anders, die Natur kein standardisiertes Spielfeld, das in einen Algorithmus eingefügt werden könne.

"Primitive" Geologen entdecken Lagerstätten, KoBold Metals kauft sie

Seit Jahrzehnten würden immer wieder Technologien als Game Changer angepriesen – aktuell die KI. Cooper verweist in diesem Zusammenhang auf KoBold Metals. Das Unternehmen, an dem unter anderem Jeff Bezos, Bill Gates und Richard Branson beteiligt sind, setzt KI und maschinelles Lernen für die Rohstoffsuche ein.

KoBold, so Cooper, müsse "seine erste Entdeckung noch machen". Das Unternehmen treibe jedoch keine Entdeckungen voran, sondern nutze seine Finanzstärke zum Kauf von Lagerstätten, die zuvor von "primitiven" Geologen entdeckt worden seien. Coopers Fazit: "Ein größeres Angebot wird nicht durch einen technologischen Durchbruch entstehen, sondern nur durch höhere Preise".

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